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So wirst du stinkreich im boomenden Asien: Roman (German Edition)

So wirst du stinkreich im boomenden Asien: Roman (German Edition)

Titel: So wirst du stinkreich im boomenden Asien: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohsin Hamid
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ebenso, aus demselben Grund. Aber selbst derart unverbunden mischt sich das hübsche Mädchen eben doch ein, denn du bist nicht fähig, dich deiner Frau vollkommen zu öffnen, du siehst in ihr Erinnerungen an das hübsche Mädchen, als wäre das hübsche Mädchen zu deiner archetypischen Frau geworden, wovon deine Frau nur ein Abklatsch sein kann, hörst im Lachen deiner Frau und fühlst zwischen ihren Beinen Echos des hübschen Mädchens, schmerzhafte Echos, die bewirken, dass du dich abschottest und fernhältst.
    Du versuchst, es materiell zu kompensieren, kaufst deiner Frau eine teure Halskette, ein Nichts natürlich verglichen mit denen, die von Erbinnen und Promis getragen werden, aber immerhin von einer bescheidenen Pracht, die weder sie noch du zuvor besessen haben, und dieses Geschenk erfreut sie, doch ihre Hoffnung, dass deine Geste von der echten Zärtlichkeit begleitet wird, nach der sie sich sehnt, vergeht schnell, und die Halskette bleibt in ihrer Box, ungetragen außer an diesem oder jenem Abend im Jahr.
    Zunehmend nimmt deine Frau eine verstörende Aufmerksamkeit von zahlreichen jungen Männern an der Universität wahr, auch das eigene Verlangen, sie manchmal zu erwidern, das sie aber rasch unterdrückt, da sie in dem Glauben an die Unverletzlichkeit der Ehe erzogen worden ist, und so kleidet sie sich züchtiger und verhüllt sogar ihr Haar, wenn sie das Haus verlässt, womit sie eine Barriere zwischen sich und der Begierde um sie herum errichtet und damit auch eine gewisse innere Ruhe erzeugt.
    Wie du so neben ihr im Bett liegst, ohne Berührung, unten rattert ein neu aufgestellter kleiner Generator, der euch beide vor Stromausfällen schützt, und den Kopf auf einem Handtuch, weil Alter und Haltungsschäden dir immer wieder einen steifen Nacken bescheren, kommt dir nicht in den Sinn, dass die Liebe deiner Frau dir entgleiten könnte oder dass du sie, ist sie erst weg, vermissen könntest.

8
    FREUNDE DICH MIT EINEM BÜROKRATEN AN
    Kein Selbsthilfebuch ist vollständig, ohne unser Verhältnis zum Staat zu berücksichtigen. Denn gäbe es eine kosmische Liste der Dinge, die uns, Leser und Autor, verbinden, eine Liste, die, für uns sichtbar, in die Ferne abrollt ähnlich dem Vorspann eines monumentalen Science-Fiction-Films, dann stünde hell leuchtend darauf, dass wir in einem finanziellen Universum existieren, das massiven Gravitationskräften von Staaten ausgesetzt ist. Staaten zerren an uns. Staaten verbiegen uns. Und unermüdlich versuchen Staaten, unsere Kreisbahn zu bestimmen.
    Man könnte daher annehmen, dass der verlässlichste Weg, stinkreich zu werden, der ist, den überlichtschnellen Marketingantrieb zu zünden und in Geschäftsnebel zu düsen, die dem herrschaftlich wirtschaftlichen Zugriff des Staates so fern wie nur irgend möglich sind. Doch das wäre falsch. In der barbarischen, von der Staatsmacht am weitesten entfernten Ödnis Unternehmer zu sein ist ein gefahrvolles Unterfangen, ein ständiger Kampf, eine Sache von Töten oder Getötet werden und mit wenig Erfolgsgarantie.
    Nein, ein weit vernünftigerer Ansatz ist es, die Staatsgewalt zum persönlichen Nutzen einzuspannen. Zwei verwandte Kategorien von Akteuren verstehen das schon seit langem. Bürokraten, die eine Staatsuniform tragen, dabei aber insgeheim ihre Privatinteressen verfolgen. Und Banker, die eine private Uniform tragen, dabei aber insgeheim vom Staat unterstützt werden. Daher brauchst du die Hilfe von beiden. Doch im boomenden Asien folgen Banker gern, wo Bürokraten führen, daher hängt dein anhaltender Erfolg entscheidend davon ab, dich mit dem richtigen Bürokraten anzufreunden.
    Jetzt sitzt du vor ihm in seinem Regierungsbüro, es ist geräumig, aber schäbig, wie solche Büros eben sind, mit verstaubten Fenstern, gerahmten Porträts zweier Staatsmänner, der eine tot, der andere lebend, und klobigen hölzernen Sitzmöbeln, die gepolstert werden müssten und, wenn umgruppiert, mit Leichtigkeit die doppelte Anzahl von Besuchern aufnehmen könnten, die durch ihre gewichtige und ineffiziente Weigerung, dies zu tun, aber ein lautes und eindeutiges Willenssignal aussenden. Viele Bestechungsgelder sind geflossen, um dieses Treffen zu ermöglichen, vor allem an den Privatsekretär des Bürokraten, ohne dessen Einwilligung sich wohl nie ein Termin in seinem Kalender auftut, und so bist du also hier, beim Oberboss persönlich, um dein Anliegen vorzutragen.
    Der Bürokrat zündet sich in Missachtung der

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