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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Fieber, seine Stimme überschlug sich.
    »Ihr werdet sterben! Alle! Alle! Ich werde euch zertreten! Ich... «
    Er verstummte erst, als zwei Gerichtsdiener nach seinen Armen griffen.
    Shamala und Zai-Caroc traten auf, um die Worte des Oberpriesters zu bestätigen. Die Gesichter der Terraner auf der Anklagebank waren steinern. Sie empfanden die Lächerlichkeit dieses Auftritts, die jämmerliche Rolle, die Bar Nergal spielte, aber der Haß gegen die Priester saß zu tief, als daß sie hätten gleichgültig bleiben können.
    Um Conal Nords Lippen spielte ein dünnes Lächeln, als er sich erhob.
    »Sind die Zeugen unter Wahrheitsdrogen vernommen worden?« erkundigte er sich.
    »Selbstverständlich«, bestätigte der Anklagevertreter.
    »Darf ich fragen, warum die Aussagen nicht wie üblich verlesen wurden?«
    »Nur, weil ich in diesem Fall ein persönliches Erscheinen der Zeugen für aufschlußreicher hielt.«
    Conal Nord durchbohrte den anderen mit einem kalten Blick.
    »Warum?« fragte der Venusier. »Gehen Sie davon aus, das marsianische Hochgericht würde sich von den Haßtiraden eines fanatischen Greises beeinflussen lassen?«
    »Natürlich nicht, aber... «
    »Oder verfolgen Sie die Absicht, diese sogenannten Priester hier als abschreckendes Beispiel vorzustellen, um die Terraner insgesamt und damit auch meine Mandanten zu diskriminieren?«
    Der Anklagevertreter schwieg.
    Die Art, wie er die Lippen zusammenpreßte, verriet deutlich, daß er sich durchschaut fühlte. Der Richter schob mit einer ungeduldigen Bewegung ein paar Computer-Ausdrucke zur Seite.
    »Ich stelle fest, daß es sich bei den Zeugenaussagen um die Wiedergabe persönlicher Meinungen handelt, die juristisch irrelevant sind«, sagte er. »In diesem Zusammenhang möchte ich beide Parteien bitten, nicht die Zeit des Gerichts zu verschwenden. Weder kann die Anklagevertretung hier ein pauschales Todesurteil gegen Abwesende erwirken, noch wird es der Verteidigung gelingen, eine Notwehrsituation zu konstruieren. Der Tatbestand des bewaffneten Widerstandes gegen die Staatsgewalt ist eindeutig, samt aller sich daraus ergebenden einzelnen Gesetzesverletzungen. Zur Debatte steht lediglich das Strafmaß. Weitere Zeugen?«
    Schweigen.
    »Dann bitte ich jetzt um die Anträge.«
    Der Anklagevertreter beschränkte sich darauf, noch einmal die Fakten aufzuzählen, von den Ereignissen auf Luna bis zu dem Kampf um Merkur, und in allen neun Fällen die Todesstrafe zu fordern.
    Conal Nord stand langsam auf und stützte beide Hände auf das weiße Pult. Während er sprach, ließ er den Richter keine Sekunde aus den Augen.
    »Die Anklagevertretung hat ein Bild gezeichnet, das kaum unvollständiger sein könnte, weil es die entscheidenden Umstände außer acht läßt«, sagte er ruhig. Die Verteidigung behauptet, daß sich die Angeklagten sehr wohl in einer Notwehrsituation befanden. Notwehr nicht gegen das Gesetz, sondern gegen Rechtsbruch und Rechtsbeugung. Ich werde beweisen, daß die Merkur-Siedler schon ihre Rückberufung vor zwanzig Jahren als illegal, weil auf falschen Voraussetzungen beruhend betrachten mußten, ihre Verurteilung war demnach ein Justizirrtum. Ich werde ferner beweisen, daß die Barbaren aus der Mondstein-Welt seit ihrer Flucht von den marsianischen Behörden nichts weiter erfahren haben als eine Kette krasser Rechtsbrüche. Das Gericht hat festgestellt, daß die Terraner nach dem marsianischen Strafgesetz zu behandeln sind. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Illegalität aller früheren Versuche, diese Menschen ohne Urteil zu eliminieren... «
    Conal Nord sprach fast eine Stunde, aber Charru hatte das Gefühl, daß der Venusier gegen eine Wand sprach.
    Der Richter schob die Computer-Ausdrucke der Gutachten und Analysen hin und her. Sie zählten, nicht die Überzeugungskraft eines Mannes, der um das Leben von Menschen kämpfte, die ihm nahe standen.
    »Danke, Gouverneur. Die Angeklagten haben das Recht, sich zum Strafmaß zu äußern oder einen Gnadenappell an das Gericht zu richten. - Angeklagter Nord?«
    Mark stand auf.
    Die Fingerknöchel seiner geballten Fäuste traten hervor. Er hätte auch ohne die Überredungsversuche seines Bruders gewußt, was in dieser Situation opportun war. Aber er konnte nicht über seinen Schatten springen.
    »Ich will keine Gnade, sondern mein Recht«, sagte er hart.
    »Jarel?« »Kein Gnadenappell.« »Madsen?« »Ich habe nichts zu sagen.«
    Niemand hatte mehr etwas zu sagen.
    Karstein knurrte sein »Nichts!« mit

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