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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Stadt durchkämmen - vergeblich.
    Nach einer halben Stunde begann Kirrand zu bezweifeln, daß sich Kerr selbständig gemacht hatte, weil die wissenschaftliche Neugier mit ihm durchgegangen war.
    Der stellvertretende Raumhafen-Kommandant von Kadnos galt als zuverlässiger verantwortungsbewußter Mann. Er wäre nicht freiwillig so lange weggeblieben; er mußte wissen, daß sein Verschwinden Besorgnis erregen würde. Aber wo konnte er stecken? Kirrand dachte an die Menschen, die angeblich in der Nähe der Sonnenstadt hausten, diese Gesellschaft von Todgeweihten, die geistig verwirrt und daher unberechenbar und gefährlich waren. Sie alle hatten sich irgendwann auf der Flucht vor den Behörden hierher durchgeschlagen. Sie haßten den Staat. Der Gedanke, daß sie Helder Kerr überfallen haben könnten, jagte dem Vollzugschef ein kühles Prickeln über den Rücken.
    Er ließ die tote Stadt ein drittes Mal durchsuchen: systematischer und gründlicher diesmal. Keine Ruine, kein Keller, kein Winkel wurde ausgelassen. In den Schacht mit der Quelle stieg Kirrand persönlich hinunter. Doch das getarnte Tor hätte er jetzt nicht einmal mehr zufällig entdecken können, da sich der Mechanismus von innen sperren ließ.
    Jom Kirrand ahnte nicht, daß die alte Marsstadt ein Geheimnis barg.
    Für ihn blieb jetzt nur noch eine Erklärung: Helder Kerr war überfallen und verschleppt worden. Der Vollzugschef ließ seine Leute in die Hügel ausschwärmen: ungern, da der Trupp einfach zu klein war, um sich wirksam gegen einen Hinterhalt sichern zu können. Sie fanden nichts. Die wenigen Höhlen, die sie entdeckten, waren leer und machten den Eindruck, als könnten sie jeden Moment zusammenstürzen. Entweder hatten sich die Unbekannten beim Nahen der Polizeijets in die Wüste zurückgezogen, oder sie verfügten über Verstecke, die so geschickt getarnt waren, daß auch ein größerer Suchtrupp sie nicht finden würde.
    Von seinem Jet aus setzte sich Jom Kirrand mit Kadnos in Verbindung.
    Er war am Ende seiner Weisheit. Und er wollte in diesem Fall nicht allein entscheiden. Es dauerte Minuten, bis die Verbindung mit Simon Jessardin zustande kam. Das Asketengesicht des Präsidenten, auf dem kleinen Bildschirm des mobilen Kommunikators nur verschwommen zu erkennen, wirkte beherrscht wie immer, doch Kirrand las die Zeichen der Unruhe in den straffen, scharfgeschnittenen Zügen.
    Er berichtete knapp. Jessardin preßte die Lippen zusammen.
    »Haben Sie irgendeine Erklärung, Jom?« fragte er.
    »Ich kann mir nur vorstellen, daß Kerr von den Strahlenopfern überfallen worden ist, die angeblich in der Nähe der Sonnenstadt vegetieren. In diesem Fall dürfte er kaum noch am Leben sein. Sie wissen, daß wir keine Möglichkeit haben, die Leute in ihren Löchern aufzuspüren, ohne unsererseits Strahlen einzusetzen.«
    »Was sich wegen der möglichen Gefahren verbietet«, ergänzte der Präsident. Er zögerte einen Moment, seine grauen Augen wirkten hart. »Wir können einen Mann wie Helder Kerr nicht einfach abschreiben, Jom. Ganz davon abgesehen, daß mir das spurlose Verschwinden der Barbaren zu denken gibt.«
    »Sie müssen sich in die Wüste zurückgezogen haben. Aber auf die Dauer wird ihnen nichts übrigbleiben, als in die Sonnenstadt und damit in den Bereich der Strahlung zurückzukehren.«
    »Vermutlich. Trotzdem möchte ich, daß Sie noch einmal alles gründlich durchsuchen. Wenn Kerr ermordet worden ist, müßte zumindest seine Leiche zu finden sein. Ich werde Ihnen Verstärkung schicken.«
    »Danke, mein Präsident.«
    Kirrand schaltete den Kommunikator aus.
    Er hatte wenig Hoffnung. Aber auch ihm fiel es schwer, Helder Kerrs Verschwinden einfach zu akzeptieren. Daher wartete er ungeduldig, bis die zweite Flottille Polizeijets über der Wüste im Süden auftauchte.
    Der Erfolg blieb aus, trotz der Verstärkung.
    Im Westen senkte sich bereits die Sonne, als Jom Kirrand die Suchaktion endgültig abbrechen ließ. Es war sinnlos. Sie hatten getan, was sie konnten, jetzt mußten sie sich wohl oder übel damit abfinden, daß Helder Kerr nicht mehr lebte.
    Ein Unfall, wie er jederzeit geschehen konnte.
    Jom Kirrand gestand sich nicht ein, daß es daran etwas Geheimnisvolles gab. Er war froh, als er die Ruinen der Sonnenstadt verlassen konnte.
V.
    Erein huschte wie eine Katze die steinerne Wendeltreppe hinunter.
    Charru hatte ihn, Brass und den jungen Jerle Gordal nach oben geschickt. Jerle und Brass waren zurückgeblieben, um die Wache zu

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