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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Strack
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Pressemeldungen wie wild auf seinen Internetshop aufmerksam gemacht hatte – leider hatte er jedoch nicht daran gedacht, ein Gewerbe anzumelden und seine Gewinne munter am Staat vorbeigeschleust.
    »Du hast
noch
keinen Internetshop. Den baue ich dir gerne zusammen, wenn du mir ein paar nette Fotos und Beschreibungen von den Sachen mailst, die du verkaufen wollen würdest. Und währenddessen kümmerst du dich um ein Kleingewerbe.« Thomas' olivgrüne Augen leuchteten vor Aufregung, als er weitersprach. »Marie, Jake hat da etwas Fantastisches angestoßen, auf das wir beide selbst schon viel früher hätten kommen können. Versuch' es doch einfach mal! Und wenn du Erfolg hast, kannst du in Hagenborns Saftladen kündigen und endlich das machen, was du schon immer wolltest.«
    »Und das wäre? Einmal im Monat ein Kleid verkaufen, das ich ohne fachmännische Basics geschneidert habe? Ich habe doch überhaupt keine Referenzen und arbeite viel zu unprofessionell, als dass ich mit Erfolg einen Internetshop betreiben könnte.«
    »Mach dich nicht so klein, Marie. Du bist talentiert – und soweit ich das als Mann beurteilen kann, sind deine Kleider der helle Wahnsinn.«
    »Das ist doch albern. Lass uns erst mal die nächsten Tage abwarten. Falls noch weitere E-Mails reinkommen, kann ich mir das mit dem Kleingewerbe ja überlegen und sehen, ob ich die Kaufwünsche überhaupt erfüllen könnte. Aber das mit dem Onlineshop vergisst du sofort wieder, verstanden?«
    Ich hob eine Augenbraue und blickte Thomas streng an. Er sah aus wie ein kleiner Junge, dem man gerade verboten hatte, von dem frischgebackenen Apfelkuchen in der Küche zu naschen.
    »Von mir aus«, brummte er widerwillig und beobachtete mich skeptisch dabei, wie ich die E-Mails noch einmal überflog.
    Es wird keine weiteren Anfragen geben. Es ist nur ein schlechter Witz
.
    Jake hatte vermutlich ein paar Flyer gedruckt, sie seinen Freundinnen gegeben und sie dann gebeten, mich ein wenig aus der Reserve zu locken.
    Meine Güte, welch ein Aufwand
. Zu was einem gekränkter Stolz so alles hinreißen konnte …

 
     
    Okay, ich hatte mich getäuscht. Es war
nicht
bei den neun Anfragen vom Freitagabend geblieben. Allein in der Nacht zum Samstag hatte ich zwölf weitere Nachrichten erhalten und bis Sonntag war die Zahl bereits auf dreiunddreißig gestiegen. Ich hatte keine Ahnung, woher all diese Leute ihre Flyer hatten, doch eins war sicher: Sie bekundeten ernsthaftes Interesse an meinen Entwürfen. Das war kein Scherz.
    Am gestrigen Mittwoch hatte ich mir, nach weiteren fünfzehn Mails, spontan den Nachmittag freigenommen und war zum Ordnungsamt gefahren. Dieses war glücklicherweise nicht nur verhältnismäßig schlecht besucht gewesen, sondern hatte sogar einen motivierten Beamten beheimatet.
    Nachdem ich dem grauhaarigen, fast väterlich wirkenden Angestellten der Stadt mein Anliegen geschildert hatte, hatte dieser mir seelenruhig alles Wissenswerte rund um das Thema Kleingewerbe erläutert. Zu meinem Erstaunen war mein Anliegen erfreulich preiswert und bis zu einem Jahresumsatz von 17.500 Euro brauchte ich auch keine Mehrwertsteuer abzuführen. »Wenn's drüber geht, müssen Sie das melden«, hatte der Beamte wohlwollend erklärt und ich hatte abwehrend gelächelt, weil ich das dann doch für sehr unwahrscheinlich hielt. Nichtsdestotrotz hatte ich das Amt eine halbe Stunde später mit einem Formular verlassen, das mir innerhalb von ein paar Wochen einen Gewerbeschein und eine Umsatzsteuer-ID fürs Ausland verschaffen würde.
Naja
. Sofern dieser ganze Spuk bis dahin überhaupt noch aktuell war.
    Die Mittagspause nutzte ich heute dazu, einigen potentiellen Kundinnen zurückzuschreiben. Aus deren Mails kristallisierte sich langsam die unangefochtenen Renner unter meinen Stücken heraus: Sowohl die Paillettenpumps mit Schmetterlingen aus Seide als auch das funkelnde Kleid, das auf dem Flyer ‚shimmering flirt‘ genannt worden war, galten als Favoriten. Nun musste ich den Damen nur noch beibringen, dass ich diese Stücke nicht massenweise anfertigen konnte, schon gar nicht in kürzester Zeit.
    Genau das hatte Thomas mir gestern als Pluspunkt zu verkaufen versucht. »Na und? Dass es eine Wartezeit gibt, muss den Frauen doch klar sein. Immerhin gibt es bei dir Einzelstücke, keine Ware von der Stange.« So etwas hatte ich mir auch immer erträumt: Eine eigene Linie mit Unikaten, in denen sich eine Frau einzigartig fühlen konnte. Es gab nur ein Problem, denn ich hatte

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