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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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aus.«
    »Die Welsh Row ist überwiegend georgianisch«, antwortete Hugh, und obwohl Sam ungeduldig auf seinem Sitz zappelte, unterbrach er seinen Großvater nicht, als dieser fortfuhr: »Aber im Zentrum ist noch eine ungewöhnlich große Zahl von Tudor-Häusern erhalten. Sie wurden alle nach dem großen Feuer von 1583 erbaut, in einem einheitlichen Stil und mit finanzieller Unterstützung von Elizabeth I., die sonst nicht gerade für ihre Großzügigkeit bekannt war. Man nimmt an, dass sie eine spanische Invasion von Irland aus fürchtete, und Nantwich war die letzte wichtige Station auf dem Versorgungsweg für die Garnison in Chester.«
    Gemma konnte schon sehen, wo Sam sein Interesse an Heimatgeschichte herhatte.
    »Das historische Zentrum ist für den Autoverkehr gesperrt«, erklärte Hugh, als sie an einer Ampel hielten, »aber nach dem Essen kann ich für euch eine kleine Führung machen, wenn ihr Lust habt. Von Juliet aus kommen wir bequem zu Fuß hin, und später gehen wir natürlich auch in die Kirche.«

    »Vor der Messe dürfte es vielleicht knapp werden«, wandte Rosemary ein wenig besorgt ein. Die Kiste mit den Zutaten für den Punsch klirrte, als sie sie auf ihren Knien zurechtrückte.
    »Also, ich hätte große Lust dazu, wenn es sich irgendwie machen lässt«, sagte Gemma zu Hugh. Sie fuhren gerade durch eine ziemlich gewöhnliche Einkaufsstraße, und als sie unter den unscheinbaren Ladenfronten aus der Nachkriegszeit eine Boots-Drogerie und einen Somerfield’s-Supermarkt entdeckte, war sie irgendwie enttäuscht. So hatte sie sich das eigentlich nicht vorgestellt, wenn Duncan von Nantwich erzählt hatte.
    Hugh bog ein wenig zu schnell nach rechts ab, sodass Rosemary sich an ihre Getränkekiste klammern musste, und dann noch einmal, ehe er in einer ruhigen Sackgasse am Straßenrand parkte. Auf der einen Seite erblickte Gemma gewöhnliche Reihenhäuser aus rotem Backstein, deren Vordächer mit funkelnden Lichterketten geschmückt waren, während die winzigen Vorgärten ebenso wie die Grünfläche in der Mitte unter einer dichten Schneedecke lagen. Auf der anderen Straßenseite erhob sich eine hohe Gartenmauer mit einem schmiedeeisernen Tor an einem Ende, und zu diesem Tor führte Hugh nun die Schar seiner Lieben, die wie dick eingemummte Gänseküken hinter ihm herstapften.
    Obwohl die Mauer dicht mit Efeu bewachsen war, konnte Gemma erkennen, dass sie aus dunklem Backstein war, ebenso wie das Haus dahinter. Nicht weit von dem Tor verlief ein schmaler, von Laubwerk überwucherter Fußweg parallel zur Straße.
    »Das Zentrum ist nur fünf Minuten zu Fuß in diese Richtung«, sagte Hugh munter, während er das Tor öffnete und mit einer Kopfbewegung auf den Fußweg deutete, aber Gemma dachte nur, dass sie hier lieber nicht allein spazieren gehen
würde. Die ganze Atmosphäre des Ortes schien ihr etwas Verschlossenes, Geheimnisvolles zu haben; der dunkle Laubtunnel; das Haus, verschanzt hinter seiner hohen Mauer wie eine Festung. Und der Anblick des Gartens war auch nicht geeignet, ihren ersten negativen Eindruck zu korrigieren. Klein und von Mauern umschlossen, war er komplett mit beschnittenen Sträuchern in verschiedenen Größen und Formen bepflanzt. Kein Stückchen Rasen, das Hunde zum Herumtollen eingeladen hätte – oder auch Kinder.
    Aber sie konnte sehen, dass alles tipptopp in Schuss war. Fußstapfen führten zur Haustür, und in den Fenstern brannte warmes Licht. Sam lief schon voraus, riss die Tür auf und rief: »Mami!«
    Doch es war Duncan, der herbeigeeilt kam, um sie zu begrüßen, und nicht Juliet. »Jules zieht sich noch um«, erklärte er, »und Caspar scheint irgendwie verschwunden zu sein.«
    »Hat Mami wirklich eine Leiche gefunden?«, platzte Sam heraus, der schon wieder ungeduldig von einem Fuß auf den anderen hopste.
    »Ja, das stimmt leider«, antwortete Duncan ernst. »Wenn sie will, kann sie euch später davon erzählen.«
    »Aber hat sie denn …?«
    Rosemary, die immer noch die Getränkekiste in den Händen hielt, fiel ihrem Enkel ins Wort. »Lasst uns zuerst die Sachen in die Küche bringen. Gemma, ich spiele mal für Juliet die Gastgeberin. Zieht eure Mäntel aus – da rechts ist ein Garderobenschrank.«
    Während Sam und Lally ihre Sachen achtlos in den Schrank stopften und Kit und Toby die ihren ein wenig ordentlicher aufhängten, nutzte Gemma die Gelegenheit, um sich ein wenig umzusehen. In dem grün gestrichenen Wohnzimmer zu ihrer Rechten erblickte sie eine

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