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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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kurzerhand in die Liste der eventuell benötigten Zeugen aufnehmen ließ.
    »Er hat recht«, sagte David Jorden sanft.
    »Das hat er nicht!« Laras Haar flog, so heftig schüttelte sie den Kopf. »Ich bin kein unmündiges Kind. Ich weiß, er meint es gut, aber er muß doch einsehen, daß es viel schlimmer ist, hier herumzusitzen und... «
    »Nehmen Sie ein Beruhigungsmittel«, sagte der junge Wissenschaftler.
    Einen Augenblick starrte Lara ihn an, als habe sie ihn nicht verstanden.
    »Beruhigungsmittel«, wiederholte sie bitter. »Das ist alles, was euch einfällt. Beruhigungsmittel, Schlafmasken, Relax-Helm - die perfekte Lösung aller Probleme.«
    Mit einer zornigen Bewegung wandte sie sich ab, ging zum Fenster und starrte hinaus. Davids Augen brannten. Zögernd trat er neben die junge Frau und legte den Arm um ihre Schultern.
    »Lara, ich...«
    »Lassen Sie mich los«, sagte sie.
    »Bitte, Lara! Sie wissen doch, was ich für Sie empfinde.«
    Langsam drehte sie sich um.
    Ihr schmales Gesicht war blaß und angespannt. In den braunen Augen flirrten grünliche Reflexe.
    »Eben deshalb«, sagte sie. »Für Sie wäre es die beste Lösung, wenn Charru zum Tode verurteilt würde. Sie wünschen sich, daß es so kommt, nicht wahr?«
    Davids Arm sank herab.
    Er wollte sich schweigend abwenden. Lara blickte in sein blasses Gesicht und machte eine rasche Bewegung, um ihn zurückzuhalten.
    »Es tut mir leid, David«, sagte sie leise. »Ich habe es nicht so gemeint. Ich weiß, daß Sie nicht so denken.«
    »Vielleicht doch.« Er zuckte die Achseln. »Aber dann sind es jedenfalls Gedanken, deren ich mich schäme. Wenn ich Ihren Freunden helfen könnte, würde ich es tun. «
    »Wirklich?« fragte Lara nach einer langen Pause.
    Jorden schluckte. Er spürte, daß ihre Worte mehr bedeuteten als eine rhetorische Frage. Unsicher fuhr er sich mit der Hand durch das dichte sandfarbene Haar.
    »Sie haben einen Plan?« fragte er rauh.
    »Ja, ich habe einen Plan. Es wäre sogar ziemlich einfach, nur könnte ich es nicht selbst tun, weil mein Vater es voraussehen und verhindern würde. Wollen Sie mir wirklich helfen, David? Wenn es zum Schlimmsten kommt? Wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt?«
    Er biß sich auf die Lippen.
    Laras Blick war wie eine brennende Berührung. David Jorden würde sich bewußt, daß es nichts gab, was er nicht für sie getan hätte.
    »Ja«, sagte er. »Ja, ich werde Ihnen helfen.«
    *
    Drei Stunden in der kühlen Helligkeit des Gerichtssaals...
    Die gleichmütige Stimme eines Anklage-Vertreters las vom Sichtgerät die Protokolle der Aussagen ab, die unter Wahrheitsdrogen zustande gekommen waren. Mark Nords leidenschaftliche Verteidigung des Anspruchs, den sich die Siedler durch ihre Arbeit und ihren Schweiß auf Merkur erworben hatten, Dane Farrs Schilderung einer Situation, die ihnen keine Wahl ließ, die Bitterkeit, mit der Raul Madsen von der einzigen Alternative sprach - das alles klang jetzt monoton und eigentümlich hohl. Charru hörte seinen eigenen Worten zu: Erinnerungen, die in ihm brannten und die unter der Wirkung der Droge zu einer Aneinanderreihung von Fakten und Zahlen ohne Leben wurden.
    Gutachten und Analysen...
    Psychologen, Soziologen, Wissenschaftler der Friedensforschung, Militärexperten... Gutachten, die am Ende alle auf die Feststellung hinausliefen, daß gegenüber der Staatsgewalt keine Notwehrsituation existieren könne; Analysen, die detailliert die Straftaten aufzählten, deren sich die einzelnen Angeklagten schuldig gemacht hatten.
    Warum die Priester in den Zeugenstand gerufen wurden, begriff Charru erst, als der Anklagevertreter seine Fragen stellte. Es ging um die anderen, um die Menschen, die jetzt bereits den Uranus erreicht haben mußten. Die Anklage war der gleichen Meinung wie General Kane und wollte eine möglichst umfassende Liquidierungsaktion erreichen. Bar Nergal schilderte mit seiner krächzenden Stimme, daß alle gleichermaßen an dem beteiligt gewesen waren, was er »Frevel« nannte, daß alle schuldig seien, daß keiner von ihnen je aufhören würde zu kämpfen.
    Der Anklagevertreter nannte Namen.
    Bar Nergal, in seiner weißen Patienten-Tunika eher lächerlich anzusehen, redete immer schneller, zeigte immer mehr Pathos, erging sich in immer wilderen Anschuldigungen gegen die Männer, nach denen er gefragt. wurde. Einmal, als Karstein etwas vor sich hin brummte, fuhr der Oberpriester herum und streckte zitternd die dürre Rechte aus. Haß schüttelte ihn wie ein

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