Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern
Jessardin wußte er, daß seiner Tochter - soweit sich das überhaupt sagen ließ - keine unmittelbare Gefahr drohte. Das war viel, aber es war nicht genug. Auch Conal Nord hatte eine Entscheidung getroffen. Die offizielle Stellungnahme des Venusischen Rats, die er inzwischen in Händen hielt, berechtigte ihn, im Rat der Vereinigten Planeten Macht und Einfluß der Venus voll für das in die Waagschale zu werfen, was er selbst für richtig hielt.
Praktisch stimmte der venusische Rat damit dafür, die Barbaren aus der marsianischen Mondstein-Welt ungehindert zur Erde fliegen zu lassen.
Conal Nord hatte die Funksprüche nicht gezählt, die für dieses Ergebnis notwendig gewesen waren. Er glaubte nicht einmal, daß es viel nützen würde, da er Simon Jessardins unbestechliche Konsequenz kannte. Auf der Venus endete Jessardins Einfluß dort, wo der von Conal Nord begann. Aber hier waren sie auf dem Mars. Hier lag die Zentrale der Macht, hier war die Raumflotte der Vereinigten Planeten stationiert. Conal Nord wußte, daß er im Grunde keine realen, sondern ideelle Positionen in die Waagschale zu werfen hatte.
Die Nachricht von der Entführung Simon Jessardins warf alle seine Überlegungen über den Haufen.
Da er als Gouverneur der Venus und Generalbevollmächtigter des Rats der Vereinigten Planeten zur Führungsspitze gehörte, erreichte ihn die Nachricht unzensiert. Eine sehr kleine Gruppe anderer Männer erhielt sie gleichzeitig, doch diese Gruppe brauchte länger, um zu reagieren. Barbaren in Kadnos... Simon Jessardin als Geisel der Terraner... Helder Kerr offensichtlich auf der Seite Charru von Mornags... Letzteres war ein Punkt, den nicht einmal alle, die informiert wurden, mit der gleichen Schnelligkeit begriffen. Conal Nord dagegen verstand sofort. Er kannte Helder Kerr. Vielleicht besser, als der junge Raumhafen-Kommandant sich selbst kannte. Conal Nord wußte sofort, daß, die Aktion ohne die Mitwirkung mindestens eines einflußreichen Marsianers nicht möglich gewesen wäre, daß sich auch Kerr der Ausstrahlung des jungen Barbarenfürsten nicht hatte entziehen können.
Der Venusier verließ die Suite nicht, sondern setzte sich über den Kommunikator mit Jom Kirrand in Verbindung.
Einem aufgelösten, ratlosen Jom Kirrand. Kerr war vermutlich schwer verletzt, hörte Conal Nord. Aber immerhin hatte Kirrand ein weitergehendes Blutbad verhindert, obwohl er im Augenblick offensichtlich nicht wußte, was er tun sollte. Charta und einer der terranischen Gefangenen waren mit Kerr und ihrer Geisel verschwunden, ohne Bedingungen zu stellen oder zu verhandeln. Sie würden einen Kurier schicken. Oder vielleicht erwarteten sie, daß man sich mit ihnen in Verbindung setzte. Kirrand schien noch nicht auf den Gedanken gekommen zu sein, daß das ziemlich einfach war.
»Haben Sie die Gefangenen unter Wahrheitsdrogen vernehmen lassen?« fragte der Venusier.
»Noch nicht, aber... «
»Tun Sie es jetzt! Bringen Sie vor allem in Erfahrung, wo ich Charru von Mornag finden kann. «
Der Vollzugschef bemühte sich, seine Erleichterung zu verbergen: »Sie wollen persönlich verhandeln, Generalgouver neun?«
»Das dürfte das Beste sein, oder?«
»Ich denke auch. In etwa einer halben Stunde können Sie mit ersten Ergebnissen rechnen.«
»Gut. Ich melde mich wieder bei Ihnen. « Nord zögerte, dann beschloß er, den Umstand zu nutzen, daß Jom Kirrand offenbar froh war, nicht selbst entscheiden zu müssen. »Keine weiterer Liquidationen und keine militärische Aktion«, ordnete er an »Jessardins Stellvertreter wird den Sicherheitsausschuß des Rates zusammenrufen. Greifen Sie also nicht vor. «
»Ja, Generalgouverneur.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Conäl Nord lehnte sich zurück und schloß für einen Moment die Augen. Er dachte an die Mitglieder des Ausschusses, die er würde überzeugen müssen. Simon Jessardins Entscheidung kannte er. Aber es konnte nicht schwer sein, die Männer zu de Einsicht zu bringen, daß das Leben des Präsidenten notfalls auch gegen seinen Willen gerettet werden mußte. Die Erde war für die Vereinigten Planeten nur von wissenschaftlichem Inter esse, die Meinung würde sich durchsetzen, daß die Barbaren dort kein Unheil anrichten konnten. Vor allem, nachdem de venusische Rat praktisch dafür gestimmt hatte, sie mit des »Tetra« starten zu lassen.
Eine halbe Stunde später betrat der Generalgouverneur Jom Kirrands Büro in der Vollzugszentrale.
Erein und Tareths Vernehmung war gerade
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