So wirst du stinkreich im boomenden Asien: Roman (German Edition)
empfand, obwohl du ihr gesagt hast, dass die Reise wegen der Überschwemmungen zu beschwerlich für sie wäre. Sie ist schockiert, dass du sie bei so einem wichtigen Ereignis nicht dabeihaben willst, wobei sie nicht weiß, dass dein wahrer Grund der war, deine ärmliche Herkunft ein wenig zu verbergen.
Während du, langsam, durch unzählige Verstopfungen, zurückfährst, immer wieder absteigst, um mitzuhelfen, Fahrzeuge aus dem tückischen Schlamm zu schieben, wirst du erneut an die tiefe Kluft zwischen Land und Stadt erinnert, an die Intensität, mit der hier die Blicke einer Ziege folgen, der einzigen überlebenden ihrer fortgeschwemmten Herde, während dort das Leben weitgehend unverändert bleibt.
Ein paar Tage später erhält der jungenhafte Killer erneut Anweisungen, dir aufzulauern. Er wäscht sich und zieht sich an wie gewöhnlich, hört dabei Filmlieder in seinem Radio, einem Werbegeschenk in Form einer Limonadendose, und rasiert sich über der Oberlippe in der Erwartung, eines Tages dort einen Schnurrbart zu provozieren. Seine Mutter und Schwester sagen ihm Lebewohl. Er ist gerade knapp bei Kasse, daher kauft er nur eine kleine Menge Benzin für sein Motorrad und eine lose Zigarette. Er wählt eine Kreuzung auf deiner Strecke mit einem riesigen Werbeplakat für eine antibakterielle Seife und wartet rauchend, eine neue Angewohnheit, die ihn vergessen lässt, dass er Hunger hat. Sein Handy piept, um ihm mitzuteilen, dass du bald kommst.
Der Killer ist in Gedanken bei einem T-Shirt, das er schon länger gern hätte, lila, mit einem psychedelischen Falken darauf, aber als er heute bei dem Geschäft vorbeifuhr, war es weg, und der Besitzer sagte, es sei verkauft. Er wünscht, er hätte es sich kaufen können. Er hätte sich das Geld leihen sollen. In seinem Viertel ist ein Mädchen mit Grübchen, aber er hatte noch nicht den Mut, sie anzusprechen, und sie scheint ihn nie wahrzunehmen, aber bestimmt wäre er ihr in dem T-Shirt aufgefallen.
Auch du denkst an eine Frau, als du dich der Kreuzung näherst, erinnerst dich an die Fantasiespiele, die du früher mit deiner Schwester gespielt hast. Ein Lastwagen vor dir hat einen Container geladen, und seine Bremsen quietschen, als er langsamer wird. In diesem Lärm siehst du den Killer auf dich zukommen, du drehst dich zu deinem Leibwächter, aber der hat schon begriffen. Er schießt dreimal durch die Windschutzscheibe. Der Killer bricht zusammen. Du willst schon los, doch dein Leibwächter öffnet die Tür und tritt auf die Straße. Eine der Kugeln hat ein lockenhaariges Stück Schädel abgerissen. Es liegt nicht weit von dem Killer entfernt, der noch um Atem ringt. Dein Leibwächter feuert ihm mehrmals in Gesicht und Brust, dann macht er ein Foto mit dem Handy. Er setzt sich wieder neben dich und weist dich an zu fahren, und als du ihn nicht gleich verstehst, wiederholt er es, und du gehorchst rasch.
Du hältst an einer verlassenen Straße, worauf dein Leibwächter mit dem Steckschlüssel aus deinem Wagenheber-Set gegen die beschädigte Windschutzscheibe haut, sie wie eine Eierschale zerbricht. Mit beiden Füßen drückt er sie von innen hinaus und trägt sie zu einem Müllhaufen. Eine feuchte Brise lässt auf dem Nachhauseweg deinen Kragen flattern, und in dieser Nacht hast du deinen Revolver unterm Bett und kannst nicht schlafen. Du fragst dich, was jetzt passiert, ob gewaltsame Rache an dir geübt wird, eine Aussicht, die durch deine lebhaften Erinnerungen an den toten jungen Killer noch konkreter wird.
Doch später teilt dir der Boss der Gruppe mit, das Foto sei zusammen mit einem Schreiben dem Geschäftsmann übermittelt und eine Einstellung seiner Drohungen gegen dich vereinbart worden. Du weißt nicht, ob du dem völlig glauben sollst oder ob da vielmehr eine größere Sache abläuft, aber dein Leibwächter wird abgezogen, und so beginnst du nach Monaten wieder, dich allein zu bewegen, hoffst das Beste, regelst aber auch deine Angelegenheiten, falls es doch anders kommt.
Dein Geschäft floriert, und bald wird der ganze Vorfall, wenn nicht schon eine ferne Erinnerung, so doch keine drängende Sorge mehr. Du arbeitest viel, kehrst spät zu deiner Frau zurück und konzentrierst dich auf deine unmittelbaren Aufgaben. Von Zeit zu Zeit denkst du an das hübsche Mädchen, und sie denkt an dich, doch sie lässt nichts von sich hören, unterdrückt den Drang, wenn sie ihn spürt, will sich nicht in dein Glück mit deiner Frau einmischen, und du verhältst dich
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