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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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war.
    Hakon war auf seinem Posten geblieben. Aber er hatte Jarlon, Gillon und Karstein bereits einen kurzen Bericht gegeben. Der bärtige Nordmann grinste triumphierend. Selbst der sonst so nüchterne Gillon von Tareth konnte diesmal seine Erregung nicht verbergen. In Jarlons Gesicht zuckte es, als er auf seinen Bruder zulief und ihn umarmte.
    »Charru! Wir haben es geschafft! Wir können hierbleiben! Bei der Flamme - wir haben endlich einen Platz, wo man uns nicht mehr wie Tiere jagen wird, wo man ...«
    Er verstummte und schüttelte das schwarze Haar zurück, plötzlich verlegen wegen des heftigen Gefühlsausbruchs. Charru klopfte ihm auf die Schulter und lachte - ein ungezwungenes Lachen, wie es seine Gefährten sehr lange nicht mehr von ihm gehört hatten.
    »Du hast recht. Wir werden stundenlang schlafen können. Oder dasitzen und reden, solange es uns gefällt. Camelo wird Lieder über die Sterne machen, Erein und Shaara werden endlich ihre Hochzeit feiern ...« Er brach ab, weil ihm bewußt wurde, daß er fast selbst ins Träumen geriet. »Ist bei euch alles glattgegangen? Habt ihr jemanden in den Hügeln gesehen?«
    »Mehr als ein Dutzend Männer! Sie hatten sich vor den Marsianern versteckt ...«
    Jarlons Augen funkelten, als er von dem Zwischenspiel mit den Fremden berichtete.
    Gillon von Tareth fügte ab und zu ein paar Einzelheiten ein. Kerr hörte zu und grub die Zähne in die Unterlippe. Er hatte schon vorher erfahren, daß die Fremden aus den Hügeln für den marsianischen Suchtrupp unauffindbar geblieben waren, aber er hatte nicht wirklich begriffen, was das bedeutete. Daß der Vollzug die Suche aufgab! Daß man ihn, Helder Kerr, für tot hielt und abgeschrieben hatte, daß er nicht mehr auf Hilfe von außen hoffen konnte.
    Er mußte versuchen zu fliehen.
    Später! Irgendwann, wenn die Wachsamkeit der Barbaren nachließ ...Und vielleicht gelang es ihm bis dahin, das Rätsel der Sonnenstadt zu lösen.
    Er runzelte die Stirn, als er Charrus Blick spürte. Der schwarzhaarige Barbarenfürst lächelte.
    »Sie brennen darauf, das alles näher zu untersuchen, nicht wahr?« fragte er.
    Kerr zuckte die Achseln. »Wundert Sie das?«
    »Nein. Aber wir werden erst morgen weitermachen. Und morgen werden wir auch versuchen, die Fremden in den Hügeln zu finden und uns mit ihnen zu verständigen.«
    »Morgen? Seid Ihr so wenig neugierig?«
    »Nicht weniger als Sie.« Charrus Lächeln fiel ironisch aus. »Aber wie Sie wissen, haben wir ein paar recht anstrengende Tage hinter uns. Wir brauchen eine Nacht lang Schlaf, das ist wichtiger als alles andere.«
    Kerr sah sich um.
    Er begegnete dunkel umränderten Augen, bleichen erschöpften Gesichtern, und erst jetzt wurde ihm wieder bewußt, daß diese Menschen am Ende ihrer Kraft waren. Wann mochten sie überhaupt das letzte Mal Schlaf gefunden haben? Sicher nicht während der Belagerung der »Terra I«! Und vorher? Der Vollzug hatte sie erbarmungslos gejagt. Wenn überhaupt, waren sie immer nur für wenige Stunden zur Ruhe gekommen.
    Heute nacht würden sie wie Tote schlafen. Aber Helder Kerr glaubte nicht daran, daß ihm das, eine Chance zur Flucht bot.

VI.
    Sie richteten sich in einem der größeren Gewölbe ein, das von Pfeilern gestützt und in verschiedene Trakte und Nischen eingeteilt wurde.
    Aus dem havarierten Raumschiff hatten sie die dünnen silbernen Folie-Decken mitgenommen. Auch gab es noch einzelne Kleidungsstücke aus der Welt unter dem Mondstein, ein paar geflochtene Matten für die Kinder, lederne Packsäcke, Wasserhäute, die man sich zusammengerollt unter den Kopf schieben konnte. Boden und Wände strahlten gleichmäßige Wärme aus, und die Terraner waren ohnehin nicht an übermäßige Bequemlichkeit gewöhnt. Helder Kerr stellte fest, daß offenbar niemand etwas daran auszusetzen fand, auf dem Boden zu schlafen. Er selbst war sicher, daß er kein Auge zutun würde. Er glaubte es immer noch, als er sich schweigend auf einer der Decken ausstreckte. Aber auch hinter ihm lag eine Menge ungewöhnlicher Anstrengungen, und noch während er mit einem Anflug von bitterer Ironie über seine groteske Lage nachdachte, übermannte ihn die Schläfrigkeit.
    Charru hörte Zai-Caroc und ein paar andere Priester miteinander flüstern, doch er war zu erschöpft, um dem noch Beachtung zu schenken.
    Für diese Nacht hatten sie sich auf zwei Wachtposten in der Stadt und einen weiteren am Eingang des Labyrinths beschränkt, die im Drei-Stunden-Rhythmus abgelöst werden

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