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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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vielleicht eines Tages rächen, mit dem Kampf gegen sie und ihre Kriegerinnen beschäftigte sich die Phantasie Yabus und selbst des jungen Yannay. Dem Oberpriester brachten sie Abneigung und Verachtung entgegen, weil er Charilan-Chis Verbündeter und ein Feind der Terraner war, aber sie würden ihn nicht anrühren, solange er ihnen keinen Grund dazu gab.
    Die nächste reguläre Wache löste Gerinth, Camelo, Gillon und Karstein im Raumschiff ab.
    In der Ruinenstadt war alles ruhig: entweder saß der Schock zu tief, oder Charilan-Chi fürchtete, das Leben ihres »Gottes« zu gefährden. Bar Nergal wurde in stillschweigender Übereinkunft nach dem uralten, ungeschriebenen Gesetz als kriegsgefangene Geisel behandelt - besser, als er es verdiente. Er hätte sich frei im Dorf bewegen können, denn eine Chance zur Flucht gab es ohnehin nicht, da ständig jemand in der Nähe war. Aber er zog es vor, im Halbdunkel der etwas abseits gelegenen Hütte zu kauern, finster vor sich hin zu starren und Unheil zu brüten.
    Den Menschen in der Oase am Meer war es gleich.
    Hier gab es keine übermächtigen Waffen, die sich der Oberpriester verschaffen konnte, und eine Befreiungsaktion würden seine Anhänger nicht wagen, da sie nur ihn selbst gefährdet hätten. Vielleicht würden sie zur Besinnung kommen, endlich begreifen, was sie getan hatten. Charru bezweifelte es, und er hörte schnell auf, darüber nachzugrübeln. Das Leben ging weiter. Es mußte weitergehen. Für Yarsols - oder jetzt Yatturs - Volk und die Terraner waren die Erfordernisse des Alltags zu drängend, um sich lange in Grübeleien zu verlieren.
    Noch bildeten die Vorräte an Nahrungskonzentrat eine eiserne Reserve. Aber inzwischen wußten sie, daß der Winter in dieser Gegend hart war, jedes Jahr von neuem zur Bewährungsprobe wurde, und daß sie möglichst schnell lernen mußten, wenn sie für sich selbst einstehen wollten. Feste Winterquartiere waren vorerst am wichtigsten. Pläne wurden geschmiedet, Aufgaben verteilt, und Bar Nergals fast unsichtbare, aber den Frieden garantierende Anwesenheit sorgte dafür, daß selbst die Tempeltal-Leute, denen das gespenstische Nekropolis noch unheimlicher gewesen war als den anderen, einen gewissen Optimismus empfanden.
    Der Überfall auf die »Terra« lag schon einige Zeit zurück, als über der Oase zum erstenmal Regen fiel.
    Ein heller, heftiger Sommerregen, der das Meer mit silbrigen Schleiern überzog und in dicken, warmen Tropfen auf die Dächer klatschte, das Laub der Bäume aufwühlte und die Luft mit dem schweren, würzigen Geruch der nassen Erde sättigte. Noch gab es nur provisorische Unterkünfte, die keinen Raum für Zurückgezogenheit, für ein persönliches Refugium boten. Wer eine Weile allein sein wollte, mußte sich den Platz dafür irgendwo unter freiem Himmel suchen. Charru schlenderte an diesem Morgen am Fluß entlang. Er hatte geglaubt, die Minuten des Alleinseins zu brauchen, um nachzudenken, aber seine Augen leuchteten auf, als er Lara zwischen den schwarzen, vor Nässe glänzenden Baumstämmen erkannte.
    Regen rann ihr über das Gesicht und die nackten Arme.
    Genau wie alle anderen genoß sie diesen ersten Regen nach so langer Zeit. Ein weiches, eigentümlich abwesendes Lächeln lag auf ihren Lippen. Charru legte den Arm um ihre Schultern.
    »Hast du gesehen, daß die Nordmänner mit dem großen Langhaus fertig sind?« fragte er. Und als sie nickte: »Zumindest Frauen und Kinder werden dort fürs erste Unterkunft finden. Jett können wir anfangen, Hütten zu bauen. Yattur sagt, daß vor dem Winter noch Zeit genug bleibt.«
    »Das ist gut«, murmelte Lara.
    Er warf ihr einen Blick zu. »Du fühlst dich nicht wohl von früh bis spät unter so vielen Menschen, nicht wahr?«
    »Doch! Aber es gibt Situationen, wo man einen Platz für sich allein braucht. Krankheiten zum Beispiel. Oder etwas anderes ...«
    Er runzelte die Stirn, weil er den verborgenen Sinn hinter ihren Worten spürte. »Du fühlst dich krank?«
    »Nein, überhaupt nicht.« Lara lachte, und ihre Augen strahlten plötzlich auf. »Im Gegenteil! Ich fühle mich besser denn je, und ich weiß auch, warum. - Ist dir eigentlich klar, wie viele Wochen vergangen sind seit ... seit jener Nacht am Kratersee?«
    Charru zog sie enger an sich.
    Die Nacht am Kratersee ... Damals war Lara endgültig und unwiderruflich seine Frau geworden.
    »Viele Wochen«, bestätigte er. »Warum?«
    Lara lächelte. Ihr Blick suchte seine Augen. Auf dem schmalen, schönen

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