Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern
einem Bergwerk schuften zu müssen. Ich kann es nicht beweisen, wenn Ihnen die Ereignisse in der Sonnenstadt nicht als Beweis genügen. Aber ich kann Ihnen mein Wort geben, daß es die Wahrheit ist.«
Simon Jessardin schwieg.
Sein scharfgeschnittenes Asketengesicht war unbewegt. Er würde es niemals glauben. Und niemand würde die Marsianer aufhalten auf ihrem Weg in die Katastrophe, die vielleicht in hundert, vielleicht erst in tausend Jahren über sie hereinbrechen würde.
»Es ist Ihre Welt, um deren Zukunft es geht«, sagte Charru müde. »Helder Kerr hat getan, was er konnte. Vielleicht ist es besser für ihn, daß er nicht mehr erleben muß...«
»Charru?« unterbrach ihn eine leise Stimme von der Tür her.
Er wandte sich um.
Hakon hatte den Raum betreten, der Nordmann mit den mächtigen Schultern und der langen strohfarbenen Mähne. Er wies mit einer Kopfbewegung nach draußen.
»Ein einzelner Jet nähert sich dem Krater«, meldete er. »Ich nehme an, es ist ein Kurier, den die Marsianer geschickt haben, um zu verhandeln. «
XII.
Langsam ging Charru auf den Verwaltungs-Gleiter zu, der in der Nähe des Kraterrandes gelandet war.
Ein einzelner Mann. Charru wußte, daß es Conal Nord war. Kein anderer hätte gewagt, allein und unbewaffnet zu kommen.
Das Gesicht des Venusiers wirkte ungewöhnlich hart, als er ausstieg. Aber dann, als sie sich gegenüberstanden, streckte er schweigend die Hand aus. Charru schlug ein, und er wußte, daß dies mehr war als eine Begrüßung, daß sich die Einstellung des anderen nicht geändert hatte.
»Was ist mit Helder Kerr?« fragte der Venusier sofort.
Der Ausdruck, der Charrus Augen verdüsterte, gab die Antwort, noch ehe er sprach. »Er ist tot... «
Conal Nord wurde bleich.
»Kirrands Schuld?« fragte er nach ein paar Sekunden.
»Nein. Ein Wachmann hat die Nerven verloren, als Kirrand mich erkannte. Helder Kerr wollte Jessardin schützen, glaube ich. Aber Kirrand hatte etwas von Barbaren hervorgestoßen, und es war Kerr, der die Barbarenkleidung trug. Der Wachmann schoß. «
»Sie sind selbst verletzt. «
Charru warf einen Blick auf den zerfetzten, verbrannten Ärmel des marsianischen Anzugs, den er immer noch trug. Er hatte nicht mehr auf die Brandwunde geachtet, obwohl sie heftig schmerzte. Gleichgültig zuckte er die Achseln.
»Ist den Gefangenen etwas geschehen?« fragte er.
»Nein. Das heißt... « Conal Nord bemerkte Charrus Erschrecken und hob beschwichtigend die Hand. »Sie sind gesund. Aber sie mußten unter Wahrheitsdrogen gesetzt werden - sonst wäre ich nicht hier. «
»Wird man auf unsere Bedingungen eingehen?«
Nord zog die Brauen zusammen. Er atmete tief durch und sammelte sich.
»Ich weiß es nicht, Charru«, sagte er ernst. »Simon Jessardin wird nicht zulassen wollen, daß auf sein Leben Rücksicht genommen wird. Ich persönlich bin der Ansicht, daß das Leben des Präsidenten der Vereinigten Planeten wichtiger ist als der Versuch, einen Start mit der »Terra« zu verhindern Er stockte und runzelte die Stirn. »Kann das Schiff tatsächlich starten, Charru?«
»Ja, das kann es.«
»Aber wie ist das möglich? Es wurde Tag und Nacht bewacht, es... «
»Jessardin kennt die Antwort - auch wenn er sie nicht glauben will.« Charru zögerte. »Was wird Ihrer Meinung nach geschehen? Werden Sie es schaffen, die anderen Verantwortlichen zu überzeugen?«
»Ich werde es versuchen. Aber ich muß ihnen die Wahrheit sagen, ich kann ihnen Jessardins Entscheidung nicht verschweigen - wie immer sie ausfällt. «
Charru nickte. »Gibt es eine Chance für uns?«
»Ich glaube ja. Der venusische Rat hat sich in dieser Angelegenheit hinter mich gestellt, und zwar noch vor Jessardins Entführung. Er ist nicht Präsident des Mars, sondern Präsident der Vereinigten Planeten. Man wird die Haltung der Venus nicht ignorieren können, und man wird sie möglicherweise als typisch für die Haltung aller anderen Planeten ansehen -obwohl das nicht der Fall ist. Wie lauten Ihre Bedingungen, Charru?«
»Freier Start für die »Terra« und Freilassung der Gefangenen. Alle - auch Hunon. «
»Hunon?«
»Bei euch hat er keinen Namen, sondern nur eine Nummer«, sagte Charru bitter. »Der Mann, der aus dem Reservat der alten Marsstämme geflohen ist. Er ist unser Freund. «
»Werdet ihr meine Tochter freilassen?«
Charrus Augen flammten auf.
»Sie wissen genau, daß wir sie nicht gefangenhalten«, sagte er heftig. »Sie ist freiwillig hier. Und sie wird uns
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