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Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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traten. Der Glaube seiner Kindheit existierte nicht mehr, aber seine Nachwirkungen saßen tief. Und seit dem Zusammenbruch des Mondsteins hatte es genug Beispiele dafür gegeben, daß geheimnisvolle Höhleneingänge selten etwas Gutes verbargen.
    Brass biß die Zähne zusammen, als er weiterging.
    Noch tiefer als die Furcht wurzelte die Gewißheit in ihm, daß es keinen Vorteil brachte, feige vor der Gefahr zurückzuweichen. Er dachte an Gerinth, Erein und Cris. Das Wesen, das er gesehen hatte, war bestimmt kein Yeti. Aber sie mußten jeder Spur nachgehen, wenn sie ihre Gefährten wiederfinden wollten.
    Eine knappe Minute später sah Brass tatsächlich einen schwarz gähnenden Höhleneingang vor sich.
    Oder nein: nicht den Eingang zu einer Höhle, sondern zu einem geräumigen, schnurgeraden Gang, der eindeutig von Menschenhand geschaffen worden war. Deutlich konnte der junge Mann in der Tiefe des Felsenlochs die beiden Stahlsegmente eines offenen Tores erkennen. Das fremdartige, aber entschieden menschenähnliche Wesen war vor ihm in der Finsternis verschwunden. Brass zögerte. Er wußte, er hätte umkehren und Verstärkung holen sollen. Aber bis dahin mochte sich das Tor längst geschlossen haben, und vielleicht würden sie es dann nicht mehr öffnen können.
    Brass packte die Betäubungspistole fester.
    Langsam setzte er Fuß vor Fuß, überschritt die Schwelle, drang tiefer in den hohen, breiten Gang ein. Noch fiel der Widerschein des Mondlichts auf den Boden unter seinen Füßen. Weiter vorn konnte er einen matten blauen Schimmer sehen, der von künstlicher Beleuchtung herrühren mußte. Überrascht stellte er fest, daß ihm spürbare Wärme entgegen kam - und im nächsten Moment zuckte er erschrocken zusammen.
    Etwas quietschte in seinem Rücken.
    Brass fuhr auf dem Absatz herum und sah gerade noch, wie sich die Stahl-Segmente des großen Tores schlossen. Schwärze schien sich auf ihn herabzusenken, undurchdringlich wie ein erstickender Mantel. Er wandte den Kopf, suchte den eigentümlich bläulichen Schimmer von vorhin und hatte im nächsten Moment das Gefühl, als krampfe sich eine kalte Faust um sein Herz.
    Zehn, zwölf Schritte vor ihm schloß sich ein weiteres Tor.
    Metall quietschte. Ein dumpfer, endgültiger Laut erklang. Das blaue Leuchten erlosch, und jetzt war die Finsternis wirklich undurchdringlich.
    Brass wagte sich nicht zu rühren.
    Er saß in der Falle. Er war allein, abgeschnitten von den anderen, und er brauchte seine ganze Kraft, um sich der Angst zu erwehren, die sich in seine Eingeweide zu krallen schien gleich einer Raubtierpranke.
VII.
    Dumpfe, kehlige Laute füllten die Stille.
    Erstickende Schwüle lastete, eine Luft, in der sich Feuchtigkeit, Kälte und die scharfe Ausdünstung schwitzender Körper mit dem Gestank nach Moder und Fäulnis mischten. Erein von Tareth hatte das Gefühl, in einem Meer fremdartiger, beklemmender Eindrücke zu schwimmen, die ihm den Atem nahmen. Sekundenlang empfand er die eindeutige, brennende Schärfe des Schmerzes fast als Erleichterung.
    Im nächsten Moment unterdrückte er ein Stöhnen, als sein Knie gegen eine Steinkante prallte.
    Die Fäuste, die ihn gepackt hielten, ließen ihn einfach fallen. Undeutlich begriff er, daß ihm ziemlich alles weh tat, was einem Menschen überhaupt nur weh tun konnte. Wieder hörte er die dumpfen Kehllaute, und diesmal kehrte die Erinnerung schlagartig zurück.
    Da er ohnehin halb über einem Felsen hing, ließ er sich auf den Rücken rollen.
    Den Anschein der Bewußtlosigkeit gab er vorerst lieber nicht auf. Zu genau hatte sein Gedächtnis den Anblick einer Übermacht weißer, zottiger, keulenbewehrter Riesen bewahrt, die wie eine Lawine über ihn hinweggefegt waren. Vorsichtig öffnete er die Lider um einen Spalt und versuchte, etwas zu erkennen.
    Eine Höhle, von flackerndem Feuerschein erfüllt.
    Massige, fellbedeckte Gestalten, dicht zusammengedrängt und ...
    Ein erstickter Schrei ließ Erein den Kopf wenden.
    Cris, durchzuckte es ihn. Ganz kurz nur konnte er den Jungen sehen, der sich verzweifelt in den Fäusten der Fremden wand. Im nächsten Augenblick bekam er einen brutalen Stoß, taumelte über eine Felskante, hinter der undurchdringliche Schwärze gähnte, und Erein hörte nur noch den Aufprall tief unten.
    Angst packte ihn. Seine Bezwinger mochten Menschen sein, aber auf jeden Fall waren sie Wilde, die keine Rücksicht und keine Gnade kannten. Erein wußte nicht, was sie mit ihren Gefangenen vorhatten, und da

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