So wirst du stinkreich im boomenden Asien: Roman (German Edition)

glaubt, dass es Wege gibt, die Prominenz von ihrem Fundament zu lösen, ja, dass die Prominenz ab einem bestimmten Punkt gleich einer Wolke gewissermaßen ihr eigenes Fundament werden kann, wabernd, autark, resolut schwebend. Unbelastet von den Verpflichtungen erweiterter Monogamie widmet sie diesem Ziel, den unablässigen Werbekampagnen, denjenigen, die ihre Zukunft stützen werden, außerordentlich viel Zeit. Mit anderen Worten, ihren Zuschauern.
    Zu diesen Zuschauern gehört auch deine Frau, die das hübsche Mädchen liebenswert findet, wie eine coole Tante, und ihre Rezepte einfach und schmackhaft. Daher erlebst du häufig, wenn du nach Hause kommst, dass das hübsche Mädchen im Wohnzimmer mit deiner Frau spricht, die eine die andere über den Äther hinweg fest im Blick, und wenn du deine Frau dann naturgemäß in brüskem Ton bittest umzuschalten, tut sie dies mit einem Lächeln in der Annahme, dass du als typischer Macho kein Interesse an den Wundern der kulinarischen Kunst hast.
    Von der Warnung mit vorgehaltener Waffe sagst du deiner Frau nichts, allerdings veranlasst sie dich, um eine Audienz beim örtlichen Boss einer bewaffneten Gang zu bitten, der du und andere Kaufleute in deiner Gegend Schutzgeld bezahlen. Persönlich hast du ihn noch nicht gesehen, doch als Mitglied desselben Clans kannst du damit rechnen, dass er sich zu einem Treffen bereit erklärt, und tatsächlich lässt er dich auch nicht lange warten.
    Die Begegnung findet in einem unscheinbaren Haus statt, das nur dadurch auffällt, dass zwei Männer mit Sturmgewehren davor herumstehen. Der Boss der Gruppe sitzt auf einem Teppich unter einem langsam rotierenden Ventilator. Er erhebt sich, gibt dir die Hand, ein verstümmelter, aber verheilter Fortsatz, an dem zwei Finger fehlen, und mustert dich prüfend. Nachdem du dich neben ihm niedergelassen hast, schilderst du ihm deine Notlage.
    Der Boss der Gang ist geneigt, dir zu helfen, erstens, weil du bezahlen wirst, zweitens, weil du zum Clan gehörst, drittens, weil er dich als Underdog sieht und sich als Verteidiger von Underdogs betrachtet, und viertens, weil der Geschäftsmann, der dich bedroht hat, einer Sekte angehört, die der Boss der Gang der Ausrottung für wert erachtet. Aber davon sagt er dir nichts gleich. Vielmehr teilt er dir seine Entscheidung erst am folgenden Tag mit, nachdem er inzwischen, da er ja mittleres Management ist, mit seinen Vorgesetzten konferiert hat, und auch, um dich schwitzen zu lassen.
    Du bekommst zu deiner persönlichen Sicherheit einen Leibwächter und die nicht näher ausgeführte mündliche Garantie für weitere Maßnahmen, sollte die Lage eskalieren. Der Leibwächter erscheint unangekündigt in deinem Büro, und er ist so ruhig und still, praktisch wie auf Opium, aber mit scharfen, humorlosen Augen. Er ist ungefähr in deinem Alter, aber deutlich schwerer, er hat eine Wampe und vier Silberzähne. Du kannst ihn dir nicht als Vater oder Ehemann vorstellen, also fragst du ihn nicht nach seiner Familie, und auch er macht keinen Smalltalk. Er verbringt die Nächte bei dir, aber selbst wenn er außerhalb der Wohnung ist, in deinem einzigen, ansonsten unbelegten Bedienstetenzimmer, beunruhigt es dich, dass dieser Mann in der Nähe deiner Frau lebt.
    Sitzt er mit dir in deinem Wagen, spannt der Leibwächter geräuschvoll seine Automatic zwischen den Beinen, sei es um des Effekts willen, um seine Reaktionszeit zu verbessern oder einfach aus Gewohnheit, da bist du dir nicht ganz sicher. Du fragst dich, ob es ein Fehler war, ihn zu engagieren, da die Kosten horrend sind und er dich außerdem nervös macht. Aber wie du es siehst, sind deine einzigen Alternativen, die Drohung zu ignorieren, was Selbstmord bedeuten könnte, oder einzuknicken und dich deinem Rivalen zu unterwerfen, was unfair wäre und deinen Stolz verletzen würde. Einmal, als du bewusst an der ummauerten Villa des Geschäftsmannes vorbeifährst, ein erstklassiges Grundstück auf einem halben Hektar in einem gediegenen Viertel, siehst du ihn kurz durch ein sich schließendes Tor, wie er auf seinem Rasen Power-Walking macht. Sein grauer Trainingsanzug und die blauen Hanteln evozieren für dich einen bestimmten Typus von Filmschurken, und das bestärkt dich in deiner Entschlossenheit, dich nicht widerstandslos zu ergeben.
    Deine Frau weiß, dass etwas dich bedrückt, da sie dich als distanziert und ungewöhnlich reizbar erlebt, und sie begreift natürlich auch, dass ihr Mann sich nicht ohne besondere