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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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bessere Sicht nach draußen zu ermöglichen. Die weite Betonfläche schimmerte im Mondschein. Zwischen den Ruinen waren unruhige Schatten zu erkennen, die Umrisse von Gestalten, ab und zu eine Fackel, deren flackerndes Licht sich in den roten Augen der Ratten fing oder in matten Reflexen vom Metall der Sprengkörper zurückgeworfen wurde.
    Kormak hatte zusammen mit Gerret Wache gehabt, einem hochgewachsenen, schlanken Mann mit sandfarbenem Haar und stahlblauen Augen. Seine scharfgeschnittenen Züge wiederholten sich als weichere, anmutigere Linien im schmalen Gesicht seiner Zwillingsschwester. Gudrits Hand umspannte einen Hebel, der aus einer kleinen, kompakten Instrumenten-Einheit ragte und nach allen Seiten bewegt werden konnte. Genau wie Jon Erec, der knochige Tempeltal-Mann, war sie aus dem Schlaf gerissen worden, als sich der Angriff abzeichnete. Jetzt lag ihr Daumen auf dem roten Knopf, der sich - sobald die Sicherheits-Sperre gelöst war - in das geriffelte Griffstück des Hebels drücken ließ und den Energiewerfer aktivierte.
    Kormak starrte über Gudrits Schultern hinweg nach draußen. Das Mädchen warf ihm einen Blick zu.
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, sagte sie leise. »So viele Menschen ...«
    »Du mußt! Ich glaube nicht, daß wir es schaffen, sie mit zwei Lasergewehren aufzuhalten.«
    »Zwei?«
    »Was sonst? Wenn wir alle vier nach unten gehen, haben wir hinterher keine Chance mehr, rechtzeitig wieder heraufzukommen. Wir müssen die »Terra« halten, Gudrit. Wenn je die Marsianer hier auftauchen, sind die Energiewerfer die einzige Waffe, mit der wir uns gegen sie wehren können.«
    Gudrit zog die Unterlippe zwischen die Zähne und nickte. Ihr Bruder starrte durch den Sichtschirm nach draußen.
    »Laß Jon und mich gehen«, sagte er gepreßt.
    Kormak schüttelte den Kopf. »Ich werde selbst ...«
    »Du hast das Kommando, du mußt hierbleiben.«
    Jon Erec nickte bekräftigend und zog erleichtert die Hand vom Hebel des zweiten Energiewerfers zurück. Auch ihm war es lieber, sich nach draußen zu wagen statt hier zu stehen mit der Aussicht vor Augen, den entscheidenden Befehl geben zu müssen, der vielleicht Dutzende von Menschen umbrachte. Flüchtig überlegte Kormak, ob es Sinn hatte, sich zu dem verfallenen Lagerhaus durchzuschlagen und mit den Priestern zu reden. Vielleicht kamen sie zur Besinnung, wenn sie begriffen, daß sie die Wachen in der »Terra« nicht mehr überraschen konnten. Und dann? Wenn sie ihn, Kormak, lebend in die Hände bekamen - würden Jon oder Gerret den Nerv haben, einer Erpressung zu widerstehen?
    Nein, es war zwecklos.
    »Also dann!« sagte der Nordmann durch die Zähne. »Versucht es, aber riskiert nicht zuviel. Wir können nur hoffen, daß der Angriff auf das Dorf bei unseren Gegnern einen Schock hinterlassen hat. Wenn nicht ...«
    Er sprach nicht weiter.
    Jon und Gerret hielten bereits die Lasergewehre in den Fäusten und wandten sich ab, um im Transportschacht nach unten zu fahren. Kormak wußte, wie gering ihre Chance war. Zwei Lasergewehre gegen ein paar Dutzend Angreiferinnen, die mit Sprenggranaten bewaffnet und auf ihren Reittieren dazu noch ungemein beweglich waren. Der Nordmann starrte durch den Sichtschirm. Was unmittelbar am Fuß der »Terra« geschah, entzog sich seinem Blick. Aber er konnte die Ruinen und das weite, offene Raumhafen-Areal beobachten und seine Schlüsse aus dem Verhalten der Angreiferinnen ziehen.
    Sie waren Menschen.
    Ahnungslose Opfer, von den Priestern brutal als Werkzeuge mißbraucht. Der Nordmann schloß die Faust um den Hebel des Energiewerfers, schob den Daumen über den roten Knopf und legte die Linke auf das Schaltfeld mit der Taste, die die Sicherheits-Sperre aufhob.
    In der Schleuse vor dem offenen Ausstiegsschott verharrte Gerret einen Moment und spähte in die Dunkelheit.
    Noch rührte sich nicht viel. Aber wenn die Katzenfrauen scharfe Augen besaßen, mußten sie die beiden Männer bemerken, die das Schiff verließen. Und dann würden sie vermutlich sofort angreifen, um den Überraschungseffekt nicht völlig zu verspielen.
    Gerret kletterte über die Eisenleiter nach unten und wartete, bis Jon Erec neben ihn sprang.
    Sie trennten sich, tauchten nach zwei verschiedenen Seiten in den Schatten der Landestützen. Gerret preßte das Lasergewehr gegen die Hüfte. Deutlich hatte er ein paar scharfe, fauchende Laute gehört, hatte gesehen, wie die ungewissen, huschenden Bewegungen zwischen den Ruinen heftiger wurden. Ganz kurz

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