Söhne der Erde 24 - Robot-Planet
Dunkelheit breitete sich über den Planeten. Fremde Sterne blinkten am Himmel, zwei kleine rötliche Monde zogen ihre Bahn. Ihr Licht tauchte die Ebene in einen seltsamen malvenfarbenen Schimmer, und die Beiboote, die sonst silbern glänzten, nahmen einen Ton wie von mattem, sehr altem Gold an.
Mark Nord blickte durch die Sichtkuppel, nahm das Bild der trügerisch, friedlichen Nacht in sich auf und preßte die Lippen zusammen, als ihm bewußt wurde, wie fest seine Rechte das Lasergewehr umklammerte.
*
Die Transportkabine stoppte mit einem harten Ruck.
Knirschend glitt die Tür auseinander. Dunkelheit herrschte. Eine tiefe Schwärze, in der nur die Außenhaut der schwebenden Kugeln schwach phosphoreszierte. Das Geräusch, mit dem der Kyborg einen seiner Tentakel ausfuhr, schnitt überlaut durch die unwirkliche Stille.
Im nächsten Moment flammte kühles silbrig-blaues Licht auf.
Charru runzelte die Stirn, als er die Kabine verließ. Tief sog er die Luft ein. Sie roch abgestanden, obwohl sie genug Sauerstoff enthielt, erzeugte einen eigentümlich metallischen Geschmack auf den Lippen. Auch Camelo und Dane Farr hatten den kahlen, hallenartigen Raum mit den glatten Wänden betreten. Es gab nur eine einzige Tür genau gegenüber. Der Kyborg schwebte voran, und dabei durchstieß er offenbar eine Lichtschranke oder eine ähnliche unsichtbare Barriere.
Videoaugen begannen zu surren, aus der Decke schob sich eine Reihe von Geräten, die Charru für Detektoren hielt. Sicherheitseinrichtungen, begriff er. Schutzmaßnahmen für den letzten Bewohner des Planeten, für das letzte intelligente Wesen aus Fleisch und Blut.
Der Öffnungsmechanismus der Tür wurde durch ein Schaltfeld betätigt, dessen Tasten Ky C in einer bestimmten komplizierten Reihenfolge drückte.
Die Tür glitt auf - eine schwere, gepanzerte Tür, wie sich jetzt erkennen ließ. Ein gewölbter Tunnel lag dahinter, von blauem Licht erfüllt. Mit leisem, singendem Vibrieren schwebte der Kyborg weiter, und die drei Männer folgten ihm.
Zweimal führte ein Transportschacht tiefer unter die Oberfläche des Planeten.
Durch den Sprachdecoder erklärte der Kyborg Schleusen, Abschottungssysteme und Sicherheitsvorrichtungen, deren Funktionen selbst Dane Farr nur halbwegs verstand. Schließlich, tief im Herzen der unterirdischen Anlage, öffnete Ky C eine letzte Tür, und vor den Menschen lag eine kreisrunde Halle, in der automatisch Licht aufflammte.
Die gläserne Halbkugel in der Mitte sah auf den ersten Blick wie eine vergrößerte Ausgabe des Mondsteins aus, nur daß sich nicht der Widerschein von Flammenwänden um ihren Sockel zog.
Statt dessen waren Kontrollinstrumente und Aggregate zu erkennen, kreisförmig angeordnet um einen weißen Kunststoff-Block, der entfernt an marsianische Schlafmulden erinnerte. Charru kniff die Augen zusammen, schaute genauer hin und hielt den Atem an, als er die reglose, ausgestreckte Gestalt erkannte.
Eine weiße, nackte Gestalt.
Ein Mann, der fast völlig menschlich wirkte, wenn man von der ungewöhnlichen Größe und der überschlanken Statur absah. Langsam trat Charru näher, blieb vor der Glaskuppel stehen und betrachtete das Gesicht des Fremden. Ein starres, marmorweißes Gesicht, Züge von überzüchteter Feinheit. An Schläfen, Stirn und Brust waren Metallkontakte befestigt, von denen dünne Drähte zu verschiedenen Instrumenten führten. Reglos lag der Mann in seinem Kälteschlaf, unveränderlich, immun gegen dem erbarmungslosen Zugriff der Außenwelt - zeitlos ...
Hastig begann der Kyborg, hin und her zu schweben und bestimmte Geräte zu bedienen.
Ein helles Summen hing plötzlich in der Luft. Kontakte rasteten ein, Mechanismen surrten. Im Inneren der gläsernen Halbkugel leuchteten Kontrollampen auf, bewegten sich Zeiger über Skalen. Aufmerksam beobachtete der Kyborg die Instrumente, während die Blicke der Menschen immer noch an der stillen Gestalt hingen.
Die Temperatur im Innern der Halbkugel stieg in genau vorgeschriebenem Maße.
Für Charru, Camelo und Dane Farr schien es endlos zu dauern. Der Kyborg schwebte vor einem kleinen Kontrollschirm und rief immer wieder Daten ab. Nichts veränderte sich, jedenfalls nichts, das von außen sichtbar gewesen wäre. Oder doch! Eine weitere Lampe leuchtete auf, und aus dem weißen Kunststoff-Block glitten breite, gepolsterte Klammern, die sich um Arme und Beine, Brust und Stirn des reglosen Mannes schlossen.
»Eine Vorsichtsmaßnahme, damit er sich beim Erwachen
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