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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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allein im Boot bei Schaoli Wache. Und mein Bruder ist bekanntlich zur Zeit nicht ganz zurechnungsfähig.«
    »Ich auch nicht«, sagte Camelo in einem ungewohnt gereizten Ton. »Ich brauche die Koordinaten, wenn ich noch bei Tageslicht landen soll. Erklär deinem Bruder, daß es völlig genügt, wenn er seine eigenen Nerven ruiniert.«
    »Erklär es ihm selbst, meinetwegen mit den Fäusten, wenn du es schaffst«, sagte Charru trocken. »Du bist nicht der einzige, der ihm etwas Ähnliches angedroht hat. Im übrigen ist Gerinth der Kommandant des Beiboots.«
    »Reg dich nicht auf! In spätestens fünf Minuten haben wir den Raumhafen erreicht, dann bekommst du die Koordinaten, falls Shaara nicht vom Erdboden verschwunden ist.«
    »Beeilt euch!«
    »Aye!«
    Charru lächelte matt, als er das Mikrophon in die Halterung zurückschob.
    Er wußte, wie seinem Blutsbruder in diesen Minuten zumute sein mußte. Er wußte es, weil es ihm genauso ergangen war, als er das Schiff auf Luna landete. Er hatte Angst gehabt. Angst zu versagen, ein Loch in die Mondoberfläche zu bohren, eine Katastrophe zu verursachen. Und er erinnerte sich genau, daß er nur einmal vorher in seinem Leben eine so tiefe Angst empfunden hatte: damals auf dem Mars, als er den Energiewerfer der »Terra« auslöste und wußte, daß dieser eine, kurze Fingerdruck etweder das Schicksal wenden oder mehr als hundert Menschen endgültig dem Tod ausliefern würde.
    Niemand konnte Camelo helfen.
    Er, Charru, hätte mit dem Beiboot zur »Terra« starten, andocken und die Landung selbst übernehmen können, aber das hätte nur Zeitverlust und zusätzliche Gefahren bedeutet. Er wußte, daß er es nicht besser konnte als Camelo. Die eine Landung, die er hinter sich gebracht hatte, bedeutete keine Übung, sondern eine Belastung. Sie war schlimmer gewesen, als er geahnt hatte. Und für die Nerven des Piloten war es mit Sicherheit besser, vorher nicht allzu genau zu wissen, was auf ihn zukam.
    Er hörte auf zu grübeln, als das weite Areal des Raumhafens unter ihm auftauchte.
    Lara, Karstein und Hunon spähten angestrengt nach unten. Yabu kauerte verkrampft auf seinem Sitz, mit geballten Fäusten und angespannten Zügen. Charru erinnerte sich an jenes erste Mal, als er selbst mit einem marsianischen Gleiterjet geflogen war. Besser als der junge Mann mit dem schwarzen, gelockten Haar und den blaugrünen Augen hatte er sich dabei bestimmt nicht gefühlt.
    »Erein und Shaara!« stieß Karstein hervor.
    Seine Hand wies nach unten. Charru atmete auf, als er die beiden kleinen Gestalten erkannte. Das Beiboot hatte er schon Minuten vorher ausgemacht: es stand friedlich und unverändert an seinem Platz. Erein winkte. Hinter ihm tauchten weitere Gestalten aus dem Schatten eines Gebäudes. Brass, der weißhaarige Gerinth, Kormak und ...
    »Yattur!« flüstere Yabu erstickt. »Yattur! Mein Bruder!«
    Charru lächelte ihm zu - ein Lächeln, das die Augen nicht erreichte.
    Unruhe nagte an ihm. Diesmal drückte er das Boot zu hastig nach unten, mußte es abfangen, wieder ein Stück hochziehen und von neuem ansetzen. Er landete in der Nähe des Gebäudes, aus dessen Schatten Gerinth und die anderen aufgetaucht waren, schon um möglichst viel Platz für die »Terra« zu lassen. Das zweite Beiboot würde ebenfalls das Feld räumen, sobald Camelo die Koordinaten hatte. Ungeduldig wartete Charru, bis das Singen der Triebwerke verebbte, streifte die Gurte ab und öffnete die Luke.
    Die anderen kletterten hinter ihm ins Freie.
    Flüchtig registrierte er, daß zumindest Erein, Kormak und Brass erregt und unternehmungslustig wirkten, als sie auf das Beiboot zukamen. Sein Blick blieb an dem jungen Mann mit dem lockigen blauschwarzen Haar, der tiefbraunen Haut und den klaren blaugrünen Augen hängen. Er trug nur ein paar zerlumpte Fetzen am Körper, sah zerschunden und abgekämpft aus, doch die Ähnlichkeit mit Yabu, dem jungen Yannay und ihrem Vater Yarsol war unverkennbar.
    Sekundenlang verharrten die Brüder reglos, die Gesichter von ungläubigem Staunen gezeichnet.
    »Yabu!« flüsterte der Ältere.
    »Yattur! Du bist es wirklich!«
    Schon lagen sie sich in den Armen.
    Ein paar Augenblicke lang waren sie blind für ihre Umgebung - verständlich, da sie sich ein Jahr nicht gesehen hatten und Yattur für sein Volk als tot galt. Charru wandte sich Gerinth zu.
    »Schaoli und Jarlon sind im Boot?«
    »Ja, natürlich ...«
    »Habt ihr den Funkspruch von der »Terra« nicht bekommen?«
    Gerinth

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