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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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von Sekunde zu Sekunde den Schritt, und als endlich vor ihm die Wände zurückwichen, hatte er das Gefühl, eine halbe Ewigkeit abwärtsgestiegen zu sein.
    Jäh blieb er stehen, überwältigt von der Größe des Raums, der sich auftat.
    Eine gigantische Halle. Gleichmäßig rund, mit gewölbter Decke, glattem, schimmerndem Boden - und vollkommen leer. An vier oder fünf verschiedenen Stellen mündeten offenbar weitere Treppen. Aber im Vergleich zu den riesigen Ausmaßen des Gewölbes wirkten die Zugänge so winzig, daß man zweimal hinschauen mußte, um sie zu entdecken.
    Charru zog die Unterlippe zwischen die Zähne.
    Sein Herz hämmerte hoch in der Kehle. Er spürte, daß er etwas Wichtiges entdeckt hatte. Es mußte so sein, er wußte es, aber er fand beim besten Willen keine Erklärung.
    Langsam, fast widerwillig löste er sich von der untersten Treppenstufe und betrat die Halle.
    Einen Schritt, einen zweiten, einen dritten...
    Wieder blieb Charru unvermittelt stehen, und diesmal verkrampfte er sich, weil er das Gefühl hatte, als habe ihn etwas Unsichtbares berührt. Etwas Unsichtbares? Unsinn, versuchte er sich zu sagen. Dayel mußte ihn angesteckt haben mit seinem Alptraum, seinen Ängsten...
    Chartas Gedanken zerfaserten.
    Etwas legte sich über seinen Geist wie ein flimmernder Vorhang. Etwas geschah. Von einer Sekunde zur anderen spürte Charru seinen Körper nicht mehr, hatte das Gefühl, zu schweben und sich aufzulösen in einer unsichtbaren Substanz, die er als eiskalte Drohung fühlte. Der Raum verdunkelte sich. Oder waren es seine Augen, die geblendet wurden und nichts mehr wahrnahmen? Charru taumelte. Jähe Panik packte ihn, er glaubte aufzuschreien, aber er konnte seine eigene Stimme nicht mehr hören.
    Etwas schien nach ihm zu greifen, ihn in sich aufzusaugen.
    Er sah nicht mehr, hörte nichts. Um ihn war die dunkle, unklare Empfindung von Raum, tiefem, unendlichem, grenzenlosem Raum, aber er schwebte darin als einsames, losgelöstes Bewußtsein ohne Körper und Sinne.
    War dies der Tod?
    Der schreckliche und seltsame Augenblick, in dem die Seele den Körper verließ und...
    Alle Gedanken zerfaserten.
    Die Angst, die ihn in dieser Sekunde packte, war zu maßlos und überwältigend, um sie zu ertragen. Ein greller Blitz schnitt durch sein Bewußtsein, erlosch im nächsten Moment wie eine Flamme, und dann blieb nur noch das Gefühl des Stürzens in schwarze, bodenlose Unendlichkeit...
    *
    Dayel lehnte an der Wand und versuchte, nicht daran zu denken, was hinter der schimmernden, jetzt geschlossenen Tür lauerte.
    Etwas Fremdes, Unheimliches! Etwas, das ihn bis in die Tiefe seiner Seele erschreckt hatte, obwohl er immer noch nicht wußte, was eigentlich gewesen war. Er konnte sich nicht erinnern. Nur an ein wirres Chaos, aus dem sich die Gestalten jener Fremden, Unsichtbaren als einzige scharf umrissene Eindrücke kristallisierten. Sie hatten etwas von ihm gewollt aber er wußte nicht, was. Er war geflohen, aber er wußte nicht, wovor und wohin. Er konnte sich nur an die Angst erinnern. Schreckliche, unerträgliche Angst, die ihn selbst jetzt noch zittern machte.
    Mit geschlossenen Augen und verkrampften Fäusten blieb er an der Wand stehen.
    Die Sekunden schienen sich zu Ewigkeiten zu dehnen. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Dann mischte sich etwas anderes hinein - das Geräusch von Schritten und Stimmen, und neue Angst ließ seinen Atem stocken.
    Jemand näherte sich aus dem Quergang, der in einiger Entfernung in den großen Tunnel mündete. Jetzt verharrten die Schritte. Dayel schluckte krampfhaft. Er ertrug es nicht, reglos hier zu stehen und zu warten; er wollte wissen, was auf ihn zukam. Mit dem Mut der Verzweiflung löste er sich von der Wand und huschte auf Zehenspitzen zu der Einmündung hinüber.
    Als er um die Ecke spähte, packte ihn die Erleichterung sekundenlang wie ein Schwindel.
    Priesterroben! Zai-Caroc, Shamala, Beliar und einer der älteren Akolythen. Sie steckten die Köpfe zusammen, flüsterten, und ihre Augen flackerten erschrocken auf, als sie den Beobachter entdeckten.
    Schrecken, der sofort wieder verebbte.
    Sie hatten Dayel erkannt. Zögernd löste sich der Junge aus seiner Deckung. Immer noch schnürte Angst ihm die Kehle zu.
    Sein ganzes Leben lang hatte er die Priester gefürchtet, auch jetzt. Aber in den vergangenen Stunden war ein neues, anderes Gefühl zu dieser Furcht gekommen, ein schwacher Funke von Auflehnung und Trotz. Die Priester hatten ihn zum Mörder gemacht und

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