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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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dich entsetzlich schlecht fühlen, aber es wird dich im entscheidenden Moment wach machen. Wenn du deine eigene Maske lahmgelegt hast, kannst du die anderen wecken, sobald das Klinikpersonal den Raum kontrolliert hat. Niemand wird etwas ahnen. Und du kennst dich doch in der Klinik aus, oder?«
    Charru nickte.
    Damals nach der Flucht aus dem Mondstein hatten er und Camelo einige ihrer gefangenen Gefährten aus der Klinik befreit. Er wußte, wie man von dort aus den Regierungssitz erreichte, wo auf dem flachen Dach ständig ein Dutzend Verwaltungsgleiter bereitstand.
    Zwei, drei Sekunden lang blickte er prüfend in Laras braune Augen.
    Sie meinte es ernst. Sie würde sich durch nichts und niemanden von ihrem Plan abbringen lassen. Und er bot eine Chance. Eine Chance für ihn selbst, dem sicheren Tod zu entgehen, für Mark, dem die Einweisung in eine psychiatrische Klinik schlimmer erschien als der Tod, für die anderen, die man von ihren Gefährten trennen und allein an einem düsteren Ort lebenslänglich einsperren wollte.
    »Gut«, sagte Charru rauh. »Und was muß ich tun, um die Schlafmaske außer Gefecht zu setzen?«
    Lara erklärte es ihm.
    »Nimm die Tablette«, schloß sie. »Jetzt sofort, damit man sie nicht findet, falls du durchsucht wirst. «
    Schweigend schob er die weiße Kapsel zwischen die Lippen und schluckte sie hinunter.
    Lara atmete tief auf. Sie lächelte jetzt, und ihre Augen leuchteten, als sie die Arme um Charrus Körper schlang und ihre Lippen auf seinen Mund preßte.
    »Es wird klappen«, flüsterte sie. »Wir werden uns wiedersehen! Und auf der Venus werden wir miteinander leben können, für immer.«
    *
    Die Klinik gehörte zum ausgedehnten Gebäudekomplex der Universität.
    Flure mit Laufbändern sorgten für die Verbindung zum Regierungssitz - die Universität war der Mittelpunkt von Kadnos, war das eigentliche Zentrum der Macht, die von Präsident Jessardin und den demokratisch gewählten Gremien lediglich verwaltet wurde. Da Lara keinen Gleiter benutzen mußte, konnte sie auf die Dienste eines Verwaltungsangestellten verzichten. Aber sie brauchte nur Minuten, um festzustellen, daß ihr zwei Zivildiener in den glatten weißen Anzügen ihres Berufsstandes folgten.
    Sicherheitsdienst, stellte sie fest.
    Wachmänner, die nicht im staatlichen Auftrag tätig wurden und daher auch nicht die schwarzen Uniformen mit den roten Helmen trugen. Der Sicherheits-Dienst -genau wie andere, ähnliche Dienste - stand nur bestimmten Bürgern zur Verfügung: der Intelligenzgruppe I, Kategorie A. Lara würde dazu gehören, sobald sie ihr Studium abgeschlossen und das fünfundzwanzigste Lebensjahr vollendet hatte. Und selbstverständlich gehörte ihr Vater dazu. Als Generalgouverneur der Venus konnte er hier auf dem Mars die Dienste der Behörden nicht in Anspruch nehmen, wenn es sich um Privatangelegenheiten handelte, aber ansonsten standen ihm alle Vorrechte offen.
    Lara preßte die Lippen zusammen und versuchte, die beiden Schatten zu ignorieren.
    Sie war nicht überrascht, als sie in der Gästesuite des Regierungssitzes auf ihren Vater traf.
    Die Verwaltungsdienerin, die sich - ganz untypisch für ihren Berufsstand- mit so viel Freude und Engagement um den kleinen Erlend kümmerte, hatte das Feld geräumt. Das Kind strampelte in der Schlafmulde und betastete neugierig eine Kette aus bunten Plastikformen, die Lara selbst gebastelt hatte, weil sie sich nicht mit dem üblichen Intelligenztrainings-Spielzeug befreunden konnte.
    Conal Nord warf seiner Tochter einen Blick zu.
    »Nun?« fragte er.
    Sie wußte, er hatte gehofft, daß sie Charru überreden würde, doch noch ein Gnadengesuch zu unterschreiben.
    »Zwecklos«, sagte sie. »Aber das habe ich dir ja schon vorher gesagt.« Und nach einer Pause: »Läßt du mich überwachen?«
    »Ja«, sagte der Venusier gedehnt.
    »Warum?«
    »Weil ich weiß, daß du sonst etwas Verzweifeltes unternehmen würdest, Lara.«
    »Und du glaubst, du hast das Recht... «
    »Vielleicht nicht. Aber das ist mir gleichgültig. Ich will dich nicht auch noch verlieren, verstehst du das nicht? Wir wußten doch, daß weder Charru noch Mark oder einer der anderen eine wirkliche Chance hatte. Ich weiß, daß es grausam für dich ist, aber ich weiß auch, daß du weiterleben mußt. Du hast ein Kind, Lara. Ein Kind, das dir mehr bedeutet, als es in dieser Gesellschaft normalerweise der Fall ist.«
    Lara nickte nur.
    Sie vermied es, ihren Vater anzusehen. Statt dessen ging sie zu der

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