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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Nebel verschwand, durch die Flammenwand stürzte und den Kreislauf von neuem begann. Die Pumpstation hatte zu der gespenstischen Welt unter dem Mondstein gehört, war in Wirklichkeit winzig klein gewesen, und jetzt existierte sie nicht mehr.
    Das Gewölbe unter der Liquidationszentrale war riesig.
    Maschinen stampften, Transportbänder summten, seltsame, metallische Geräusche erklangen aus Tunneln und Nebenräumen. Charru ahnte, daß dies hier der eigentliche Ort des Todes war, daß irgend etwas mit den Leichnamen geschah, aber er legte keinen Wert darauf, es genauer zu wissen.
    »Und jetzt?« fragte er scharf.
    »Dorthin.« Der Liquidationschef zitterte. »Der Tunnel geradeaus.«
    Es gab kein Transportband.
    Charru fragte sich, warum, da es die Menschen des Mars doch so offensichtlich nicht gewöhnt waren, mehr als ein paar Schritte zu Fuß zurückzulegen. Benutzten sie diese merkwürdigen gleitenden Fahrzeuge, wie auf den Straßen von Kadnos? Langsam ging er voran, lauschend, mit gespannten Muskeln. In der nächsten Sekunde zuckte er zusammen.
    Etwas kam auf ihn zu.
    Eine Gestalt, aber kein Mensch. Ein Wesen mit Kopf, Leib und Gliedmaßen, rotglühenden Augen, einem Feld voller farbiger Tasten statt eines Gesichts. Ein Mensch aus Metall, mit zangenartigen Instrumenten als Hände und klobigen Füßen, die alles niedertrampeln konnten.
    Charru fuhr herum.
    Instinktiv ließ er die Strahlenwaffe in die Linke wechseln und zog das Schwert. »Was ist das?«
    »Ein... ein Roboter. Eine Maschine! Er ist ungefährlich, nur für Transportzwecke und Reparaturen programmiert.«
    Charru starrte das Wesen an und zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Ja, eine Maschine! Gleichgültig stampfte sie vorbei, marschierte durch die Gasse, die sich vor ihr öffnete, verschwand Sekunden später in einem anderen Tunnel. Fassungslos sahen ihm die Menschen nach, aber sie hatten in dieser fremdartigen Welt schon zuviel erlebt, um sich lange beeindrucken zu lassen.
    »Weiter«, murmelte Charru.
    Er begriff jetzt, warum es keine Transportbänder gab und nur dieses matte, glimmende Licht. Maschinen wurden nicht müde. Und sie »sahen« nicht, sondern fanden ihren Weg auf irgendeine andere Weise. Noch vier oder fünfmal in der nächsten halben Stunde begegneten sie solchen stummen unbeirrbar einherwandernden Metallwesen, dann endlich blieb der Liquidationschef an einer Stelle stehen, wo ein zweiter, schmalerer Gang von dem breiten Haupttunnel abzweigte.
    »Das ist der Weg zu den Häusern am Kanal«, stammelte er. »Ihr braucht nur bis zum Ende zu gehen und eine Leiter hinaufzuklettern. Im alten Kadnos gab es damals noch keine Transportschächte.«
    »Gut. Weiter.«
    »Bitte... Ihr findet den Weg bestimmt allein. Ihr könnt mich freilassen...«
    »Damit du eure Vollzugspolizei auf uns hetzt?« fragte Charru sarkastisch. »Nein, du kommst mit. Wir brauchen dich noch.«
    »Aber das ist sinnlos! Mit meinem Leben könnt ihr niemanden erpressen. Ich bin nicht Conal Nord. Der Generalgouverneur der Venus ist mit Präsident Jessardin persönlich befreundet, und er besucht als Staatsgast den Mars. Es hätte Schwierigkeiten mit dem venusischen Rat gegeben. Die Venusier sind ohnehin empfindlich und...«
    »Das interessiert mich nicht. Aber es gibt eine Menge anderer Dinge, die uns interessieren und die du uns erzählen kannst. Dafür brauchen wir dich - wenn du schon glaubst, daß deine Freunde keine Rücksicht auf dich nehmen werden. Also vorwärts!«
    John Rouver wankte weiter.
    Angst schüttelte ihn. Die bloße Vorstellung, daß diese Barbaren den geheiligten Boden des Alten Kadnos betreten wollten, ließ sein Weltbild wanken. Der Vollzug brauchte sicher nicht mehr als zwei Stunden, um herauszufinden, daß sie nirgendwo anders als dort sein konnten. Und dann würde Alt Kadnos zum Schauplatz eines blutigen Kampfes werden - undenkbar!
    Der Liquidationschef konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, als sie das Ende des Tunnels erreichten.
    Tatsächlich führte eine einfache Leiter aus dünnem, festem Metall durch einen Schacht nach oben. Diesmal machte Charru den Anfang. Camelo blieb dicht hinter ihm, mit wachsam zusammengekniffenen Augen. Es war still, aber das konnte man bei einer seit langem verlassenen Siedlung nicht anders erwarten. In dem Raum, in den sie gerieten, herrschte schimmerndes Halbdunkel.
    Nur wenig Sonnenlicht drang durch die mattenartigen Gebilde aus weißen und grauen Stäben, die die Fenster verdeckten. Der Raum war groß. Ein

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