Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Blutes! Nur für einen winzigen Moment waren sie zurückgewichen. Jetzt griffen sie von neuem an, und Jarlon wußte, daß er nicht mehr die Kraft hatte, sich dieses Angriffs zu erwehren.
Jäh spürte er wieder den brennenden Schmerz, das Blut, das warm über seine Haut rann, den metallischen Geschmack der Erschöpfung in seinem Mund.
Einen Herzschlag lang hatte er keinen anderen Wunsch, als einfach am Boden kauern zu bleiben und dem Verhängnis seinen Lauf zu lassen. Etwas in seinem Innern war wie ein zu straff gespanntes Seil gerissen. Etwas, so schien es ihm, das nie mehr heilen würde, das es ihm unmöglich machte weiterzukämpfen. Er fühlte keine Angst mehr. Nicht für sich selbst, nicht vor den Ratten. Aus brennenden Augen starrte er der grauen Meute entgegen, unfähig, sich zu rühren, und die fremdartigen, unartikulierten Laute, die sich in das angriffslustige Fauchen mischten, hörte er nur wie durch einen zähen Nebel.
Erst mit Verspätung begriff er, daß er sie schon einmal gehört hatte.
Die Katzenfrauen! - Die Herrinnen der Ratten!
Menschliche Wesen! Die Ratten gehorchten ihnen! Sie hatten die Bestien ausgeschickt. Sie trugen die Schuld!
Jarlon grub die Zähne in die Unterlippe.
Wie eine Flamme im Innern eines Eisblocks erwachte der Haß in ihm. Dunkel begriff er, daß der Angriff der Bestien ihn längst hätte hingefegt haben müssen, daß es die unartikulierten Laute der Katzenfrauen waren, die die Ratten zurückhielten. Die Tiere duckten sich, fauchten wütend, doch sie wagten sich nicht vorwärts. Ihre Herrinnen wollten das Opfer für sich, wollten es lebend.
Jarlon richtete sich auf.
Langsam, zitternd - aber nicht vor Angst zitternd, sondern unter dem Ansturm eines wilden, mörderischen Vernichtungswillens, den er bisher nur einmal in seinem Leben gespürt hatte. Damals, als Arliss starb. Als Charru den Priestern in die Hände fiel und jeder annehmen mußte, daß sie ihn getötet haten. In Jarlons Erinnerung wurden Schaolis Gesicht und die sanften Züge seiner Schwester eins. Der Haß wuchs zum lodernden Feuer, zerbrach die Erstarrung, überschwemmte sein Bewußtsein wie eine heiße Woge, die alles andere auslöschte.
Seine Faust umklammerte das Schwert.
Er wartete. Er rührte sich nicht, und die Horde der wilden, katzenhaften Frauen verharrte zögernd, als spürten sie die tödliche Entschlossenheit ihres Opfers gleich einer Berührung.
VIII.
Aus der offenen Luke des Beibootes drang Shaaras Stimme.
Eine ruhige Stimme. Ruhe, die sie ihre ganze Beherrschung kostete. Auch sie hatte Angst. Aber sie war sich mit den anderen einig, daß sie Camelo, Beryl und Gillon jetzt auf keinen Fall mit dem belasten durften, was geschehen war. An der Tatsache, daß die »Terra« so schnell wie möglich landen mußte, hatte sich nichts geändert. Und die Männer in der Pilotenkanzel würden für diese Landung jedes Fetzchen ihrer Nervenkraft dringend brauchen, auch ohne sich um das Verschwinden von Jarlon und Schaoli Gedanken zu machen.
Charrus Gesicht glich einer Maske.
»Ihr seid also sicher, daß sie sich nur nach Osten gewandt haben können?« vergewisserte er sich.
»Ganz sicher«, bestätigte Gerinth mit erzwungener Ruhe. »Ich habe mich umgesehen, als ich zu Erein hinüberging. Mehr als einmal! Jarlon muß sich genau im toten Winkel hinter dem Boot entfernt haben, sonst hätte ich ihn bemerken müssen.«
Charru nickte. Sein Blick wanderte über die unregelmäßige Linie der Trümmerlandschaft, die das Gebiet des Raumhafens begrenzte.
»Eine Suchaktion mit den Beibooten ist sinnlos«, stellte er fest. »Karstein, Hunon - wir drei werden es zu Fuß versuchen.«
»Warum ...«, begann Erein.
»Weil ich es sage!«
Charrus Stimme klang schneidend.
Es geschah selten, daß er diese Art von Befehlen gab, aber diesmal war es notwendig. Er wußte, daß die Ausmaße der Trümmerwüste eine systematische Suchaktion ausschlossen, daß ihnen nur Instinkt oder Zufall helfen konnten. Er spürte lauernde Gefahr - und er wollte niemand von denen mitnehmen, die in der Nähe des zweiten Bootes gewesen waren, als Jarlon und Schaoli verschwanden, niemanden, der sich schuldig fühlte und entsprechend handeln, würde.
»Charru ...«, begann der weißhaarige Älteste ruhig.
»Du wirst das Beiboot fliegen, Gerinth. Ich möchte, daß du nach Möglichkeit unseren Weg verfolgst, Fühlung hältst und Verstärkung holst, wenn etwas schief geht. Lara wird dich begleiten - für den Fall, daß jemand schnellärztliche
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