Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern
wußte, daß er sie wahrmachen konnte, weil der venusische Rat geschlossen und loyal hinter ihm stand.
Jetzt war es zu spät.
Conal Nord spürte kalten Schweiß auf der Stirn. Er bemerkte kaum, daß der Regierungsjet neben der mobilen Basis landete und daß ein zweites Fahrzeug ebenfalls einschwenkte: der Kommandojet, in dem Jom Kirrand sitzen mußte. Die Laserkanonen hatten aufgehört zu feuern. Es gab kein Ziel mehr, auf das sie feuern konnten. Die Sonnenstadt existierte nicht mehr.
»Conal?« fragte Jessardin leise.
»Ich weiß, was Sie sagen wollen, Simon. Lassen Sie uns nicht mehr darüber reden. «
Der Präsident nickte nur.
Über ihnen schwang die Glaskuppel des Jet hoch. Aus der Richtung der Basis kam General Kane heran. Ein kreideweißer, aufgelöster General Kane, der aussah, als sei er einer Legion Geister begegnet.
So ähnlich war es auch, aber das erfuhren die Neuankömmlinge erst später.
Denn im gleichen Augenblick ließ eine gewaltige Explosion die Luft erzittern. Dort, wo sich einmal das Zentrum der Sonnenstadt befunden hatte, schoß eine gigantische Feuersäule in den Himmel. Wie bei einem Vulkanausbruch wurden Trümmer, Steinbrocken und weißglühende Fetzen emporgeschleu dert, regneten in weitem Umkreis herab, und während die ohrenbetäubende Krach in einem langen, dumpfen Groller verebbte, breiteten sich Qualm und Staub nach allen Seiten aus wie undurchdringlicher goldfarbener Nebel.
Es dauerte Minuten bis einer der Männer Worte fand. '
»Sie brauchen den Eingang des Labyrinths nicht mehr auf sprengen zu lassen, Simon«, sagte Conal Nord leise. »Ich glaube nicht, daß viel davon übriggeblieben ist. «
III.
Die Menschen, die sich quer durch die Wüste auf den verlassenen Sirius-Krater bewegten, hoben erschrocken die Köpfe.
Einer der Jets, der gerade mit zwei Priestern und einem verletzten Tempeltal-Mann starten wollte, setzte ruckartig wieder auf. Das dumpfe Krachen der Explosion war deutlich zu hören. Und dort, wo in der Ferne die Sonnenstadt lag, stand eine gelbliche Rauchwolke über dem Horizont und stieg in den Himmel.
»Was war das?« fragte Karstein.
Hinter ihm blieb Helder Kerr abrupt stehen. Lara Nord fuhr herum und starrte ihn an, mit Augen, die vor Erregung fast schwarz wirkten. Charru kannte das Vernichtungspotential seiner Gegner zuwenig, um die jähe Furcht in Laras Zügen zu begreifen.
»Helder - sie werden doch keine Atombombe auf die Stadt geworfen haben, oder?«
Der Marsianer kniff skeptisch die Augen zusammen. »Das glaube ich nicht. Sie würden die ganze New Mojave verseuchen und nicht nur den Sirius-Krater, sondern auch intakte Forschungsstationen gefährden, die keinen Strahlenschirm haben. «
»Aber was war es, was... «
»Die Herren der Zeit«, sagte Charta leise. »Sie haben ihr Reich zerstört, um keine Spuren zu hinterlassen. «
Schweigen.
Kerr grübelte, denn der Gedanke an jene Fremden, die schon vor so unendlich langer Zeit in die Geschichte der Menschheit eingegriffen hatten, erschreckte ihn immer noch. Camelo von Landre tastete mit einer charakteristischen Gebärde nach der kleinen dreieckigen Grasharfe an seinem Gürtel. Er war einer der wenigen, die Ktaramon gesehen und mit ihm gesprochen hatten.
»Dann sind sie fort?« fragte er leise. »Endgültig fort?«
Charru hob die Schultern.»Ich weiß es nicht. Sie reisen nicht nur in der Zeit, sie bewegen sich auch frei im Raum - anders, als einer von uns es sich vorstellen kann. Aber Ktaramon hat gesagt, daß sie uns noch einmal helfen werden, wenn wir den Mars verlassen. «
»Hilfe, die wir brauchen«, sagte Helder Kerr hart. »Weil die Probleme mit dem Start nämlich nicht zu Ende sind. Jedes einzelne Schiff der marsianischen Raumflotte ist der »Terra« überlegen.
Charru nickte nur.
Ein flüchtiges Lächeln glitt über sein Gesicht, weil der Marsianer, der noch vor kurzem mit allen Mitteln gegen sie gekämpft hatte, so selbstverständlich das »wir« benutzte. Er würde nicht an Bord sein, wenn die »Terra« aufbrach. Und die marsianische Raumflotte spielte vorerst noch keine Rolle. Das Ziel war der Start. Sie hatten sich jeden einzelnen Schritt zu diesem Ziel hart erkämpfen müssen, und auch der letzte Schritt, der noch vor ihnen lag, war zu schwierig, um sich jetzt schon Gedanken über das Danach zu machen.
Der Jet mit Gillon, den beiden Priestern und dem Verletzter nahm endlich die Fahrt auf.
Bar Nergal war bereits zum Krater gebracht worden - unter Bewachung. Wenn die »Terra«
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