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Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Titel: Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sie ein Zeitfeld überflogen, in dessen Schutz sich in diesen Minuten ein Drama abspielte.
II.
    Der Kommando-Jet der marsianischen Armee befand sich innerhalb des Zeitfeldes.
    Bewegungslos hing er über der roten Wüste. Die aufgehende Sonne tauchte die Stadt in Glut. Eine gespenstisch verwandelte Stadt, die nicht mehr aus Ruinen bestand, sondern aus festen, wehrhaften Mauern, über deren Türmen Banner flatterten, hinter deren Zinnen sich kampfbereite Krieger in Helmen und Kettenhemden aufrichteten.
    Jom Kirrand, der Chef des marsianischen Vollzugs, hatte das Gefühl, einen entsetzlichen Alptraum zu erleben.
    Er war genauso versteinert wie der Pilot und die anderen Offiziere. Jeder der Männer wußte, es war unmöglich, daß um diese Zeit die Sonne aufging, nachdem die Ruinen der Stadt eben noch im Licht der beiden Monde gelegen hatten. Jeder wußte, daß über den Zinnen und Türmen keine Banner wehen konnten, jeder sah, daß es sich bei den gerüsteten Kriegern nicht um die Barbaren aus der Mondstein-Welt handelte. In Kirrands Gedächtnis zuckten Bilder auf, die er in Filmen gesehen hatte, Bilder von Kriegszügen, die vor mehr als zweitausend Jahren die Flüchtlinge von der zerstörten Erde gegen die alten Marsstämme unternommen hatten. Aber der Vollzugschef brachte es einfach nicht fertig., aus dem, was er sah, Schlüsse zu ziehen. Er war nur noch fähig, blindlings den vorbestimmten Verhaltensmustern zu folgen, die seiner Ausbildung entsprachen.
    »Angreifen!« hatte er befohlen. »Angreifen! Sofort!«
    Gigantischen Untieren gleich rollten die schweren Laserkanonen weiter.
    Unter dem schimmernden Schutzzelt der mobilen Basis stierte der weißhaarige General Manes Kane mit vorquellenden Augen auf die Vision. Es mußte eine Vision sein. Die Sonnenstadt mochte vor Jahrtausenden so ausgesehen haben, nicht heute. Und die Menschen - woher kamen sie? Die Barbaren aus der Mondstein-Welt besaßen keine Kettenhemden, keine Helme und Schilde.
    Alte Marsianer .
    Jenes stolze Volk, das die Sonnenstadt erbaut hatte und von den irdischen Flüchtlingen besiegt und versklavt worden war. Heute lebten sie in Reservaten, unter Drogen, die sie willenlos machten, nur am Leben erhalten aufgrund eines uralten Gesetzes, zu ihrem Schutz, das niemand mehr ernst nahm. Und dort drüben machten sich ihre Vorfahren bereit, mit Feuer und Schwert gegen den neuen Mars zu kämpfen... Dort drüben erhoben sich die alten Marsianer aus ihren Gräbern, um Rache zu nehmen...
    Manes Kane preßte die Handflächen gegen die Schläfen.
    Nein, dachte er. Unsinn, Unsinn... Schwindel packte ihn. Sekundenlang fürchtete er, den Verstand zu verlieren. Und dann war es eine neue, unvermutete Wendung der Dinge, die jäh das Grauen zerriß und seine Gedanken klärte.
    Ein hohes, anschwellendes Heulen.
    Jenseits der Sonnenstadt stieg etwas wie ein gigantischer Silberpfeil in den Himmel, senkte sich über die Türme und Zinnen und detonierte mit schmetterndem Krach mitten in der Stadt.
    Eine Rauchwolke stieg auf.
    Selbst aus der Entfernung konnte Kane den Aufschrei zahlloser Stimmen hören. Seine Hand zuckte zum Kommunikator wie eine zustoßende Raubvogelkralle.
    »Kirrand!« schrie er. » Kirrand!«
    »Das war ein Lenkgeschoß! Sagen Sie mir um alles in der Welt, woher hier ein Lenkgeschoß kommen kann! Die letzten wurden vor dreihundert Jahren verschrottet!«
    Jom Kirrand antwortete nicht.
    Die Ereignisse waren einfach zuviel für ihn. Schon hörte er das Heulen der nächsten ferngelenkten Raketen. Woher kam sie? Woher kamen die Krieger auf den Zinnen der Stadt? Woher kam die Sonne, die eigentlich erst in einer halben Stunde hätte aufgehen dürfen? Der Vollzugschef hatte das Gefühl, als breche etwas in seinem Innern - eine unsichtbare Schranke der Vernunft, das kategorische »Unmöglich« des gesunden Menschenverstandes. Unmöglich oder nicht - die Dinge geschahen. Und wenn sich ein unvorstellbares Chaos überhaupt noch vermeiden ließ, dann nur durch klare Befehle.
    »Kirrand!« hörte er Kanes eigentümlich matte Stimme aus dem Kommunikator. »Kirrand, ich bekomme gerade eine Meldung aus der Sektion Nord. Da hat ein Bataillon eine mobile Abschußrampe in Stellung gebracht.«
    »Ein Bataillon?« echote der Vollzugschef tonlos.
    »Ja! Ein Bataillon in marsianischen Uniformen! Aber wir haben dort kein Bataillon stehen. Und wir setzen keine Lenkgeschosse ein, also auch keine Abschußrampen!«
    Jom Kirrand schloß die Augen und öffnete sie wieder.
    »Das ist mir

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