Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
die Stille so dicht, daß Charrus Worte in jeden Winkel drangen.
    »Wir haben den Mann, der sich Liquidationschef nennt«, sagte er hart. »Er wird uns hier herausbringen.«
    *
    In seinem Büro im Regierungsgebäude von Kadnos stand der Präsident der Vereinigten Planeten aufrecht vor dem Monitor, der das Gesicht des Vollzugs-Chefs zeigte.
    Jom Kirrand hatte Schweiß auf der Stirn. Er war der Lage nicht mehr gewachsen. In fast dreißig Jahren Polizeidienst war ihm so etwas noch nicht vorgekommen.
    »Drei Einheiten sind gerade dabei, in die Liquidationszentrale einzudringen«, berichtete er. »Niemand weiß, was dort drinnen eigentlich los ist. Die Kommunikation scheint zusammengebrochen zu sein. Der Überwachungscomputer der Klinik meldet einen Alarmfall mit automatischer Schließung des Transporttunnels. Ich begreife das nicht.«
    Simon Jessardin preßte die Lippen zusammen.
    »Ich auch nicht«, sagte er scharf. »Es ist schlechterdings unmöglich. Jeder einzelne Raum der Liquidationszentrale kann abgeschottet und mit Gasdrogen gefüllt werden.«
    »Ja, Präsident. Aber der Liquidationschef meldet sich nicht. Meine Leute sind noch auf keinen einzigen Wachmann gestoßen. Ich... ich fürchte fast, daß John Rouver irgend etwas zugestoßen ist.«
    »Das ist doch...« Jessardin unterbrach sich. Es war sinnlos, sich mit Worten über die theoretische Unmöglichkeit des Geschehens aufzuhalten. Seit zwei Tagen passierten ständig solche Unmöglichkeiten. »Ist das Gebäude abgeriegelt?« fragte er.
    »Ja, Präsident.«
    »Gut. Gehen Sie keine unnötigen Risiken ein, Jom. Und denken Sie daran, daß, falls Ihre Befürchtung zutrifft, die Barbaren inzwischen möglicherweise Waffen an sich gebracht haben.«
    »Aber...«
    Auch Jom Kirrand führte den Satz nicht zu Ende.
    Wahrscheinlich hatte er sagen wollen, daß die Wilden aus der Welt unter dem Mondstein nicht mit Lasergewehren umgehen konnten, doch auch er wußte es inzwischen besser. Sie konnten damit umgehen. Es genügte, ein einziges Mal einen Mann beim Feuern zu beobachten. Danach stellte allenfalls noch die Sicherung ein Problem dar. Und die Waffen, die ihnen in die Hände fielen, waren höchstwahrscheinlich ungesichert.
    Jessardin schaltete den Monitor ab und lehnte sich zurück.
    Eine steile Falte stand auf seiner Stirn, in dem schmalen Asketengesicht schienen sich die Linien der Müdigkeit tiefer einzukerben. Er hatte nicht mit solchen Schwierigkeiten gerechnet. Niemand hatte das. Und jetzt zeichnete sich ab, was für jeden Bürger der Vereinigten Planeten bis heute undenkbar gewesen war: Eine bewaffnete Auseinandersetzung vor den Toren von Kadnos!
    Der Präsident tippte ein paar Anweisungen in den Operator.
    Er brauchte einen Gebäudeplan der Liquidationszentrale. Und er mußte für den Fall vorsorgen, daß der Vollzug die Lage nicht in den Griff bekam. Auf der Wähltafel des Bildtelefons tippte er die Kombination der Räume, die Conal Nord für die Dauer seines Besuchs als Staatsgast auf dem Mars benutzte.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis das Gesicht des Venusiers auf dem Monitor erschien.
    Er hatte nicht geschlafen, obwohl nach menschlichem Ermessen nur noch eine Vollzugsmeldung zu erwarten gewesen war, nachdem sich die Terraner ausgerechnet in die Liquidations-Zentrale geflüchtet hatten. Aber aus irgendeinem Grund schien der Generalgouverneur das Verhalten der Barbaren genauer vorauszusehen als selbst die Wissenschaftler. Simon Jessardin lächelte matt.
    »Ich brauche Sie, Conal«, sagte er ruhig. »Ihre Barbarenfreunde haben im 'Haus des Schlafs' die Kommunikation lahmgelegt und offenbar noch einiges mehr. Es könnte sich eine Lage ergeben, in der wir versuchen müssen, mit ihnen zu verhandeln.«
IV.
    Sie hatten keine Zeit mehr, denen zu helfen, die bereits in die Klinik transportiert wurden.
    Wachmänner und Personal innerhalb des Gebäudes hatte der Liquidationschef über die Lautsprecheranlage in die Empfangshalle beordert - mit heiserer Stimme, da er Charrus Schwert an der Kehle spürte. Aber inzwischen drangen bereits von allen Seiten die Männer der Vollzugspolizei in das Labyrinth ein, und bei der Flucht würde es ohnehin um Sekunden gehen.
    John Rouver lernte zum erstenmal in seinem Leben die Todesangst kennen.
    »Du bringst uns heraus, oder du stirbst« hatte dieser schwarzhaarige Barbarenhäuptling gesagt, und seine blauen Augen erinnerten dabei an das Gletschereis des fernen Uranus. Rouver glaubte ihm aufs Wort. Schon der Anblick der wilden Gestalt

Weitere Kostenlose Bücher