Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern
begleiten, weil das ihr Wunsch ist. «
»Sie weiß nicht, was sie tut, sie...«
»Vielleicht«, sagte Charru leise. »Ich würde sie gern in Sicherheit wissen. Aber ich werde sie nicht bitten zu gehen. Das kann ich nicht. «
Sekundenlang kreuzten sich ihre Blicke.
Der Venusier brauchte keine Worte, um die Wahrheit in Charrus Gesicht zulesen. Nords Kehle wurde eng, als er an das Leben dachte, das Lara an der Seite dieses Mannes erwartete. Ein wildes, barbarisches Leben voller Kämpfe und Gefahren. Falls sie überhaupt am Leben blieb. Denn mit dem Start der »Terra« war im Grunde noch nichts entschieden.
Conal Nord spürte plötzlich eine Erschöpfung, die tiefer war als bloße körperliche Müdigkeit.
»Führen Sie mich zu Jessardin«, murmelte er. »Und lassen Sie mich später mit Lara reden. «
Charru nickte.
Der Präsident war inzwischen in die ehemalige Versorgungszentrale gebracht worden. Die Terraner wollten die Ruhe des Toten respektieren: Gillon und Beryl von Schun, Hakon und der junge Akolyth Dayel, der sich von den Priestern losgesagt hatte, hielten Wache bei ihm. Camelo von Landre warf seinem Blutsbruder einen besorgten Blick zu, aber Charru winkte ab. Die Verletzung konnte warten.
Der Präsident der Vereinigten Planeten und der Generalgouverneur der Venus begrüßten sich mit einem stummen Händedruck.
Simon Jessardin reagierte wie erwartet: »Conal, ich wünschte nicht, daß irgendwelche Rücksichten auf meine Person genommen werden. «
»Das weiß ich, Simon. Ich werde den Sicherheitsausschuß entsprechend unterrichten. Aber ich glaube, man wird zu dem Ergebnis kommen, daß Ihr Leben für die Vereinigten Planeten von größerer Bedeutung ist als die Frage, ob ein paar Menschen mit einem alten Raumschiff den Mars verlassen oder nicht. Ich persönlich werde jedenfalls meinen ganzen Einfluß in dieser Richtung einsetzen. «
Jessardin hob die Brauen. »Ein Entschluß, von dem ich Sie nicht abbringen kann, nehme ich an?«
»Richtig. Und ein Entschluß, für den ich mich der ausdrücklichen Billigung des venusischen Rates versichert habe. «
»Lassen Sie das Schiff zerstören, Conal! Lassen Sie die »Terra« in die Luft sprengen; schaffen Sie vollendete Tatsachen und...«
»Nein«, unterbracht ihn Charru hart. »Weil Sie sich nämlich innerhalb des Schiffes befinden werden. Wir brechen auf, sobald dieses Gespräch beendet ist. Und Sie können sich darauf verlassen, daß uns die Wachen passieren lassen.«
»Schon weil ich sie entsprechend instruieren werde«, ergänzte Conal Nord. »Simon, Sie wissen genau, daß der Ausschuß mich in der Luft zerreißen würde, wenn ich in irgendeiner Weise Ihr Leben in Gefahr brächte, noch bevor eine Entscheidung gefallen ist. «
Jessardin zuckte die Achseln. Das schmale Asketengesicht wirkte steinern.
»Meine Entscheidung kennen Sie, Conal. Wird man Ihre Tochter freilassen?«
Diesmal war es der Venusier, der die Schultern hob.
Jessardin wußte so gut wie er, daß die Terraner gar keine Möglichkeit gehabt hatten, Lara mit Gewalt in ihre Hand zu bringen. Der Präsident nahm es nicht zur Kenntnis, weil er Conal Nord sein Wort gegeben hatte, Lara unbehelligt zur Venus reisen zu lassen, wenn sie gefunden wurde. Und Nord hoffte, daß sich seine Tochter ihre Entscheidung noch einmal überlegen würde, wenn sie davon erfuhr.
»Kann .ich jetzt mit Lara sprechen?« fragte er in Charrus Richtung.
»Gerinth wird Sie hinbringen. Camelo - sag Hardan und Leif, daß sie hier Wache halten sollen. «
»Aye. «
Camelo wandte sich ab. Charru wartete, bis die beiden Nordmänner erschienen, dann , verließ er ebenfalls das Gebäude. Die Sonne brannte auf seine Haut, in der Luft lag der Geschmack des bitteren Wüstenstaubes. Er dachte an die Bilder der unzerstörten Erde, die er gesehen hatte. Grünes Land, Wiesen und Wälder...
»Laß Indred die Wunde verbinden«, sagte Camelo, der neben ihn getreten war.
»Später.«
»Nicht später. Wenn sie sich entzündet, wird es lange dauern, bis du wieder ein Schwert führen kannst. « Er machte eine Pause, und über seine ruhigen, harmonischen Züge flog ein kurzes Lächeln. »Lara wird bleiben. Ich weiß es. «
Charrus Kopf ruckte hoch. »Es wäre besser für sie, wenn sie...«
»Das ist nicht wahr, und das meinst du auch nicht wirklich. Sie wird bleiben. Du brauchst keine Angst zu haben. «
Charru wollte auffahren, doch dann schwieg er. Es war Angst, was er empfand. Angst, Lara zu verlieren, obwohl er wußte, daß die
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