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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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geblieben war und den Familienbetrieb übernommen hatte.
    Er konnte nur hoffen, dass die Smiths bei der Maklerfirma eine Kontaktadresse hinterlassen hatten oder dass sie mit anderen Nachbarn freundschaftlicheren Umgang gepflegt hatten. Natürlich immer vorausgesetzt, dass sie beide noch lebten. »Es handelte sich um ein älteres Ehepaar, nehme ich an?«, fragte er. »Keine Kinder mehr im Haus?«
    »Ich weiß nur von der einen Tochter. Aber sie haben davon gesprochen, dass sie gerne näher bei ihren Enkeln wären«, antwortete Mrs. Foster. Und dann fiel der Groschen, und ihr
blieb einen Moment lang der Mund offen stehen. »Sie denken doch wohl nicht, dass die Smiths irgendetwas mit dem Kind zu tun hatten, das Sie gefunden haben? Aber das – das ist …«
    »Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.« Die Fosters selbst glaubte Babcock allerdings mehr oder weniger ausschließen zu können. Dennoch konnte er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, den beiden ein bisschen die Hölle heiß zu machen, und sei es nur um der kurzlebigen Befriedigung willen, Tom Foster für eine Weile das selbstzufriedene Grinsen ausgetrieben zu haben. »Und Sie, Mr. und Mrs. Foster?«, fragte er. »Haben Sie eigentlich Kinder?«
     
    Es hatte aufgehört zu schneien. Nur hier und da irrte noch ein einzelnes Flöckchen durch die Luft wie ein verirrtes Schaf auf der Suche nach seiner Herde. Hugh Kincaid führte Gemma durch den verschneiten Garten. Kleine Lawinen rieselten von den Zweigen, wenn er sie mit dem Jackenärmel streifte. Auf der Straße blieb er stehen und blickte zu dem Stern auf, der hell am östlichen Himmel funkelte.
    »Ich glaube, das war’s für heute«, sagte er. »Dem Schneesturm scheint die Puste ausgegangen zu sein – gerade noch rechtzeitig. Wäre schlimm, wenn ausgerechnet über Weihnachten die Straßen gesperrt wären.«
    Gemma atmete tief durch und versuchte die Atmosphäre des Hauses abzuschütteln. Die eiskalte Luft, die sie einsog, schien direkt in ihr Gehirn zu dringen und es gründlich auszulüften – vielleicht ein Effekt von Rosemarys »tödlichem« Punsch, dem sie vermutlich zu intensiv zugesprochen hatte. Sie gab sich Mühe, nicht allzu sehr zu schwanken, als sie sich zum Haus umblickte und zögernd fragte: »Bist du sicher, dass es in Ordnung ist, wenn wir gehen? Ich finde, wir sollten helfen, das Geschirr …«
    »Da mach dir mal keine Gedanken. Ich habe dir eine Stadtführung
versprochen, und das ist ja wohl das Mindeste, was ich tun kann, um den ersten Eindruck zu korrigieren, den du von uns haben musst«, antwortete Hugh gequält. Die Szene zwischen Juliet und Caspar und das Fiasko des anschließenden Abendessens klangen in dem unbehaglichen Schweigen nach, das seiner Bemerkung folgte.
    Es widerstrebte Gemma, ihn noch mehr in Verlegenheit zu bringen, indem sie seine Vermutung bestätigte – aber so zu tun, als sei der Abend reibungslos verlaufen, wäre ungefähr so verfehlt gewesen, wie einen schweren Verkehrsunfall zu ignorieren und einfach weiterzufahren. »Es muss schwierig sein«, brachte sie nach einer Weile hervor. »Für euch. Und für die Kinder.«
    Rosemary hatte zuvor dem ausufernden Ehekrach im Treppenhaus ein Ende gesetzt, indem sie wie eine Furie aus der Küche gestürmt war und die beiden angeherrscht hatte: »Es ist mir egal, worum es hier geht – ihr hört jetzt auf der Stelle damit auf und benehmt euch anständig. Die Kinder können euch hören, und ihr habt Gäste, falls ihr das schon wieder vergessen hattet.«
    Juliet war so rot geworden wie ihr Kleid und hatte sich – leider ein wenig zu spät – nach dem oberen Treppenabsatz umgeschaut. Caspar hatte seine Schwiegermutter trotzig angestarrt, als wollte er zu einer Erwiderung ansetzen, doch nach einem Moment, in dem man die Luft hätte schneiden können, war er in sein Arbeitszimmer gestürmt und hatte die Tür hinter sich zugeknallt.
    »Danke, dass du mich dran erinnerst, Mutter«, hatte Juliet steif erwidert, aber ohne erkennbaren Sarkasmus, um dann in Richtung Küche zu gehen. Dort hatte sie das Essen fertig gemacht und Duncan den Tisch decken lassen, alles ohne ein überflüssiges Wort. Den Kopf erhoben, den Rücken so steif, als hätte sie einen Besenstiel verschluckt, schien sie vor unterdrückter Anspannung und Wut regelrecht zu vibrieren.

    Gemma hätte sie gerne in den Arm genommen oder ihr ein paar aufmunternde Worte gesagt, aber sie wusste einfach nicht, wie sie sich dieser Frau nähern sollte, die sie

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