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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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wie von selbst flog das Schwert aus der Scheide und lag in seiner Rechten. Geduckt stand er da, sprungbereit wie ein gejagtes Tier, und wieder dröhnte die Stimme, kam von überall und nirgends, mit Worten gleich Hammerschlägen:
    »Du willst töten. Du willst vernichten, Erdenmensch! Töten...Vernichten...«
    Wer sprach da?
    War er im Raum? Unsichtbar? Oder benutzte er einen Lautsprecher wie die Marsianer?
    Wer immer es war - er sprach mit einer menschlichen Stimme. Und aus den Worten klang kein Haß, keine Drohung, sondern etwas anderes, etwas, das die vernichtende Kraft eines Urteils hatte.
    Charru atmete aus. Ihm war zumute, als stürze er sich blindlings in ein unbekanntes Gewässer.
    »Nein«, sagte er heiser. »Das will ich nicht. Ich weiß nicht einmal, wo ich bin. Noch wer du bist! Warum glaubst du, daß ich jemanden töten will?«
    »Komm näher! näher...«
    Wie unter einem Zwang durchquerte Charru den Raum. Die Angst - diese unbezwinglich Urangst vor dem Unbekannten -schien sich wie eine Raubtierpranke in seine Eingeweide zu krallen. Vor der Öffnung in der Wand blieb er stehen. Langsam schob er das Schwert zurück in die Scheide. Er wußte nicht, warum er es tat, und er wußte nicht, ob das Dröhnen in seinem Kopf wirklich nachließ oder ob er sich das nur einbildete.
    »Setz dich!« forderte die unsichtbare Stimme. »Setz dich, Erdenmensch!«
    »Warum?« stieß Charru hervor. »Wer bist du? Was willst du von mir? Was...«
    »Wir wollen mit dir sprechen. Setz dich!«
    Charru biß die Zähne zusammen.
    Eine jähe Regung von Trotz und rebellischem Zorn ließ ihn das Haar zurückwerfen. Langsam ging er auf den silbernen Schalensessel zu, setzte sich und legte die Arme auf die Lehnen.
    Ein scharfes Schnappen: je zwei silberne Metallklammern schlossen sich um seine Fußknöchel und die Handgelenke.
    Etwas senkte sich von oben auf seinen Kopf herab. Schweiß rann über seine Haut. Aber er ahnte, daß es keinen Sinn hatte auszuweichen und versuchte es nicht.
    Reglos blieb er sitzen, während sich ein kühles Metallband über seine Stirn legte und zwei runde Plättchen gegen seine Schläfen drückten.
    Immer noch loderte der unklare Zorn in ihm, der stärker als die Angst war, doch schon im nächsten Moment überkam ihn eine seltsame Ruhe. Es war, als dringe eine unsichtbare Kraft in ihn ein, die seine wirbelnden Gedanken klärte und den Aufruhr in seinem Innern milderte. Alles schien zurückzuweichen, unwirklich zu werden - und jetzt hatte er wirklich das Gefühl, einen Traum zu erleben.
    »Wer bist du?« hallte die körperlose Stimme. »Wer bist du, Erdenmensch?«
    »Charru«, murmelte er. »Charru von Mornag ...Erlends Sohn ...König des Tieflands...«
    »Erzähle! Erzähle, Erdenmensch! Sage uns, woher du kommst und wohin du gehst ...«
    Charru schloß die Augen.
    Alles um ihn schien zu versinken. Er sprach nicht, rührte sich nicht. Aber in seiner Erinnerung liefen die Ereignisse der Vergangenheit ab wie eine Kette flammender Bilder, und ein Teil seines verschwimmenden Bewußtseins begriff, daß er trotz allem Antwort gab...
    *
    Glatter Boden unter der nackten Haut seines Rückens...
    Warmes goldenes Licht, das durch die Spalten seiner geschlossenen Lider sickerte und wieder die Vision des schimmernden Labyrinths weckte. Charru öffnete die Augen und starrte verständnislos zu der Decke der riesigen Halle hinauf, die sich über ihm wölbte.
    Er lag zusammengekrümmt am Boden. Aus irgendeinem Grund hatte er das Bewußtsein verloren - und einen Alptraum gehabt. Einen erschreckend realen, lebendigen Alptraum. Dayels Traum! Nur daß er die »Unsichtbaren« nicht gesehen, sondern mit ihnen gesprochen hatte.
    Benommen kam Charru auf die Beine und stützte sich an der Wand ab.
    Sein Blick glitt durch den großen, leeren Raum. Nichts hatte sich verändert, natürlich nicht. Wie hätte sich etwas ändern können? Es mußte ein Traum gewesen sein.
    Prüfend tastete er nach dem Schwert im Gürtel und atmete auf, als er den geschwungenen Griff spürte.
    Im nächsten Augenblick kam ihm die Sinnlosigkeit der Gebärde zu Bewußtsein. Auch in seinem Traum hatte er das Schwert gezogen. Und dabei das unklare Gefühl gehabt irgendein Gesetz zu verletzen, wie er sich jetzt erinnerte. Kopfschüttelnd wandte er sich ab, ging wieder auf die Treppe zu und begann, nach oben zu steigen.
    Dabei überlegte er fieberhaft, was die Bewußtlosigkeit und den seltsamen Traum hervorgerufen haben konnte.
    Die unbekannte Strahlung? Vielleicht

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