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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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schmutzig...
    Seine Gedanken stockten.
    Wieder endete das Transportband in einer der quadratischen Hallen. Wenn er das Museum erreichen wollte, mußte er in die Richtung zurück, aus der er gekommen war, doch auch hier hörte er Schritte und Stimmen - so nah, daß er nicht mehr dazu kam, sich nach dem richtigen Weg umzusehen.
    Der nächste Flur war zu weit entfernt.
    Charrus Blick irrte umher, erfaßte den fast unsichtbaren Spalt, der eine Tür in der weißen Wand verriet. Er grub die Zähne in die Unterlippe, aber er hatte keine Wahl. In der nächsten Sekunde würden seine Gegner ihn entdecken. Mit drei Schritten hastete er auf die Tür zu, die vor ihm auseinanderglitt, tauchte nach rechts weg und blieb mit angehaltenem Atem stehen.
    Nichts rührte sich.
    Er war in einem weiten Flur gelandet, aber in einem, der sich von den anderen unterschied. Kein Transportband und nur eine von den schimmernden Leuchtwänden. Die andere Wand bestand in der oberen Hälfte aus Glas, genau wie die Transportröhren und die Kuppeln der Gleiter, und als Charru darauf zutrat, konnte er in einen großen Raum voller fremdartiger, blitzender Apparate sehen.
    Menschen in weißen Tuniken, mit weißen Hauben auf den Köpfen und weißen Tüchern vor den Gesichtern standen um einen langen, schmalen Tisch herum.
    Ein Gebilde aus leuchtenden Kugeln hing über ihnen von der Decke und spendete ein Licht, das ungewöhnlich hell war, ohne zu blenden. Einen Augenblick starrte Charru verständnislos auf die seltsamen, silbrigen Instrumente .in den behandschuhten Fingern - dann hatte er das Gefühl, als ziehe sich eine Schlinge um seinen Hals zusammen.
    Auf dem Tisch lag ein Mensch.
    Eine bleiche Gestalt mit starren, offenen Augen und kahlrasiertem Schädel. Tot? Bewußtlos? Charru wußte es nicht, doch wußte er, daß dieser Mensch den Raum nicht lebendig verlassen würde.
    Die Klinik mochte ein Ort der Heilung sein, aber nicht für den Mann auf dem Tisch.
    Ihn würde nichts mehr retten, das konnte man sehen. Er war verurteilt. Er war das, was damals auf den weißen Kitteln der gefangenen Terraner gestanden hatte, was die Marsianer »PzL«, Patient zur Liquidation nannten.
    Charru schloß sekundenlang die Augen und kämpfte gegen das Würgen in der Kehle.
    Jenseits der Glasscheibe bekam die Szene jetzt eine lautlose, gespenstische Hektik. Kleinere, fahrbare Tische wurden . herangerollt, bedeckt von durchsichtigen, mit einer blauschimmernden Flüssigkeit gefüllten Behältern. Aufmerksame Augen kontrollierten Instrumente mit Zahlen und Buchstaben, geschickte Finger bewegten Hebel und drehten vorsichtig an Knöpfen. Von der Armbeuge des reglosen Mannes führte ein dünner Schlauch in ein Gefäß, das sich langsam mit roter Flüssigkeit füllte, und Charru begriff schaudernd, daß es Blut war.
    Wie gebannt blieb er stehen, obwohl sein Magen revoltierte und alles in ihm danach drängte, blindlings davonzulaufen.
    Er hatte in seinem Leben genug Blut, genug Tote, Verwundete und Verstümmelte gesehen, aber dies hier war etwas anderes. Er begriff die Einzelheiten nicht. Er konnte auch die kühle, geschäftsmäßige Stimme nicht hören, die in dem Operationssaal auf ein Tonband sprach, Organe nannte und Gewebeverträglichkeits-Formeln abspulte, damit die Behälter richtig gekennzeichnet werden konnten. Aber Charru hatte Conal Nords Andeutungen über die medizinischen Praktiken der Marsianer zumindest halbwegs verstanden. Jetzt sah er die Realität.
    Einer der Tische mit den inzwischen gefüllten Behältern wurde auf den Flur zugefahren.
    Charru duckte sich, preßte sich dicht an die Wand und drückte das Lasergewehr gegen die Hüfte. Ein paar Schritte neben ihm glitt eine Tür auseinander. Er hielt den Atem an, doch die beiden Gestalten in Weiß rollten den Tisch in die andere Richtung über den Flur.
    Die Tür an der Stirnseite verschluckte sie.
    Jede Sekunde konnten sie zurückkommen. Charru sah sich um, dann richtete er sich auf und tauchte in eine Nische, in der ein paar Geräte an der Wand hingen, deren Funktion er nicht kannte.
    Eine halbe Minute später hörte er wieder das gedämpfte Rollen der Räder.
    Er wartete ein paar Herzschläge lang, bevor er sich aus seiner Deckung löste, duckte sich so tief zusammen, daß er durch die Glasscheibe nicht gesehen werden konnte. Wie unter einem Zwang huschte er auf die Tür am Ende des Flurs zu. Er wollte sehen, was dahinter lag. Er wollte es sehen, weil er wußte, daß es das Ende des Wegs war, den sie alle im

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