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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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davon abhängen würde, ob er das Schiff heil auf den Boden brachte, und er hatte Angst davor.
VII.
    Als sei sie von einer unsichtbaren Mauer aufgehalten worden, prallte Schaoli zurück.
    Jarlon wußte nicht, ob sie endlich seinen Schrei gehört hatte.
    Sie schwankte, streckte abwehrend beide Arme aus. Wie eine Vision aus einem Alptraum schlich die mutierte Ratte auf sie zu und duckte sich zum Sprung - riesig und grau, mit gebleckten Zähnen und roten, böse glimmenden Augen.
    Jarlon riß das Schwert aus der Scheide.
    Noch vier, fünf Schritte! Schaoli schien wie gelähmt, unfähig, auf die Gefahr zu reagieren. Sie war krank. Für sie mußte das alles ein Alptraum sein. Und ein Alptraum war es auch für Jarlon. Ein Alptraum verzweifelter Angst - nicht vor den Ratten, sondern vor dem, was er am Rande seines Bewußtseins lauern fühlte, jeden Augenblick bereit, mit aller Gewalt zuzuschlagen: die Gewißheit, daß es sein Fehler, seine Schuld sei, wenn Schaoli etwas passierte.
    Blindlings warf er sich zwischen das Mädchen und die angreifende Bestie.
    »Zurück, Schaoli!« schrie er. »Zum Beiboot!«
    Gleichzeitig riß er das Schwert hoch, als die Ratte ihn ansprang, holte aus, ohne auch nur um eine Winzigkeit von der Stelle zu weichen. Das Pfeifen der Klinge mischte sich mit dem Fauchen der Bestie. Jarlon wußte nicht, ob Schaoli noch hinter ihm stand. Er traf den Hals des Tieres, die Schwertspitze bohrte sich in das stumpfgraue Fell, doch er konnte nicht verhindern, daß der schwere Körper gegen ihn prallte.
    Zwei Schritte taumelte er rückwärts, dann verhakte sich sein Fuß hinter einem Trümmerstück.
    Er verlor das Gleichgewicht, fiel und versuchte noch im Sturz, seinen Körper zusammenzuziehen. Er schaffte es nicht. Ein schmerzhafter Ruck ging durch seinen Arm, als sich blitzhaft zuschnappende Zähne um den Stahl der Waffe schlossen. Instinktiv konzentrierte er sich darauf, das Schwert festzuhalten Hart schlug sein Hinterkopf gegen eine Steinkante. Blutrote Schleier tanzten vor seinen Augen, und wie durch einen Nebel glaubte er, Schritte zu hören.
    Schritte, die in die falsche Richtung liefen, nicht zum Beiboot zurück, sondern tiefer in die Trümmerwüste.
    »Nein, Schaoli!« schrie er verzweifelt.
    Dabei zerrte er an seinem Schwert, kämpfte gegen die schwarzen Wogen der Bewußtlosigkeit, spürte den Geruch von Blut und die scharfe Ausdünstung des Tierkörpers. Die Ratte war halb über ihm, hatte sich blindlings in die Waffe verbissen. Scharfe Krallen zerfetzten seine Haut, der Schmerz nahm ihm den Atem. Jäh ließen die spitzen Zähne los, schnappten sofort wieder zu und bohrten sich in den Arm des Opfers. Jarlon schrie auf. Kalte, kreatürliche Angst krampfte ihm die Eingeweide zusammen. In einem letzten, verzweifelten Aufbäumen des Willens fuhr seine Linke zum Gürtel, riß den Dolch aus der Scheide, stieß wieder und wieder zu, blindlings, unablässig, in einem Taumel von Schmerz, Furcht und halber Bewußtlosigkeit ...
    Er brauchte Sekunden, bis ihm klar wurde, daß er nur noch gegen einen Kadaver kämpfte.
    Zitternd vor Ekel schüttelte er den toten Körper ab und sprang auf. Von der Bißwunde am Arm lief Blut über seine Hand, an der Brust hing die Haut in Fetzen, aber er achtete nicht darauf. Schwankend stand er da, schwer atmend, die Augen krampfhaft aufgerissen, um den roten Nebel zu durchdringen. Schaoli! Wo war sie? Er hatte ihre Schritte gehört. Er wußte, daß sie blindlings in die falsche Richtung gerannt war. Und zwei Herzschläge später konnte er zwischen Schuttbergen und geborstenen Mauern ihre taumelnde Gestalt erkennen.
    Sie lief vor ihm davon.
    Und sie lief dorthin, wo im Schatten von dunklen Winkeln und Kellerlöchern ein Dutzend böser roter Augenpaare glomm.
    *
    Charru zog das Beiboot über die Ausläufer der toten Stadt hinweg, als der Funkspruch von der »Terra« kam.
    Camelo hatte alles für die Landung vorbereitet und wollte wissen, wieso das zweite Boot nicht zu erreichen sei. Charru runzelte die Stirn. Es war immerhin möglich, daß die anderen das Raumhafen-Gelände näher untersuchten. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, daß sich Jarlon so weit von Schaoli und damit von dem Boot entfernt hatte, daß ihm das akustische Signal des Funkgerätes entgangen war.
    Es sei denn, er befand sich einfach nicht in der Stimmung, um auf etwas zu achten, das ihm im Augenblick wahrscheinlich unwichtig erschien.
    »Keine Ahnung«, sagte Charru knapp. »Möglicherweise hält Jarlon

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