So will ich schweigen
also, Sie haben nichts gesehen?«
Der Widerstreit zwischen dem Wunsch, sich wichtig zu machen, und der Erkenntnis, dass es klüger wäre, sich aus der Sache herauszuhalten, war Fosters Gesicht deutlich anzusehen. Die Vorsicht trug den Sieg davon. »Nein. Nein, ich wüsste nicht, was.«
»Wann genau haben Sie das Grundstück an die Bonners verkauft?«
Foster dachte so konzentriert nach, dass sein rundliches Gesicht einer überreifen Pflaume kurz vor dem Platzen glich. »Muss jetzt fast ein Jahr her sein. Nach Weihnachten. Dieser alte Klotz – wir waren sicher, dass die Bonners alles plattmachen und neu bauen würden. Und dann so ein unerfahrenes Mädchen für die Bauarbeiten zu engagieren – was haben sie sich bloß dabei gedacht? Das haben wir ihnen auch ins Gesicht gesagt, aber sie haben nicht auf uns gehört. Die haben den Verstand verloren, wenn Sie mich fragen.«
Juliet Newcombe musste Ende dreißig sein, rechnete Babcock nach, und er hatte so seine Zweifel, ob sie es als Kompliment auffassen würde, wenn man sie als »Mädchen« bezeichnete. »Und warum haben sie sich gegen Ihren Rat für Mrs. Newcombe entschieden?«
»Empfehlung von unserem hochwohlgeborenen Herrn Nachbarn«, sagte Foster und schwenkte den Daumen in Richtung Hauptstraße. »Dutton. Piers Dutton. Obwohl, Lord Dutton wäre ihm wahrscheinlich lieber, wenn Sie mich fragen.«
»Wir haben ihn sicher ein halbes Dutzend Mal zu einem Drink eingeladen, und immer hatte er irgendeine Ausrede«, fügte Mrs. Foster hinzu, und ihre hohe Stimme bebte vor Entrüstung. Babcock empfand eine gewisse Sympathie für den Nachbarn, belagert von den Fosters, die als gesellschaftliche Aufsteiger sicherlich nur auf eine Gegeneinladung in sein viktorianisches Herrenhaus spekuliert hatten.
Piers Dutton … ungewöhnlicher Name, dachte er. Dann klickte es in seinem Kopf, und er wusste wieder, wo er ihn schon einmal gehört hatte. Piers Dutton war Caspar Newcombes Partner. Vielleicht war Dutton den Bonners gegenüber aufgeschlossener gewesen, und es war nur natürlich, dass er seinen neuen Nachbarn die Frau seines Geschäftspartners empfohlen hatte – allerdings musste er auch ein gewisses Vertrauen in Juliets fachliche Kompetenz gehabt haben, wenn er an einer dauerhaft guten Beziehung zu den Bonners interessiert war.
»Und die Leute, denen das Anwesen vorher gehört hat? Die Smiths, so hießen sie doch? Wenn Sie mir sagen könnten, wie ich sie erreichen kann …«
»Aber wir haben schon seit Jahren nichts mehr von ihnen gehört«, sagte Mrs. Foster. »Nicht wahr, Tom?« Babcock ordnete sie in die Kategorie Frau ein, die sich ohne den Segen ihres Mannes nicht einmal darauf festlegen würde, dass draußen die Sonne schien. Als Foster nickte, fuhr sie fort: »Wissen Sie, sie hatten die Immobilie gerade auf den Markt gebracht, als wir uns hier umzusehen begannen. Sie hatten sich eigentlich in aller Ruhe etwas Neues suchen wollen, aber so sind sie gleich ausgezogen und haben erst einmal eine Wohnung gemietet – hier in Nantwich, das weiß ich noch. Wir haben ihnen damals im ersten Jahr eine Weihnachtskarte geschickt, aber danach haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört.«
»Wissen Sie zufällig, wo sie sich niederlassen wollten?«, fragte
Babcock. Wie kam es, dass die scheinbar einfachsten Dinge sich immer wieder als so schwierig erwiesen?
»Ich weiß, dass sie eine erwachsene Tochter in Shropshire hatten, aber sie hatten sich noch nicht entschieden, was sie machen wollten. Ich weiß nur, dass sie die Landwirtschaft satthatten und dass der Verkauf des Anwesens ihnen so viel eingebracht hatte, dass sie sich bequem zur Ruhe setzen konnten.«
»Wenn Sie die Adresse dieser Mietwohnung für mich hätten – vielleicht haben sie ja einen Nachsendeauftrag erteilt.«
Mrs. Foster sah ihn mit kummervoller Miene an. »Aber wieso sollte ich die denn aufheben – wo wir doch im Jahr darauf keine Karte von ihnen bekommen haben?«
»Ja, ich verstehe.« Babcock hatte eine deprimierende Vision einer Liste der Empfänger von Weihnachtspost, von der die Namen der Antwortverweigerer alle Jahre wieder gnadenlos gestrichen wurden. »Und was ist mit dem Immobilienmakler, der den Verkauf abgewickelt hat?«
»Craddock & Burbage, in der High Street«, antwortete Foster.
Babcock notierte sich den Namen, wenngleich er kaum befürchten musste, ihn zu vergessen. Jim Craddock war wie Duncan Kincaid ein alter Schulkamerad von ihm – einer, der im Gegensatz zu diesem in Nantwich
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