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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Strack
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nicht viel, außer sich selbst darzustellen und emotionslos in die Kamera zu lächeln, auch noch nachdem man es mit ein paar Gläsern Wodka übertrieben hat. Die verschiedenen Sprachen habe ich bereits als Kind, beziehungsweise in den letzten Jahren, gelernt. Das ist so eine Art Hobby von mir.
    Nun zu dir: Warum verbringst du deine Zeit mit einem Job, der dir offenbar keinen Spaß macht?
    Bye for now,
Jamie
    Betreff: The secret of jobs
    29. März um 12:02
    Lieber Jamie,
ich bin beruhigt, dass ich mit der Bürde einer fleißigen Arbeiterin nicht komplett alleine auf dieser Welt bin. Es tut gut zu wissen, dass es mehr von uns gibt.
    Warum ich hier arbeite, frage ich mich auch immer wieder. Ich fürchte, die einzig wahre Antwort darauf ist, dass ich es einfach nicht geschafft habe, meinen Traum zu verwirklichen. Daran bin ich aber selber schuld, also genug der Jammerei.
    Deine Nachricht hat mich ziemlich zum Lachen gebracht (was übrigens mit einem furchtbar bösen Blick meiner Kollegin gestraft wurde): Der Gedanke, mir meine Kollegen als Schimmelherde vorzustellen, ist so treffend. Sie faulen tatsächlich völlig unbekümmert vor sich hin.
    Ich wünsche dir einen tollen, nicht allzu stressigen Tag. Alles Liebe, Marie
    ***
    Der Nachmittag verlief ähnlich freudlos wie der Vormittag. Dr. Hagenborn wies mich an, Norbert erneut in seinem Sachgebiet zu unterstützen und das, obwohl ich mir vorgenommen hatte, die erste Lieferung des übermotivierten Herrn Köppe durchzusehen. Mein Kollege teilte mir mit einem selbstgefälligen Grinsen einen wankenden Haufen Clippings zu, den ich genervt und stoisch weiterverarbeitete. Einscannen, Formular ausfüllen, in der Abgabeliste vermerken und wieder von vorne anfangen.
Ätzend
.
    Als ich abends nach Hause kam, war ich so unzufrieden wie schon lange nicht mehr. Missmutig schob ich mir ein Nudelgericht in den Ofen, schaltete den Fernseher ein und legte mich mit Fox und meinem Laptop aufs Sofa. Eine neue Nachricht von Jamie erwartete mich bereits.
    Betreff: Molded collegues
    29. März um 20:02
    Dear Marie,
es freut mich zu hören, dass deine schimmelnde Kollegin zumindest noch so fit ist, dass sie dich böse angucken kann.
    Was arbeitest du eigentlich dort in dem ansonsten arbeitsfaulen Büro? Und warum verwirklichst du deinen mysteriösen Traum nicht, den du vermutlich nur angedeutet hast, um mich dazu zu bringen, über dich nachzudenken?
    Enjoy your evening,
Jamie
    Betreff: schimmelnde Kollegen
    29. März um 20:23
    Lieber Jamie,
das mit meinem Traum ist eine lange Geschichte, die ich dir nicht unbedingt antun möchte. Lass uns lieber über etwas Schöneres reden – wobei ich natürlich neugierig bin, was bei deinen Überlegungen zu meiner Person herausgekommen ist! Welche Art Traum traust du mir denn zu?
    Und jetzt beantworte ich noch deine Frage: Ich arbeite als Bürokauffrau in der Zweigstelle eines großen Unternehmens, für das wir bestimmte Zeitungs- und Zeitschriftenausschnitte aufbereiten. Im Klartext: Wir fangen die Meinung der Medien ein und erstellen Pressespiegel. So etwas kennst du vielleicht
    Ich kümmere mich dort überwiegend um personelle Angelegenheiten und den Onlinebereich und kann wohl von Glück sagen, dass ich noch die interessantesten Aufgaben abbekommen habe. Meine Kollegen haben es nicht so gut getroffen – sie tippen den ganzen Tag stupide auf denselben Textmasken herum.
    Und wo überarbeitest du dich?
    Alles Liebe,
Marie
    Betreff: Dreams
    29. März um 20:29
    Ja, woran habe ich gedacht, als du deinem Traum erwähnt hast? Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher. Einerseits stelle ich mir dich als starke Frau vor, die sich mit Sicherheit ein sehr hohes Ziel gesetzt hat. Bundeskanzlerin vielleicht?
    Oder Managerin? Andererseits könntest du auch so jemand sein wie ich; jemand, der gut darin ist, Reden auf Papier zu bringen, für den es ihm in der Realität an Mut fehlt. Deshalb habe ich einen kreativen Beruf gewählt: Im Zweifelsfall kann ich anderen die glanzvolle Show überlassen und selbst im Hintergrund arbeiten, wenn mir der Druck zu groß wird. Aus irgendeinem Grund vermute ich, dass auch dir so etwas vorschwebt. Du möchtest zwar etwas erreichen, aber viel mehr für dich, als für eine Schar Untergebener oder eine Menge, die dir zujubelt. Willst du in einen kreativen Beruf? Vielleicht Schriftstellerin oder Künstlerin?
    Betreff: Gänsehaut
    29. März um 20:35
    Ich bin beeindruckt. Deine Menschenkenntnis ist nicht übel …
    Und was ist mit deiner

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