Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land
schlug mit der geballten Faust zu.
Er hatte immer noch die Schreckensbilder vor Augen, und er schlug schnell und genau, weil er fürchtete, daß er das Schwert nehmen würde, wenn er Bar Nergals Gewinsel auch nur eine Sekunde länger hören mußte. Den erschlaffenden Körper fing er auf, packte ihn an der roten Robe und schleuderte ihn wie ein Stoffbündel in Camelos Richtung. Die restlichen Priester standen versteinert vor Schrecken. Angewidert wandte sich Charru ab, und im gleichen Moment sah er die jähe Bewegung im Schatten der Container.
Jemand schnellte auf ihn zu. Eine schlanke, hellhaarige Gestalt, keiner der Priester.
»Charru!« schrie Camelo warnend.
Doch da blitzte bereits das Schwert auf, traf klirrend den herabsausenden Dolch und riß ihn dem Angreifer aus den Fingern.
Der Unbekannte taumelte rückwärts gegen den Container. Mit flackernden Augen starrte er auf die Spitze des Schwertes. Schräge, topasfarbene Augen in einem schmalen Gesicht, das jetzt von Angst verzerrt war. Einer der Söhne Charilan-Chis, gezeugt von einem Sklaven, der längst nicht mehr lebte.
»Sprichst du meine Sprache?« fragte Charru hart.
»Ja, Herr ...«
»Ich bin nicht dein Herr. Und dieser närrische Greis ist es auch nicht. Erkläre deinen Leuten, daß es ihren nachgemachten Gott das Leben kosten wird, wenn sie uns noch einmal angreifen, verstanden?«
Der Junge schluckte. Seine Augen hingen unverwandt an der gleißenden Schwertklinge. Charru senkte die Waffe und schob sie mit einem Ruck in die Scheide.
»Ob du das verstanden hast, will ich wissen.«
»Ja«, flüsterte der Junge.
Ein seltsam brennender Ausdruck lag in seinem Blick. Charru erinnerte sich, diese hellen Augen schon einmal gesehen zu haben. Aber jetzt blieb ihm keine Zeit, sich darum zu kümmern.
Rasch wandte er sich ab, ging zu dem bewußtlosen Oberpriester und warf sich den dürren Körper über die Schulter.
Cris blieb wie erstarrt stehen.
Er glaubte immer noch, das verzerrte Gesicht des »Gottes« zu sehen und ihn stammeln zu hören, und diesmal drang der Stachel des Zweifels tief ein.
VI.
Die Schiffe starteten nicht von Kadnos-Port, sondern von der Basis der marsianischen Kriegsflotte in der Nähe der nördlichen Polkappe.
Keine schweren Kampfraumer, die für den theoretischen Fall einer Auseinandersetzung mit der Flotte einer fremden Rasse bestimmt waren, sondern leichte, bewegliche Kreuzer der Deimos-Klasse. »Deimos I« das Flaggschiff, wurde von Marius Carrisser persönlich kommandiert. »Deimos II« und »Deimos III« trugen außer den - in der Anzahl reduzierten - normalen Beibooten eine besondere Fracht mit sich. Je zwei schwarze, zigarrenförmige Metallkörper von einem knappen Einheits-Raummaß Länge: Robot-Raketen mit Schocksprengköpfen, von starken Anti-Energie-Schirmen geschützt, mit Selbststeuerung versehen - Vernichtungswaffen, gegen die kein Energiewerfer das geringste ausrichten würde, und die eine alte Ionen-Rakete in Atome zerlegen konnten. .
Ihr Einsatz allerdings war noch fraglich.
Marius Carrisser spürte ein prickelndes Gefühl von Zufriedenheit und Stolz, als er nach dem Start die Gurte der Andruckliege löste. Die Gewißheit, das ungeheure Vernichtungspotential im Notfall auch nach eigenem Ermessen einsetzen zu können, weckte ein Machtbewußtsein, das er früher nie gekannt hatte und das die Antwort seiner Psyche auf die demütigende Behandlung in der Klinik sein mochte. Daß er keine genau umrissene Order hatte, sondern nur dem Präsidenten persönlich verantwortlich war, verlieh ihm in den Augen seiner Offiziere mehr Autorität, als sie der Kommandant einer Dreier-Flottille normalerweise besaß. Dazu kam, daß niemand an Bord je eine ernsthafte militärische Aktion mitgemacht hatte. Marius Carrisser befleißigte sich einer undurchdringlichen Miene und bemühte sich, nicht zu vergessen, daß vorerst noch nichts entschieden war.
In seinem Büro im Regierungssitz von Kadnos prüfte der Präsident der Vereinigten Planeten am Sichtgerät eine Serie von Computer-Analysen.
Auch Simon Jessardin machte sich Gedanken über Für und Wider eines eventuellen Einsatzes der Robot-Raketen. Er glaubte, sich darauf verlassen zu können, daß Conal Nord zu einer militärischen Aktion schweigen würde, falls es gelang, seine Tochter in Sicherheit zu bringen. Und falls nicht? Marius Carrissers Mission ließ sich geheimhalten und als eine Art Privatabkommen behandeln. Für die Mission der Flottille galt das durchaus nicht. Der
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