Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur
wir mit Conal Nord verhandeln müssen.«
Gren Kielland nickte.
Charru suchte Cris im Kreis der Umstehenden. Der Junge stand zwischen Hasco, Beryl und Brass, und es war das erstemal seit langer Zeit, daß er wieder lächelte.
*
Die »Deimos X« landete in einer kleinen, glutheißen Senke nördlich von Merkuria.
Die Siedlung machte nach außen hin einen völlig normalen Eindruck. Daß die Menschen nicht zu ihrer Begrüßung zusammenströmten, konnte die Schiffsbesatzung unter den gegebenen Umständen kaum wundern. Conal Nord war der einzige, der die »Deimos« verließ - vermutlich, weil er seine Leute nicht in eine Situation bringen wollte, in der sie sich bedroht gefühlt hätten.
Mark ging langsam auf seinen Bruder zu und streckte ihm die Hand hin. Es war das zweitemal innerhalb von zwanzig Jahren, daß sie sich sahen. Und doch standen sie sich heute näher als damals.
Conal Nords klare venusischen Züge spannten sich, als er sich Charru zuwandte.
Einen Augenblick standen sie sich schweigend gegenüber, dann reichten auch sie sich die Hände. Der Generalgouverneur biß sich auf die Lippen.
»Lara läßt Sie grüßen«, sagte er mit einem unsicheren Unterton. »Es geht ihr gut - ihr und eurem Sohn. Sie wissen, daß sie alles drangesetzt hätte, mit hierher zu kommen, nicht wahr? Und daß ich es verhindert habe.«
»Ja, ich weiß.«
»Verstehen Sie, warum ich so handeln mußte?«
Charru zuckte die Achseln. Das Gespräch war quälend, weil es so viel wieder aufrührte.
»Ja, ich verstehe«, sagte er gepreßt. »Sie haben das Recht, Ihre eigene Entscheidung zu treffen - auch wenn ich sie nicht akzeptieren kann.«
»Sie werden sie akzeptieren, wenn Sie die Situation begreifen. Ich bin hier, um einen letzten Versuch zu unternehmen, einen militärischen Angriff auf Merkur zu verhindern. Und ich bin pessimistisch, weil ich euch zu gut kenne. Wenn es hier zum Kampf kommt - kann irgend jemand im Ernst von mir verlangen, daß ich meine Tochter sehenden Auges einer solchen Gefahr aussetze?«
»Ich sagte schon, daß ich Ihre Beweggründe verstehe.«
Conal Nord machte eine resignierende Geste, weil er spürte, daß er die unsichtbare Kluft nicht überbrücken konnte. Schweigend folgte er seinem Bruder und den anderen zu den Gleitern, die von der Siedlung herübergekommen waren. Diesmal brauchten sie die Versammlungshalle nicht, sondern begnügten sich mit einem der kleineren Gemeinschaftsräume. Niemand war danach zumute, sich lange mit unverbindlichen Phrasen aufzuhalten. Conal Nord lehnte sich zurück, heftete den Blick auf Marks sonnengebräuntes Gesicht und begann, in knappen Worten die Lage zu skizzieren.
Danach blieb es ein paar Sekunden still. Mark hatte die Lippen zusammengepreßt.
»Du kennst unsere Antwort«, sagte er hart. »Es ist die gleiche, die wir Jessardin schon einmal gegeben haben.«
»Aber diesmal ist es ernst, Mark. Es handelt sich nicht um eine leere Drohung, begreif das bitte! Die Kriegsflotte wird kommen. Jessardin hat keine Wahl, und ich kann nichts daran ändern. Wenn ihr dieses Angebot ablehnt, bedeutet das Krieg auf Merkur. Und daß ihr diesen Krieg nicht gewinnen könnt, dürfte euch hoffentlich klar sein.«
»Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen«, sagte Dane Farr durch die Zähne.
»Glauben Sie? Ist Ihnen nicht klar, daß es für die Flotte eine Kleinigkeit wäre, den ganzen Planeten in eine atomare Hölle zu verwandeln?«
»Was Jessardin nicht wagen wird! Atomwaffen sind seit zweitausend Jahren geächtet.«
»Es gibt andere Waffen. Sie sind Militär-Experte, Farr. Sie können nicht ernsthaft glauben, daß es auch nur die geringste Chance gibt.«
»Wenn ich das nicht glaubte, würde ich nicht kämpfen ...«
Er brach ab und zögerte. Seine Blick wanderte zu Mark hinüber. Der verstand die stumme Aufforderung.
»Du kennst einen Teil unserer Stellungen in den Höhlen, Conal«, sagte er langsam. »Damals hast du mir dein Wort gegeben, von diesem Wissen keinen Gebrauch zu machen. Stehst du zu deinem Wort?«
»Das weißt du.«
»Auch wenn dein Schweigen vielleicht entscheidend für Erfolg oder Mißerfolg des Flotteneinsatzes werden könnte?«
»Auch dann. Schon deshalb, weil es keinen Mißerfolg geben wird.« Der Venusier machte eine Pause und sah von einem zum anderen. »Seid ihr euch darüber im klaren, daß Jessardin nach einem militärischen Sieg keine Kompromisse mehr schließen wird? Die Möglichkeit, Merkur in eine unbewaffnete Kolonie unter marsianischer
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