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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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gespenstischen Todeslabyrinth der Liquidations-Zentrale schon einmal begonnen hatten.
    Mit angehaltenem Atem blieb er vor der auseinandergleitenden Tür stehen und lauschte.
    Sein wacher, geschulter Instinkt sagte ihm, daß niemand in der Nähe war. Mit einem Schritt trat er über die Schwelle, huschte ein Stück zur Seite und sah sich in dem großen Raum um.
    Weiße Wände. Und weiße Wandteile oder Schränke,.. die den Raum in regelmäßigen Abständen unterteilten. Der Tisch mit den durchsichtigen Behältern stand in einer Nische, jetzt mit einer Glasplatte abgedeckt, von der dünne Drähte zu einem Gerät an der Wand führten. Charru starrte auf den Inhalt der Glaszylinder, die verschwommenen, rötlichen Formen - das, was einmal ein Mensch gewesen war. Er wandte den Blick ab. Mechanisch trat er auf eins der Wandstücke zu, und dabei entdeckte er, daß sie aus einem Muster verschieden großen Klappen mit ovalen Vertiefungen und jeweils einer Beschriftung bestanden.
    Er konnte sie lesen - die Menschen unter dem Mondstein hatten die Sprache des Mars gesprochen, warum auch immer.
    Die Zahlen und Formeln waren ihm ein Rätsel, genau wie die meisten Wörter. Schilddrüse, männlich...Pankreas...Lungenflügel, links...Pleura...Niere, Typ AX c, transplantationsfähig für Gewebetyp S-13/4...
    Blindlings griff er in eine der Vertiefungen und zog das Fach heraus.
    Ein Glasbehälter, der spürbar Kälte abstrahlte. Blaßblaue Flüssigkeit, ein rötliches, faustgroßes Ding, das reglos darin schwamm. Er kannte es. Unter dem Mondstein hatte er es bei den grausamen Ritualen der Priester gesehen. Er wußte, daß es ein menschliches Herz war.
    Seine Finger zitterten, als er den Behälter zurückschob.
    Wie viele davon gab es in diesem Raum? Hunderte? Tausend? Für ein paar Sekunden schloß er die Augen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die kühle Wand.
    Er haßte diese Welt, die weder das Leben noch den Tod achtete. Wie in einer Vision sah er wieder das havarierte Raumschiff vor sich, und fast zu spät drang das Geräusch der rollenden Räder in sein Bewußtsein.
    Instinktiv zuckte er zurück, wandte sich um und lief lautlos zur anderen Seite des Raumes.
    Das Rollen näherte sich. Diesmal wurde der fahrbare Tisch nicht in eine Nische geschoben. Hastig musterte Charru die weiße Wand, entdeckte die Tür, lief auf Zehenspitzen darauf zu und hoffte, daß das leise Surren niemanden aufmerksam machen würde.
    Ein neuer Flur.
    Rastlos laufende Bänder, Transportschächte, weiße Korridore. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte Charru, die Richtung wiederzufinden, aber nach ein paar Minuten mußte er sich eingestehen, daß er die Orientierung verloren hatte.
    Wenn er den richtigen Weg eingeschlagen hätte, wäre er jetzt schon innerhalb des Museums gewesen, und das hätte er erkannt. Aber er hatte sich auch nicht im Kreis bewegt, das wußte er. Der Regierungssitz? Möglich! Immer noch besser als die Klinik, wo auch bei Nacht gearbeitet wurde.
    Und hier nicht?
    Es war schon Nacht gewesen, als sie ihn gefangengenommen hatten. Außerdem herrschte Alarmzustand wegen des zerstörten Roboters. Charru blieb stehen, lauschte und biß die Zähne zusammen, als er Schritte und Sekunden später einen durchdringenden Summton hörte. Er wandte sich nach rechts, glitt in einen der schmaleren Korridore, in denen es kein Transportband gab. Die Schritte kamen näher. Folgten sie ihm? Er packte das Gewehr fester, rannte weiter und blieb abermals stehen, als auch vor ihm Schritte erklangen.
    Mindestens ein halbes Dutzend Männer.
    Und die Gruppe hinter ihm mußte jeden Augenblick an dem abzweigenden Flur vorbeikommen und ihn entdecken. Vielleicht konnte er durchbrechen. Aber dann würden sie wissen, daß er entkommen war, dann würden sie ihm keine Zeit mehr lassen, die Singhal-Klippen zu erreichen und...
    Mit einem Ruck riß er das Lasergewehr hoch, als vor ihm eine Gestalt um die Ecke bog.
    Kein Vollzugspolizist. Ein einzelner Mann. Charru erkannte die graue Tunika, das schulterlange blonde Haar, das ebenmäßige, jetzt erschrockene Gesicht: Conal Nord, der Generalgouverneur der Venus.
    Eine endlose Sekunde lang standen sie sich Auge in Auge gegenüber.
    Der Venusier schüttelte den Kopf, eine eigentümlich sinnlos anmutende Gebärde. Auch er hörte die Schritte der Wachmänner aus beiden Richtungen. Seine Lippen preßten sich zusammen, dann trat er auf eine der Türen in der Wand zu, die Charru nicht bemerkt hatte, weil sie sich nicht öffneten,

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