Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen
Kunststoffmatte spielte.
Das Kind vermißte nichts.
Noch nicht! Das würde erst später kommen, wenn er mit fünf Jahren in das staatliche Erziehungssystem eintrat - oder auch nicht. Lara wollte sich nicht von ihm trennen, wollte nicht, daß er als Bürger der Vereinigten Planeten erzogen wurde. Aber wenn sie das verhinderte - was konnte sie anderes erreichen, als daß er in dieser Welt für immer zum Außenseiter wurde?
Nachdenklich nippte Lara an dem Kaffee.
Angst schnürte ihr das Herz zusammen - Angst vor der Zukunft. Welche Chance hatte ein Außenseiter in diesem Staat? Noch schwiegen die Behörden, weil es Simon Jessardin geraten schien, nicht an den Problemen zu rühren. Aber was war in fünf oder zehn Jahren? Was, wenn Conal Nord einmal nicht mehr da war, um seinen Einfluß in die Waagschale zu werfen?
Lara wußte, es wäre vernünftig gewesen, einfach aufzugeben und den Dingen ihren normalen Lauf zu lassen.
Aber sie wußte auch, daß sie das niemals fertigbringen würde. Gedankenverloren beobachtete sie das Kind, das so sehr seinem Vater glich. Erlend von Mornag. Charrus Vater hatte so geheißen. Und damals auf der Erde waren sie sich schon einig darüber gewesen, daß ihr zweiter Sohn den Namen Conal tragen sollte.
Seufzend stand Lara auf und ging ins Nebenzimmer, um sich eine Spule für das Lesegerät zu holen.
Dabei glitt ihr Blick durch eins der Fenster, die nach vorn auf die Gleiterbahn hinausgingen. Sie blieb stehen, als sie den silbernen, in Grundhöhe schwebenden Jet entdeckte. Er kam den Hügel herauf, hielt auf das Haus zu, und Sekunden später konnte Lara das Emblem der Universität Indri erkennen.
David!
Er landete auf dem Vorplatz, stieg aus und kam durch das Tor, das Lara elektronisch geöffnet hatte. Sonnenlicht fiel auf sein jungenhaftes Gesicht mit dem dichten blonden Haar. Er trug ein hellblaues Trikot und ein gleichfarbiges, silbern gesäumtes Kurzcape - die traditionelle Tracht der Universität Jupiter City.
Lautlos glitt die Eingangstür des Landsitzes auseinander.
Lara stutzte, als sie Davids erregte, lachende Augen sah. Er kam rasch die Treppe herauf, betrat die Diele, blieb atemlos stehen.
»Lara! Wie, um alles in der Welt, hat er das gemacht?«
Lara schluckte. »Gemacht? Wer?«
»Dein Vater. Er hat den Antrag unterstützt und den Rat von Jupiter City auf seine Seite gezogen, nicht wahr?«
»N - nein Er hat mir versprochen, es zu tun, aber bis jetzt ...«
»Er hat noch nichts unternommen?«
»Nein, David.« Lara biß sich auf die Lippen. »Was ist denn passiert? So rede doch!«
Der junge Wissenschaftler kniff die Lider zusammen. Einen Augenblick wirkte er ratlos.
»Und ich dachte, die Sache sei nur auf massiven Druck zustande gekommen. Sie war doch ...«
»Welche Sache, David?«
Jorden lächelte. Seine Stimme klang beinahe feierlich.
»Simon Jessardin hat meinen Antrag mit einer persönlichen Empfehlung direkt an den Wissenschaftsrat in Kadnos weitergeleitet«, sagte er. »Und das heißt, unsere Expedition zur Erde ist so gut wie genehmigt.«
VIII.
In der Kanzel der »Kadnos« herrschte atemlose Stille.
Charru hatte berichtet, von dem Angriff der geheimnisvollen Energiewesen, von dem Zeitkristall, dessen Ruf offenbar in einem anderen Universum aufgefangen worden war, von der Begegnung mit Ktaramon, der die Zeit manipuliert hatte, um die bedrängten Menschen zu retten.
Und von Ktaramons Wunsch, sie in jener fremden Dimension zu treffen, die den Herren der Zeit als Zuflucht diente.
Die beiden marsianischen Techniker blieben merkwürdigerweise ruhig. Erstens konnten sie die Geschichte nicht wirklich glauben, zweitens kam ihnen nicht in den Sinn, daß sich etwa jemand dahin versteigen könnte, Konsequenzen daraus zu ziehen. Maik Varesco runzelte unsicher die Stirn. Dane Farr sah von einem zum anderen.
»Das ist doch Unsinn, oder?« fragte er gedehnt. »Ich meine - es ist irgendwie symbolisch gemeint ... Eine - Art Metapher ...«
»Metapher?« echote Gillon von Tareth verständnislos.
»Das Zeitfeld dort unten war durchaus nicht symbolisch«, sagte Mark »Es war real, und es hat uns gerettet.«
Farr starrte ihn an. »Aber - du kannst mir doch nicht ernsthaft erzählen, daß du an die reale Möglichkeit glaubst, durch ein schwarzes Loch ein anderes Universum zu erreichen!«
Für einen Moment blieb es still.
Charru verfolgte schweigend das Gespräch. Er wußte einfach nicht genug, um sich einzumischen - jedenfalls nicht über die wissenschaftlichen Aspekte,
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