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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Strack
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keine Ahnung, wie ich die Preise festsetzen sollte. Klar, ich bot Einzigartigkeit, doch ich hatte nicht die Kenntnisse, die den dafür üblichen Preis rechtfertigen würden. Mehr als knapp kalkulierte Arbeitsstunden und das Material wollte ich nicht berechnen, für Gewinne reichte es da nicht. Und trotz wohlwollender Rechnerei sah meine Preisliste am Ende so aus, dass ich selbst mir bei meinem derzeitigen Kontostand kein einziges Teil aus meiner Kollektion hätte leisten können.
    In der Firma war derweil alles beim Alten: Franziska schnitt mich, Katja wachte wie besessen darüber, dass ich meine Pausenzeit genau einhielt, damit sie ja keine Sekunde ihrer eigenen verlor und Norbert sowie die gesamte Sachgebiet Süd-Belegschaft arbeiteten in Zeitlupe, um erneut die rechtzeitige Abgabe zu gefährden.
    Wenn ich das doch nur endlich hinter mir lassen könnte
, dachte ich sehnsüchtig, als Regine eine perfekte Überleitung vom aufziehenden Regen zu Doris' ‚missratenem‘ Sohn machte, der als Gartenbewässerer bei Nässe ja arbeitslos sei,
haha
. Ich rollte mit den Augen und sperrte die Sticheleien aus, während ich mich wieder auf die geöffnete E-Mail konzentrierte. Ich hatte den Text nun schon so oft verfasst, dass ich ihn nahezu auswendig konnte.
    [email protected]
16.06. 12:33
    Betreff: Marie Emilie Lau Design
    Dear Amanda,
thank you for your interest in my products. The dress you asked for isn't available at the moment, but it can be assembled for you. This would take about twelve to sixteen weeks. The costs are 299 € (260 GBP), due to the high quality cloth and the many hours of work that I'll have to put in it. Your order will be assembled immediately upon receipt of your payment.
    If you are still interested in it, please let me know your body measurements.
    Best wishes,
Marie Emilie Lau
    Bisher hatte ich auf derartige Angebote schon mehr als fünfzehn Rückmeldungen bekommen. Eine besonders ungeduldige Dame hatte mir sogar schon per Express-Überweisung die stolze Summe von zweihundertachtzig Euro für einen Gürtel und eine Tasche zukommen lassen. Und das ganz ohne Sicherheit! Immerhin hätte ich ja auch eine Hochstaplerin sein können. Einige andere ‚Kundinnen‘ waren da schon skeptischer: Sie hatten ihre Bestellung erst einmal vertagt. Dennoch wies mein E-Mail-Konto bereits sechs verbindliche Bestellungen auf. Das war für den Anfang gar nicht so übel.
Ach was –
es war fantastisch!
    Von einer jungen Frau aus Camden hatte ich am Dienstag erfahren, dass sie meinen Flyer in einem Londoner Pub gefunden hatte. Nun bestand wirklich keine Möglichkeit mehr, zu verdrängen, dass Jake etwas mit der Sache zu tun hatte.
Gut
, das war nett von ihm gewesen. Aber ändern würde sich dadurch für mich rein gar nichts. Es war noch nie gutgegangen, wenn ich einem Kerl, der mich enttäuscht hatte, eine zweite Chance gegeben hatte. Im Gegenteil. Ich erholte mich noch heute von meinem Ex-Verlobten Till, der mich nur wenige Tage nach einer rührseligen Versöhnung an meiner eigenen Haustür abgewimmelt hatte, weil sich in meinen Laken seine nackte Kommilitonin geräkelt hatte. Mich hatte er kurzerhand in die Videothek geschickt, um einen romantischen Film für uns beide zu besorgen.
Ohne Worte
.
    Es hieß ja nicht umsonst ‚Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht‘. Und das galt eben auch für einen Jake Baker.
    Mein Handy riss mich aus meinen Gedanken. Wie so oft in den letzten zwei Wochen schickte mir Matze auch heute wieder pünktlich zum Ende meiner Mittagspause eine SMS.
    Wie geht es dir, Marie? Ich hoffe, du hast neben deinem neuen Geschäft mal wieder etwas Zeit für michKüsse, Matze
    Ich bekam sofort ein schlechtes Gewissen, denn seit am Samstag die E-Mail-Invasion über mich hereingebrochen war, hatte ich Matze geradezu sträflich vernachlässigt. Wir hatten uns weder gesehen, noch hatte ich mir die Zeit genommen, ihn kurz anzurufen und zu fragen, wie es ihm ging. Das war nicht gerade die feine Art, nachdem er als meine Ablenkung hergehalten und mich aufgemuntert hatte.
    Ich beschloss, mein Versäumnis auf der Stelle nachzuholen und wählte seine Handynummer, während Franzi mir aus dem Nachbarbüro einen bohrenden Blick zuwarf.
    ***
    »Na, des is doch spitze«, freute sich Matze und sah von Thomas' Computerbildschirm auf. Wir standen im Arbeitszimmer meines besten Freundes und staunten nicht schlecht über das, was sich uns auf dem
Grafiker
-PC präsentierte, der sich meiner Ansicht nach nur durch

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