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Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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unhörbaren Befehl folgten. Aber das änderte nichts daran, daß er vor Entsetzen fast den Verstand verloren hatte.
    Irgendwann schloß er die Augen, weil er den Anblick nicht mehr ertragen konnte.
    Die »Deimos« dachte er.
    Die »Deimos« würde landen. Über kurz oder lang mußte Milt Cavet Verdacht schöpfen, nach dem Rechten sehen wollen und ...
    Schritte ließen Carrisser den Kopf heben.
    Bar Nergals Robe leuchtete wie Blut im unruhigen Licht der Fackel. Aufmerksam starrte er in das Gesicht seines Opfers. Ein weißes, erschöpftes Gesicht, in das die Angst tiefe Linien gegraben hatte.
    »Nun?« fragte der Oberpriester höhnisch. »Hast du dich endlich entschlossen, mir zu gehorchen?«
    »Nein«, krächzte Carrisser. »Nie ...«
    »Willst du unbedingt sterben? Soll ich dich von den Ratten zerreißen lassen und ...«
    »Mein Leben zählt nicht! Tu, was du willst! Ich werde dir trotzdem nicht bei deinem Wahnsinnsplan helfen, du Teufel!«
    Bar Nergal hob ungläubig die dünnen Brauen.
    Wut zuckte über seine Züge, als er begriff, daß er den Uranier unterschätzt hatte. Eine kalte, entschlossene Wut, die gleich darauf von einem bösen Lächeln abgelöst wurde.
    »Du willst es nicht anders«, zischte der Oberpriester. »Du wirst mir helfen! Und wenn Charilan-Chis Ratten dich nicht überzeugen können, wird es meiner Peitsche gelingen.«
    *
    Camelo war dabei, der besseren Sicht wegen einen vorspringenden Felsblock zu erklimmen, als er einen kaum merkbaren Hauch von Wärme spürte.
    Mit zusammengekniffenen Augen hielt er inne. Der Sturm war verebbt, das Schneegestöber hatte aufgehört. Trotzdem herrschte noch schneidende Kälte, gegen die die einfache Lederkleidung der Tiefland-Krieger nur wenig schützte. Auf die Foliendecken, die zwar isolierten, aber im Mondlicht auffällig glitzerten, hatten die Suchtrupps verzichtet. Camelo lächelte matt, weil sein durchgefrorener Körper den Ursprung des warmen Hauchs ganz von selbst fand.
    Ein tief eingeschnittener Spalt unmittelbar hinter dem vorspringenden Felsblock.
    Zu sehen war er selbst aus nächster Nähe nur undeutlich. Camelo hätte ihn für einen Schatten gehalten ohne diese leise Wärme, die auf ein Feuer irgendwo im Innern des Bergs in einer Grotte hinwies. Eine verlockende Vorstellung! Der schlanke schwarzhaarige Krieger lächelte matt. Einen Augenblick zögerte er, dann schlich er den Weg zurück, den er gekommen war, bis er auf Hasco und Gillon stieß.
    Im Flüsterton berichtete Camelo, was er entdeckt hatte.
    »Ich gehe hinein«, schloß er. »Eine Gruppe wäre zu auffällig. Schlagt Alarm, wenn ich in einer halben Stunde nicht zurück bin.«
    Dabei wandte er sich schon wieder ab und verschwand schneller zwischen den Felsen, als jemand Protest erheben konnte. Hasco sah ihm kopfschüttelnd nach. Gillon rieb sich mit dem Handrücken über das Kinn und wandte sich dem anderen zu.
    »Versuche, Charru zu finden. Schlag ihm vor, ein Beiboot klarzumachen, nur für den Fall, daß Camelo da drinnen husten muß.«
    »Mit den Schockstrahlern würden wir ...«
    »... unsere eigenen Leute gefährden, ich weiß. Aber die Schneemenschen wären nicht die ersten Erdenbewohner, die vor einem Beiboot davonlaufen.«
    »Aye«, sagte Hasco knapp.
    Um die gleiche Zeit tastete sich Camelo bereits durch den unterirdischen Gang auf den rötlichen Lichtschein zu, der immer heller wurde.
    Nach der Eisluft draußen wirkte die Wärme paradiesisch. Camelo achtete sorgfältig auf den Boden unter seinen Füßen und kämpfte gegen das unwiderstehliche Frösteln, das ihn mit dem Nachlassen der Erstarrung überkam.
    Ein paar Minuten später preßte er sich mit angehaltenem Atem an die Felswand und spähte in die große Grotte, in der sich zwei Dutzend der zottigen, hünenhaften Gestalten um das Feuer versammelt hatten.
    Schneemenschen ...
    Yetis, die mit ihrem weißen Körperfell und dem dünnen weißen Pelz auf den Gesichtern hier im rötlichen Halbdämmer noch fremdartiger wirkten. Friedlich hockten sie dort, schwerfällige, scheinbar völlig stumpfsinnige Gestalten, die sich so sicher fühlten, daß sie nicht einmal einen Wachtposten für nötig hielten. Camelos Blick wanderte in die Runde. Er entdeckte die Grube mit den hohen, glatten Wänden, und er konnte zumindest einen der Gefangenen sehen, die dort unten kauerten: den rothaarigen Erein.
    Er lebte. Und er bewegte die Lippen; flüsterte - also mußten auch Gerinth und Cris noch leben. Camelo atmete tief auf, aber er zwang sich, der

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