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Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Titel: Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U.Wiemer
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unheimlichen Schauspiels. Sie begriff es nicht. Selbst als Medizinerin hatte sie den Tod stets nur als mechanischen Vorgang erlebt; schnell und unauffällig zwischen Apparaten und Drogen, ohne Schrecken und Schmerz. Ein Mensch starb, sein Name wurde abgehakt, die Organbank bekam Nachschub. Und wenn jemand trauerte, ließ er es sich auf jeden Fall nicht anmerken.
    Hier brauchte sich niemand zu schämen, seinen Schmerz zu zeigen.
    Laras Blick streifte Charrus starres Profil. Sie wußte, was geschehen war, wußte auch, daß er sich Vorwürfe machte. Sie hätte gern etwas getan, um zu zeigen, daß sie mitfühlte, doch in diesen Sekunden schien er Lichtjahre von ihr entfernt zu sein.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis der Scheiterhaufen nur noch schwach in der Dunkelheit glomm.
    Charru, Jarlon, Gerinth und Dayel würden bis zum Morgengrauen die Totenwache halten. Die anderen gingen schweigend auseinander. Auch Lara trat wieder auf den säulengeschmückten Platz hinaus; fröstelnd in dem schneidend kalten Wind, der aus der Wüste wehte.
    »Es hat Sie erschreckt, nicht wahr?«
    Die leise Stimme gehörte Camelo von Landre. Lara warf ihm einen Blick zu und atmete tief durch. Von Anfang an war ihr der junge Mann mit der Grasharfe am Gürtel weniger wild und barbarisch erschienen als die anderen, obwohl sie ihn auch schon mitten im Kampfgetümmel gesehen hatte, mit zornlodernden Augen und blutigem Schwert. Jetzt erinnerte er sie an ihren Heimatplaneten, wo es - anders als auf dem Mars - auch Kunst und Musik gab.
    »Ja, es hat mich erschreckt.« Lara zuckte die Achseln.
    »Es ist alles so fremd für mich. Dieser Junge- er war doch noch ein Kind...«
    »Nicht in unserer Welt.«
    »Ich mochte ihn«, sagte Lara leise.
    »Wir alle mochten ihn. Aber solche Dinge geschehen, und es ist schwer, sie zu ertragen. Wir haben es lernen müssen.«
    Lara nickte nur.
    Sie hatte verstanden, was er ihr sagen wollte. Auch sie würde lernen müssen, mit dem Tod und der Gefahr zu leben- und mit der Möglichkeit, Menschen zu verlieren, die sie liebte.
    Sie war sich nicht sicher, ob sie das jemals fertigbringen würde.
    *
    Kurz nach Sonnenaufgang gaben die Wachen Alarm.
    Drei der vier Jets waren schon wieder in die Wüste hinausgeflogen, da man nach den Ereignissen auf dem Gelände des Raumhafens mit einer neuen Aktion der Marsianer rechnen mußte. Aber die Wachen meldeten keine Polizeijets, auch keine Robotsonden. Nur eine einzelne Staubfahne, die sich näherte und von einem dunklen, beweglichen Punkt aufgewirbelt wurde.
    Karstein und Kormak standen auf einem der noch intakten Wehrgänge und spähten durch die Schießscharten.
    Ein paar Minuten später waren auch Charru, Camelo und Jarlon da. Alle fünf starrten nach Süden, doch es dauerte lange, bis ihnen klarwurde, was sich da quer durch die Wüste auf die Sonnenstadt zubewegte.
    »Das ist ein Spiralschlitten«, sagte Camelo überrascht. »Erinnert ihr euch nicht? Eins von diesen Sand-Fahrzeugen, wie es die alten Marsstämme benutzen.«
    Charru kniff die Augen zusammen.
    Jetzt erkannte auch er die klobigen Umrisse und die großen, rotierenden Spiralen, die selbst durch tückischen Flugsand pflügen konnten. Ein solcher Schlitten hatte ihn immerhin schon einmal von den Singhal-Klippen bis an den Rand von Kadnos gebracht. »Aber damit kann man doch nicht die New Mojave durchqueren«, meinte er zweifelnd.
    »Wer weiß!« Camelo zuckte die Achseln. »Mit der entsprechenden Ausrüstung? Sie müssen allerdings ziemlich lange unterwegs gewesen sein.«
    »Und was wollen sie hier?« fragte Karstein mit gerunzelter Stirn.
    »Mich interessiert mehr, wer sie überhaupt sind« brummte Kormak. »Kein Marsianer würde sich in so ein Vehikel setzen, oder?«
    »Wir haben schon erlebt, daß zwei es doch getan haben, um für eine Weile der ständigen Kontrolle zu entgehen«, stellte Charru fest. »Außerdem müssen die Leute aus den Hügeln ja nicht die letzten Marsianer gewesen sein, die versucht haben, ihrem Staat zu entfliehen.«
    »Hmm. Ein Suchtrupp ist es jedenfalls nicht.«
    Karstein kratzte sich in seinem blonden Bartgestrüpp und beobachtete aus schmalen Augen den Schlitten. Er kam nur langsam näher. Inzwischen konnte man bereits erkennen, daß er mit zwei Männern besetzt war. Sie hielten offensichtlich auf die Sonnenstadt zu. Ihr Fahrzeug rumpelte, schlingerte leicht, und ein paarmal lenkten sie es grob über Hindernisse.
    »Könnten sie zu den alten Marsstämmen gehören?« fragte Camelo langsam. Die

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