Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur
nichts mehr verhindern können, Conal?«
»Wollen Sie eine Zusicherung? Eine Garantie für Wohlverhalten bei der entscheidenden Ratssitzung?«
Jessardin ließ seufzend die Schultern sinken.
»Nein«, sagte er müde. »Es würde nichts ändern. Der Rat tritt morgen früh zusammen, und die Entscheidung steht im Grunde schon fest. Ich kann nichts anderes tun, als es Ihrem persönlichen Verantwortungsgefühl zu überlassen, welche Konsequenzen Sie ziehen.«
Der Venusier nickte knapp.
Als er aufstand und sich verabschiedete, wirkte seine Haltung fast frostig. Jessardins Blick spiegelte eine Spur von Resignation. Sie wußten beide, daß sich der tiefe Bruch in ihrer langen Freundschaft nicht mehr rückgängig machen ließ.
Minuten später klopfte Conal Nord an die Tür der Suite, die seine Tochter bewohnte.
Auch Lara wußte bereits Bescheid, das verriet ein einziger Blick in ihr blasses, übernächtigtes Gesicht. Conal Nord fragte nicht, woher sie die Nachricht hatte. Er spürte plötzlich eine tiefe Müdigkeit, die ihn fast schwindlig machte.
»Wie geht es Charru?« fragte Lara gepreßt.
»Gut. Es geht ihnen allen gut, soweit ich das sehen konnte.« Er zögerte und setzte hinzu: »Coradi ist tot.«
»Coradi interessiert mich nicht«, sagte Lara hart. Ihr Vater zuckte die Achseln. »Du weißt, daß sie Jessardins Angebot abgelehnt haben, nicht wahr?«
Lara nickte und biß sich auf die Lippen. Aber es gelang ihr nicht, das Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen. »Was wird jetzt geschehen?«
»Der Rat wird entscheiden. Morgen früh.«
»Und die Entscheidung steht bereits fest, nicht wahr? Der Rat wird beschließen, Teile der Kriegsflotte zum Merkur zu schicken.«
Es war sinnlos, der Wahrheit auszuweichen.
»Ja«, sagte Conal Nord nach einem kurzen Zögern.
Lara wandte sich schweigend ab, um die Tränen zu verbergen, die aus ihren Augen stürzten.
*
Der Felsen, der einen der Höhleneingänge verbarg, ließ sich durch einen Mechanismus bewegen.
»Darin besitzen wir reichlich Übung«, meinte Mark, während er die Notbeleuchtung einschaltete. »Auf Luna hatten wir ein ganzes System solcher Schlupflöcher, das die marsianischen Wachmänner jahrelang nicht entdeckten.«
»Aber diesmal haben wir es nicht mit ein paar Wachmännern zu tun, sondern mit einer Menge erstklassiger Offiziere«, sagte Dane Farr trocken. »Ich hoffe nur, daß Jessardin nicht ausgerechnet dem alten Kane eine solche Strapaze zumutet. Der Mann wäre wirklich gefährlich.«
Mark verzog das Gesicht, Charru und Camelo folgten den beiden anderen in die feuchte Kühle des Höhlengangs. Nach einem Dutzend Schritten erreichten sie eine Grotte, in deren Schatten sich die schlanken silbrigen Umrisse von drei Fernlenk-Raketen abhoben.
Rasch und gründlich kontrollierten die Männer die Abschußrampe, die fahrbare Plattform, schließlich den Mechanismus, der die Steinplatte vor einem weiteren Loch im Felsen bewegte. Unterhalb des steil abfallenden Hangs lagen in einiger Entfernung die Häuser von Merkuria in der Sonne. Verlassene Häuser. Denn wenn sich Conal Nord sofort nach dem Start der »Deimos« mit dem Präsidenten in Verbindung gesetzt hatte und die marsianischen Kampfschiffe einsatzbereit gewesen waren, dann mußten sie von jetzt an jederzeit mit dem Angriff rechnen.
»Wenn sie in der Nähe der Siedlung landen, werden sie ihr blaues Wunder erleben«, sagte Mark zufrieden.
»Sie landen aber höchstens mit ein paar kleinen Aufklärern in der Nähe der Siedlung«, prophezeite Farr. »Daß wir nicht dort warten, bis uns Bomben auf die Köpfe fallen, kann sich nämlich auch der dümmste Marsianer ausrechnen.«
»Und wo landen sie, deiner Meinung nach?«
»Wahrscheinlich in der Nähe der Schiffe, weil sie dort eine versteckte Basis vermuten. Sie können nicht ahnen, daß wir beim letztenmal noch keine Möglichkeit hatten, uns in die Höhlen zurückzuziehen, weil uns keine Zeit blieb, sie abzusichern.«
Bei den letzten Worten hatte Farr auch noch den tragbaren Kommunikator überprüft, jetzt ließ er die Steinplatte wieder an ihren Platz gleiten.
Die Männer verließen die Grotte und verschlossen den Zugang. Ein Beiboot wartete am Fuß des Steilhangs. Ken Jarel sprach gerade über den Bordkommunikator mit der »Solaris«, wo Hank Scanner, Beryl von Schun und einige Helfer dabei waren, das Schiff für seinen Einsatz als fliegende Bombe vorzubereiten.
»... erstklassig gearbeitet«, vollendete Jarel seinen angefangenen Satz. »Ich wußte
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