Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt
Schiff zu sabotieren, vermute ich...«
Beryl knirschte einen Fluch, aber dabei schwang er bereits herum und betrat wieder die Pilotenkanzel.
Seine Hände bewegten sich schnell und sicher, glitten über die Tasten des Schaltpultes, während die Bilder auf den Monitoren flackernd wechselten. Pro Bildschirm eins der Decks, stellte Charru fest. Zusätzliche Monitore, die vermutlich nicht der Überwachung, sondern der Kommunikation dienten. Eine bestimmte Reihenfolge, die...
»Da!« stieß Gillon hervor.
Beryls Hand blieb in der Schwebe. Auf einem der mittleren Schirme war das Bild eines Raums mit Schaltpulten und technischen Geräten erschienen - und deutlich konnten sie die schlanke, hochgewachsene Gestalt des Marsianers erkennen.
Er schob etwas in den Gürtel seines glatten, enganliegenden Anzugs.
Aufmerksam, mit zusammengekniffenen Augen, blickte er sich um, dann hastete er zur Tür und verschwand in der nächsten Sekunde aus dem Bereich des Monitors.
»Na also«, murmelte Camelo.
Aber es klang nicht nach Triumph, da auch er wußte, daß dem Marsianer schon viel zu viel Zeit geblieben war.
*
Zu dritt drängten sie sich auf der Plattform des Transportschachtes: Charru, Gillon und Ayno, der in letzter Sekunde durch die sich schließende Tür geschlüpft war. Immer noch machte ihm sein mißhandelter Rücken zu schaffen, aber in seinen Augen lag ein so beschwörendes Funkeln, daß Charru darauf verzichtete, ihn zurückzuschicken. Helder Kerr konnte eine Menge Unheil angerichtet haben, aber er selbst war keine Gefahr, war es jedenfalls bis jetzt nicht gewesen. Keiner der Terraner hatte je einen Revolver gesehen, weder unter dem Mondstein noch später, daher konnten sie auch nicht ahnen, was es war, das der Marsianer in seinen Gürtel geschoben hatte.
Als sie den Transportschacht verließen, hörten sie Schritte in einem der schmalen Gänge widerhallen.
Charru lauschte, glaubte das eigentümlich harte Geräusch der weißen Stiefel zu erkennen, die der Marsianer trug. Kerr hatte keine Chance. Das ganze Schiff wimmelte von Tiefland-Kriegern. Aber darin lag vielleicht auch eine Gefahr. Die Verwirrung war zu groß, und wenn der Marsianer Möglichkeiten kannte, auf anderen Wegen als durch die Schleuse an der Einstiegsluke ins Freie zu gelangen...
Noch einmal orientierte sich Charru nach dem Gehör, dann wechselte er die Richtung.
Ayno folgte ihm, Gillon verharrte kurz und gab jemandem ein Zeichen, dem Gang geradeaus zu folgen. Gut so! Charru lief weiter, verfiel unwillkürlich in den lockeren, raumgreifenden Wolfstrab des Steppenbewohners. Er brauchte nur Minuten, um die ganze Breite des Schiffs zu durchmessen. Ein weiterer Gang folgte der Krümmung der Außenwand, und dort war auch wieder das harte Tacken der Schritte zu hören, die sich aus der Gegenrichtung näherten.
»Gleich haben wir ihn!« stieß Gillon durch die Zähne.
Charru antwortete nicht und warf einen raschen Blick auf den jungen Akolythen, der ihm verbissen folgte. Vor ihnen zweigte ein Flur von dem gekrümmten Außengang ab - und zwei Sekunden später taumelte Helder Kerr in ihr Blickfeld.
Er prallte zurück.
Schwankend blieb er stehen, breitbeinig, das Gesicht in jähem Entsetzen verzerrt. Charru begriff erst später, daß der Marsianer den ebenfalls rothaarigen, grünäugigen Gillon mit Erein verwechselte, und daß es der Anblick von Gillons blank gezogenem Schwert war, der ihren Gegner in Panik versetzte. Mit einem keuchenden Laut griff Kerr zur Hüfte. Er riß einen kleinen, merkwürdig geformten Gegenstand aus dem Gürtel und ehe jemand reagieren konnte, spuckte das Ding schon Feuer.
Ein paar Dinge geschahen gleichzeitig, geschahen mit einer Schnelligkeit, die nur noch vom Instinkt regiert wurde.
Charru sah die grelle Feuerblume vor sich aufblühen.
Im Sekundenbruchteil davor hatte er die Bewegung von Kerrs Finger wahrgenommen und sich gedankenschnell zurückfallen lassen. Aber auch Ayno mußte in einem blitzartigen Aufzucken der Erkenntnis begriffen haben, was geschehen würde. Er schrie gellend auf, stieß sich ab und warf sich mit einem wilden Satz in die Bahn des Feuerstrahls oder was immer es sein mochte.
Charru prallte mit der Schulter gegen die Wand.
Er sah den Schlag, der durch Aynos Körper ging, sah den jungen Akolythen fallen, sah das neuerliche Aufblitzen in Kerrs Hand. Gillon warf sich in einem Reflex nach vorn über den Jungen. Und Charru, immer noch an der Wand lehnend, zog mit einer einzigen fließenden Bewegung den
Weitere Kostenlose Bücher