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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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opfern, weil er wußte, daß die anderen Ihn nicht opfern würden. Für Helder Kerr lag darin ein makabrer Widersinn, aber er wußte, daß er recht hatte. Sobald er sich an einem Mann vergriff, der ihm körperlich halbwegs gewachsen war, brachte er sich mit fast hundertprozentiger Sicherheit in eine Situation, in der er gezwungen war, den Betreffenden zu erschießen. Und was die Augenzeugen anschließend von ihm übriglassen würden, wagte er sich lieber gar nicht erst vorzustellen.
    Er brauchte jemanden, der sich nicht wehren würde.
    Eine Frau oder ein Kind...
    Kaltblütig spann er den Plan weiter. Einen Plan, der ihm nicht behagte, der jedoch vernünftig war und Aussicht auf Erfolg hatte. Für Helder Kerr ging es um das Wohl der Allgemeinheit, die Sicherheit der Vereinigten Planeten, seine Pflicht gegenüber dem Staat. Moralische Bedenken hatten dahinter zurückzustehen.
    Die meisten Frauen, soweit sie nicht draußen waren, hielten sich mit den Kindern in dem Frachtraum auf, wo vorher die Kranken gelegen, hatten.
    Er mußte weiter nach unten, auch wenn die Gefahr der Entdeckung dort größer war, da man sicher versuchte, ihm den Weg zum Ausgang abzuschneiden. Helder Kerr blieb stehen, sah sich um, und nach ein paar Sekunden wußte er, wo er den nächsten Transportschacht finden würde.
    So lautlos wie möglich schlich er weiter, umklammerte den Revolver und hoffte, daß er ihn nicht noch einmal abfeuern mußte.
    *
    Ein paar Meilen nördlich der zerstörten Singhal-Klippen tauchte der silberne Polizeijet wie eine Geistererscheinung aus dem Schatten der tiefen Schlucht auf.
    Jarlon hatte die Höhentaste etwas zu kräftig gedrückt. Als er sie abrupt losließ, rüttelte und schlingerte das Fahrzeug und Karstein knirschte erbittert mit den Zähnen.
    »Sei vorsichtig!« knurrte er. »Wenn du das Ding in Schrott verwandelst, reißt dir Charru den Kopf ab.«
    »Kann er gar nicht«, sagte Jarlon gelassen. »Weil wir dann ohne Wasser in der Wüste festsitzen und das Schiff nie mehr erreichen.«
    »Also sei doppelt vorsichtig! Ich werde nämlich auf jeden Fall noch dasein, und ich kann dir auch den Kopf abreißen.«
    Jarlon grinste.
    Jetzt, da der Bann des lähmenden Wartens gebrochen war und er handeln konnte, hatte er das Gefühl, endlich wieder freier zu atmen. Selbst die Zukunft erschien ihm nicht mehr so düster wie zuvor. Die Waffen des Schiffs, ob sie nun damit umgehen konnten oder nicht, würden die Mars-Armee in Schach halten. Und auf dem Weg, den er und Karstein mit dem Jet genommen hatten, konnten auch die anderen entkommen.
    Sie mußten nur einen Ort finden.
    Unter ihm schien sich die steinige rote Wüste bis in die Ewigkeit auszudehnen, nur ab und zu von schroffen Felsformationen unterbrochen. Aber irgendwo mußte sie zuende sein. Und dann? Sprach nicht die Wahrscheinlichkeit dafür, daß auf der anderen Seite der endlosen, staubgequälten Öde ebenfalls eine marsianische Stadt lag? Eine von denen, deren Namen sie gehört hatten: Romani, Sirhat, Urania...
    Jarlon beschleunigte das Fahrzeug.
    »He!« brummte Karstein, als ihn der Andruck in den Sitz preßte, doch der junge Mann ließ sich nicht beirren. Für ein paar Sekunden packte auch ihn das Schwindelgefühl, das von der atemberaubenden Geschwindigkeit herrührte. Behutsam ließ er die Taste wieder los, und der Jet verlangsamte sein Tempo.
    Karstein stützte sich mit den Händen ab, um nicht gegen die durchsichtige Kuppel geschleudert zu werden.
    Er drehte sich um, kniff die Augen zusammen. Eben noch hatte er hinter sich ein paar vertraute Felsformationen erkennen können, jetzt war da nichts mehr, nur noch rötlicher Staub und flimmernde Hitzeschleier.
    »Wir sind schon ziemlich weit weg«, sagte er mit leicht belegter Stimme.
    »Kann ich dafür, daß es hier nichts gibt, das auch nur entfernt nach einem möglichen Schlupfwinkel aussieht?«
    »Nein. Aber du darfst nicht vergessen, daß wir unmöglich hundert Menschen über den halben Planeten bringen können.«
    Jarlon zuckte die Achseln. »Halt dich fest, ich beschleunige noch mal. Danach können wir ja dann langsamer und niedriger zurückfliegen und uns genauer umsehen.«
    Karstein nickte und stemmte die Hände gegen die weiße Innenwandung des Jet.
    Wieder spürte er die schwindelerregende Beschleunigung. Unter ihm sauste der Boden dahin wie ein Strom aus verschwimmenden, ineinanderfließenden Rottönen. Karstein starrte nach unten, obwohl sein Magen zu rebellieren drohte. Angestrengt versuchte er, in

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