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Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen

Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen

Titel: Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sahen sie vor sich nichts mehr außer diffusem Schwarz, eine Art blinder Fleck, der vor ihren Augen wuchs, immer größer wurde, sie gleich einem klaffenden Höllenrachen zu verschlingen drohte. Sie wußten, da war etwas. Aber sie konnten es mit ihren begrenzten Sinnen nicht wahrnehmen, konnten seine Beschaffenheit nicht erkennen, kämpften vergeblich gegen den Eindruck, daß es das pure Nichts war, in das sie geradewegs hineinsteuerten.
    Minuten später füllte die Schwärze die Außenschirme völlig aus.
    Noch einmal Minuten - und jenseits der Sichtkuppel schien eine unsichtbare Wand zu einem Kaleidoskop blauschimmernder Splitter zu bersten. Das Schiff fiel und fiel, hineingerissen in einen gespenstischen Strudel, der es auf sein Zentrum zuschleuderte. Schirme und Instrumente erloschen. Charru spürte die Dunkelheit wie ein körperliches Gewicht, wie ein stoffliches Medium, in das er hinabstürzte. Lange ... sehr lange ...
    Er schwebte.
    Schwebte im Nichts ...
    Schwindel ergriff ihn. Er wollte die Augen öffnen, mit den Händen um sich tasten, doch in einem klaren, losgelösten Teil seines Geistes begriff er, daß das nicht möglich war. Er sah nicht mehr, hörte nichts. Um ihn war die dunkle, unklare Empfindung von Raum, tiefem, unendlichem, grenzenlosem Raum, aber er schwebte darin als einsames, losgelöstes Bewußtsein ohne Körper und Sinne.
    War dies der Tod?
    War es der schreckliche und seltsame Augenblick, in dem die Seele den Körper verläßt und ...
    Er hörte auf zu denken.
    Die Angst, die ihn in diesen Sekunden packte, war zu maßlos und überwältigend, als daß ein Mensch sie hätte ertragen können. Ein greller Blitz schnitt durch sein isoliertes Bewußtsein, erlosch im nächsten Moment wie eine Flamme, und dann blieb nur noch ein Gefühl des Stürzens in schwarze, bodenlose Unendlichkeit.
    Irgendwann war es vorbei.
    Gefühl kehrte in Charrus Körper zurück, er spürte seine Hände, die sich um die Lehnen des Andrucksitzes krallten, den kühlen Kunststoff im Rücken und einen plötzlichen, schmerzhaften Druck auf seinen geschlossenen Augen. Mühsam hob er die Lider, starrte durch die Sichtkuppel - und hielt den Atem an.
    Ein anderes Universum ...
    Es mußte ein anderes Universum sein, das sich um die »Kadnos« ausdehnte. Nicht das sternengespickte Weltall, auch nicht die gestaltlose Dunkelheit des Hyperraums. Ein eigentümlich klares rotes Leuchten umgab das Schiff - als ob es sich im Innern eines gigantischen Rubins befinde. Formen zeichneten sich ab, kristalline Strukturen, dem Auge kaum faßbar, weil es sich nicht um Materie handelte, nicht einmal um Licht, sondern um die Struktur des Raumes selbst, um Eigenschaften des Mediums, in das die »Kadnos« eingedrungen war. Ein fremdartiges Medium, fremdartiger als der Hyperraum. Etwas, das trotz der rubinschillernden Klarheit den Eindruck des Stofflichen machte, in den Menschen das Gefühl eines erstickenden Drucks weckte und sich um das Schiff schloß, wie um den Fremdkörper aus einer anderen Welt zu zerquetschen.
    »Geschwindigkeit null«, schnitt Maik Varescos krächzende Stimme durch die Stille. »Haupttriebwerk und Steuertriebwerke ausgefallen.«
    Erst jetzt wurde Charru bewußt, daß die »Kadnos« bewegungslos in dem fremden Kontinuum hing. Neben ihm richtete sich Mark Nord in den Gurten auf und schluckte mit trockener Kehle.
    »Lebenserhaltungssysteme?« fragte er mühsam.
    »Grün«, kam die tonlose Antwort von Ivo Kerenski.
    Dane Farr hob die Hand, ließ die Finger über ein Schaltfeld gleiten. Rote Kontrolleuchten flackerten auf.
    »Der Überlichtantrieb ist ebenfalls blockiert«, brachte er heraus. »Wir sind gefangen.«
    »Aber wir haben das schwarze Loch überlebt«, sagte Charru leise. Sein Blick hing an den Außenschirmen, die einwandfrei arbeiteten. »Ist es das ... das Ding, was da hinter uns leuchtet?«
    Tatsächlich zeigten die Schirme einen hell glühenden Punkt, von dem leuchtende spiralartige Emissionen ausgingen, um sich im rubinfarbenen Raum zu verlieren. Mark fuhr sich mit dem Handrücken über das Kinn, schüttelte hilflos den Kopf.
    »Es muß das Gegenteil einer Singularität sein«, murmelte er. »Ein weißes Loch ...« Und nach einer Pause: »Ich - ich glaube, es gibt wirklich keinen Rückweg mehr ...«
    Charru wollte widersprechen, doch er kam nicht mehr dazu.
    Diesmal war es die Sichtkuppel des Schiffs, die von einer Sekunde zur anderen eine geisterhafte Lichterscheinung zeigte. Etwas glomm auf, färbte das funkelnde

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