Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft
Reservate werden doch nur elektronisch überwacht.«
Aber die Menschen stehen unter Drogen. Und ich habe gespürt, wie sehr dieses Zeug den Willen lähmt.«
Noch in der Erinnerung zog Charru die Brauen zusammen. Damals waren sie durch Zufall darauf gestoßen, daß die alten Marsstämme durch Drogenzusätze in ihrer Nahrung systematisch in einem Zustand völliger Apathie gehalten wurden. Charru hatte ahnungslos einen der Konzentratwürfel probiert und war für Stunden in willenloser Gleichgültigkeit versunken
Seine Gedanken stockten, als der Spiralschlitten vor ihnen in der Wüste langsamer wurde.
Er schwenkte nach Westen ab, beschrieb einen weiten Bogen, als hätten die beiden Männer beschlossen, sich der Stadt lieber vorsichtig zu nähern. Jetzt tauchte das Fahrzeug in den Schatten zwischen schroffen Felsentrümmern. Nach ein paar Minuten hätte es wieder auftauchen müssen, doch es blieb verschwunden.
»Ob sie uns gesehen haben?« fragte Camelo.
»Möglich.« Charru zögerte sekundenlang, dann zuckte er die Achseln. »Sie sind nur zu zweit. Kommst du mit, Karstein?«
Der blonde Hüne nickte sofort.
Minuten später standen sie am Fuß der Mauer, glitten durch einen der zerbröckelnden Rundbögen und näherten sich vorsichtig der Stelle, wo sie den Schlitten zuletzt gesehen hatten. Zwischen den Felsen staute sich schon wieder die Tageshitze. Das Rumpeln der Spiralen war verstummt, genau wie das metallische Singen des Antriebs. Auch hinter ihnen rührte sich nichts, doch Charru hätte geschworen, daß ihnen mindestens ein Mann in gewissem Abstand folgte, um ihnen den Rücken zu decken.
Sie brauchten länger als erwartet; die Entfernungen in der Wüste täuschten. Schließlich tauchten sie in ein Gewirr durcheinandergewürfelter, hoch aufgetürmter Felsbrocken, die von den Energiegranaten der Marsianer bis hierher geschleudert worden waren. Der unverkennbare Geruch nach heißem Metall warnte sie, als sie sich dem Fahrzeug näherten. Vorsichtig spähte Charru um eine Felsenkante und winkte Karstein zu.
Der Spiralschlitten stand verlassen in einer Mulde.
Auf der Transportfläche hinter den Sitzen war ein Packsack festgeschnallt. Roter Staub puderte das Fahrzeug; das Metallgestänge der Spiralen war zerkratzt und verbogen von der Fahrt über endlose Steinflächen. Karstein schüttelte den Kopf und kratzte unschlüssig in seinem Bartgestrüpp. Charru spähte aus zusammengekniffenen Augen in die Runde. Er spürte, daß sie beobachtet wurden, hörte die fast unmerkliche Bewegung zwischen den Felsen.
Drei Schritte neben Karstein schnellte eine Gestalt aus ihrer Deckung hoch.
Gleichzeitig polterten in Charrus Rücken ein paar Steine. Er fuhr herum, sah einen massigen Schatten auf sich zufliegen und hatte in der nächsten Sekunde das Gefühl, von einer Lawine überrollt zu werden.
*
Der Anprall brachte ihn aus dem Gleichgewicht und schleuderte ihn zurück.
Sein Fuß verhakte sich hinter einem Stein, hart prallte er zu Boden. Die Hünengestalt, die ihn von einem der Felsblöcke aus angesprungen hatte, wollte sich auf ihn werfen. Charru sah das verzerrte Gesicht über sich, spannte alle Muskeln und rollte blitzartig zur Seite.
Der Angreifer stieß einen dumpfen Schrei aus, als er stürzte.
Charru zog die Beine an und sprang auf, immer noch benommen von dem Zusammenprall. Undeutlich sah er, daß sich Karstein wild schüttelte und mit dem Ellbogen nach hinten stieß, um den Burschen loszuwerden, der ihm ins Genick gesprungen war. Charru blieb keine Zeit, sich um seinen Freund zu kümmern. Vor ihm rappelte sich der zweite Angreifer mit erstaunlicher Behendigkeit wieder auf. Erstaunlich jedenfalls für dieses Gebirge von Mann, der sogar Karstein um einen halben Kopf überragte und mit den breiten Schultern, dem mächtigen Brustkorb und den gewaltigen Fäusten an einen vorzeitlichen Riesen erinnerte. Wirres dunkles Haar fiel ihm auf die Schultern, schwellende Muskeln spielten unter der groben Leinenkleidung. Aus dem braunen, wie mit dem groben Messer geschnitzten Gesicht leuchtete wilde Angriffswut. Ein dröhnender Kampfschrei brach über seine Lippen, als er von neuem auf seinen Gegner zustürzte. Bewaffnet war er nicht, und instinktiv ließ auch Charru das Schwert in der Scheide.
Statt dessen federte er leicht in den Knien und drehte sich halb, um den Anprall mit der Schulter abzufangen.
Die Faust, die auf sein Gesicht zielte, lenkte er mit dem Unterarm ab. Trotzdem brauchte er seine ganze Kraft, um nicht
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