So wirst du stinkreich im boomenden Asien: Roman (German Edition)
ist. Du klappst das Handschuhfach auf. Dein Revolver. Nutzlos.
Das Ultimatum, das du gerade erhalten hast, kommt von einem reichen Geschäftsmann, er gehört zum Establishment der Stadt und besitzt unter anderem ein konkurrierendes Tafelwasserunternehmen, in dessen Revier du expandiert hast. Er ist mächtig und hat beste Verbindungen. Also hast du Angst, aber es ist nicht nur Angst, du bist auch wütend, du schäumst vor Wut, und beide Emotionen zusammen bewirken, dass du beim Fahren zitterst und immer wieder denkst, wobei du die aufsteigende Furcht bekämpfst: Dem Wichser zeig ich’s, dem zeig ich’s.
Wie du es ihm aber zeigen willst, bleibt unklar.
Du hältst vor deinem Haus, einem neugebauten Stadthaus in einer unfertigen, mittelpreisigen Siedlung, es ist einer von vier möglichen Entwürfen, die sich in mehreren Zwölferblocks wiederholen. Die Bäume in deiner Straße sind noch klein, kniehoch, zur Stütze gegen den Wind an Holzpfähle gebunden. Als deine Frau dir aufmacht, sieht sie dich besorgt an und fragt, was denn geschehen sei. Du sagst, es sei nichts, vielleicht hättest du etwas Falsches gegessen. Am späteren Abend hört sie, wie du dich im Badezimmer übergibst.
Deine Frau ist unlängst zwanzig geworden und daher etwas weniger als halb so alt wie du. Sie glaubt, dass sie ungeachtet des Altersunterschieds gut geheiratet hat, der Abstand ist derselbe wie der zwischen ihren Eltern. Sie ist in besseren Verhältnissen aufgewachsen als du, aber nicht in so bequemen, wie sie sie gegenwärtig genießt. Das, findet sie, war zu erwarten, denn mit ihrer blassen Haut und dem breiten, sinnlichen Mund hat sie immer als Schönheit gegolten, und bei arrangierten Ehen hat so ein Aussehen seinen Preis.
Als Gegenleistung für ihre Zustimmung zu der Vereinbarung, die von deinem Buchhalter und dir ausgehandelt wurde, stellte sie zwei Bedingungen, erstens, dass sie ihr Studium beenden dürfe, ein längeres Jurastudium, und zweitens, dass ihr nicht auferlegt werde, während des Studiums Kinder zu bekommen. Diese Bedingungen hat sie zum einen deshalb gestellt, weil sie sie erfüllt haben wollte, zum anderen, um ihre Macht zu testen. Du hast eingewilligt und hältst dich daran.
Während der Verhandlungen hat sie, wie sie meinte, auch dein Begehren getestet. Dessen ist sie sich inzwischen allerdings nicht mehr so sicher. Denn war Sex in den ersten Wochen eurer Ehe ein tägliches, zuweilen gar zweimal tägliches Ereignis, ging er schnell auf einen Rhythmus von ungefähr einmal alle vierzehn Tage zurück. Das erklärt sie sich damit, dass du ein Mann in den Vierzigern bist, auch wenn das Erlebnis deiner anfänglichen Raserei bei ihr gewisse Zweifel hinterlässt. Gleichwohl schaut sie weiterhin zu dir auf und fühlt sich bereit, falls du die Flamme der romantischen Liebe in ihr wecken willst, auch wenn sie sich allmählich fragt, wann du dir die Zeit dazu nehmen willst.
An dem Tag, als du dem hübschen Mädchen eine SMS schicktest, um sie über deine bevorstehende Heirat zu informieren, war das hübsche Mädchen, wo ihr in den letzten Jahren doch so wenig gesprochen hattet, vom Ausmaß ihrer Trauer überrascht. Sie war sich ihrer Erwartung, dass du immer auf sie warten würdest, nicht bewusst gewesen, und auch wenn ihre Gedanken gelegentlich bei Erinnerungen an dich verweilten, hatte sie doch keine besonderen Pläne für weitere Begegnungen wie jene an dem Abend im Hotel. Daher traf ihre Trauer sie unvorbereitet. Dennoch antwortete sie dir und wünschte dir Glück. Und dann tat sie wie immer ihr Möglichstes, die Gefühle in den Griff zu bekommen und sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
Eine beliebte Kochsendung im Fernsehen hat dem hübschen Mädchen beträchtlichen Erfolg beschert, was umso bemerkenswerter ist, als sie nie eine besondere Köchin war. Doch sie gibt die kesse Kochfrau, die wie von der Straße redet und eine pikante Nouvelle-Street-Cuisine präsentiert, wobei sie die Dialekte ihrer Kindheit mit den Fertigkeiten der ihr assistierenden Köche zu etwas Charmantem und sehr Profitablem verbindet.
Sie lebt allein in einem eleganten, minimalistischen Bungalow nicht weit vom Meer und ist nach einem Knick in ihrem Aufstieg wieder mit einem großzügigen Einkommen gesegnet. Ihre Angst vor einer Rückkehr zur Armut ist gewichen. Sie erkennt, dass ihre Prominenz auf dem Fundament ihrer Erscheinung gründet, und sie ist nicht dumm, nicht blind gegenüber der Realität, dass Erscheinungen sich ändern. Aber sie
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