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von dir haben?«
»Tja«, murmelte ich, »keine Ahnung.«
Ich klickte auf die Datei, nur um Sekunden später entsetzt auf den Bildschirm zu starren.
»Sag mal, sind das nicht deine Kleider?«
Wie bitte?
Was machten meine Kleider, Taschen, Gürtel und Pumps auf einem Flyer?
»Das ist ja der Wahnsinn«, ereiferte Thomas sich. »Du hast mir gar nicht erzählt, dass du Werbung für deine Sachen machst.«
»Mache ich ja auch nicht.« Ich betrachtete befremdet den dunkelgrünen Hintergrund, auf dem meine geschneiderten Stücke wie von Geisterhand mit weiß-gelbem Spotlicht angestrahlt wurden. In goldenen Lettern stand ganz oben auf dem Flyer M ARIE E MILIE L AU D ESIGN .
Außer dem aufwendig mit Perlen und Pailletten bestickten Kleid, das ich erst vor wenigen Wochen fertiggestellt hatte, funkelten auf dem Bildschirm auch zwei Paar glitzernde Pumps mit Schmetterlingsapplikationen. Daneben war eine weite, hellgrüne Chiffontunika zu sehen, direkt darunter zwei Gürtel – einer grasgrün mit Perlen, der andere aus lilafarbenem Leder und mit Muscheln und Pailletten bestückt – und zwei dazu passenden Taschen.
»Ach nein? Und wer hat dann diesen Flyer entworfen? Der sieht richtig professionell aus«, staunte Thomas. Und er hatte recht: Der Flyer war toll. Meine Klamotten wirkten in echt vermutlich nicht annähernd so imponierend und glamourös wie auf dieser Collage.
»Hier steht immerhin deine E-Mail-Adresse als Kontaktmöglichkeit. Nun tu doch nicht so. Irgendjemand muss das Ganze schließlich in Auftrag gegeben haben.«
»Ich war es jedenfalls nicht«, erwiderte ich tonlos. Mein Blick hing weiterhin in den schillernden Farben fest.
»Okay, das würde ja eigentlich auch gar keinen Sinn machen. Warum solltest du ausgerechnet in England mit deiner Promotion anfangen?«
»Wie meinst du das?«
»Naja, die Kurzbeschreibungen der Kleider sind auf Englisch, die Anfrage von dieser Issy kommt aus England … Hast du deine Entwürfe vielleicht irgendwelchen Firmen oder Agenturen geschickt?«
»Nein«, antwortete ich gedehnt. Ich würde mich hüten, meine stümperhafte Anfängerkollektion bei namenhaften Institutionen einzureichen – und erst recht würde ich keine Agentur im Ausland damit beauftragen, für mich eine Werbekampagne zu schalten.
»Seltsam. Wem hast du die Fotos von deinen Kleidern denn gegeben? Hatte irgendeiner aus diesem Kreis
zufällig
etwas mit Werbung zu tun?« Thomas formulierte es zwar wie eine Frage, doch eigentlich schien er die Antwort schon zu kennen.
Ich brauchte eine Sekunde länger, um zu begreifen, worauf er hinaus wollte.
»Du glaubst doch nicht, dass Jake das war?«
Thomas hob die Schultern und grinste. »Wer sonst?«
***
Der restliche Abend rauschte wie eine vom Sturm gepeitschte Wolke an mir vorbei. Ich war fassungslos darüber, dass Jake meine Bilder heimlich zu einer Kampagne zusammengeschustert hatte und die Flyer offenbar auch noch schamlos verteilte. Das war doch sicher hochgradig strafbar – vor allem für mich, denn es war mein Name, der darauf stand und den das Gewerbeamt oder die Steuerbehörde finden würde. Und dabei verkaufte ich nicht einmal etwas!
Grr …
So etwas konnte Jake doch nicht machen!
Ich antwortete sowohl Nancy als auch Issy, dass es sich um ein Missverständnis handelte, doch schon kurze Zeit später trudelten weitere Nachrichten ein. Insgesamt sieben Frauen erkundigten sich nach verschiedenen Stücken. Thomas bekam leuchtende Augen.
»Marie, du hast immer darauf gewartet, dass man deine Sachen kaufen kann. Das hier ist deine Chance. Neun Anfragen und das an einem Freitagabend innerhalb von zwei Stunden! Das ist doch klasse!«
»Und selbst wenn es hundert wären, Thomas, ich kann denen doch nichts anbieten … Wer weiß, ob das nicht nur ein Scherz ist.« Womöglich wollte Jake mir nur zeigen, dass ein
Baker
sich nicht ungestraft abservieren ließ.
»Ach Marie, das glaubst du doch wohl selbst nicht! Gib mal her.« Thomas nahm den Laptop vom Tisch und stellte ihn sich auf den Schoß.
»Was schreibst du denn da? ‚Thank you for your kind message. I'm happy to tell you that you will soon be able to order the dress you asked for in my internetshop
Marie Emilie Lau Design
.’ Thomas, was soll das? Ich habe keinen Internetshop und selbst wenn doch,dürfte ich darüber keine Geschäfte abwickeln!«
Erst im letzten Jahr hatten wir auf der Arbeit für eine Rechtsanwaltskanzlei Zeitungsausschnite über einen Jungunternehmer sammeln müssen, der durch
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