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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Bald.«
    Die plötzliche Heiserkeit in seiner Stimme machte das Versprechen nicht glaubwürdiger. Er speiste sie mit Phrasen ab.
    »Ihr macht diesen Moment peinlicher, als er ohnehin ist, Monsieur de Garou. Es ist nicht …«
    Seine Lippen verschlossen ihren Mund. Wie brachte er es fertig, durch einen Kuss alle klaren Gedanken und Einwände zu tilgen? Das Spiel seiner Zunge ließ ein Prickeln auf ihrer Haut entstehen. Er streichelte ihren Rücken und zog sie enger an sich. Sie fiel in seine Umarmung, nicht in der Lage sich zu sträuben.
    »Etwas Zeit bleibt uns noch … wenn wir …«
    Das drängende Raunen an ihren Lippen durchdrang ihren Taumel. Sie würde sich nicht auf einen kurzen, heißblütigen Moment einlassen. Er war nichtig, und sie wollte nicht zur Nichtigkeit schrumpfen. Entschieden schob sie Cassian von sich.
    »Es liegt mir fern, noch mehr Eurer kostbaren Zeit zu beanspruchen. Lebt wohl.«
    Die letzten beiden Worte quetschte sie hervor. Ihre Endgültigkeit schmerzte. Cassian hielt sie nicht zurück. Erst vor dem Haus bemerkte sie, dass sie ihren Hut vergessen hatte. Ein verlorener Hut war ein geringer Preis, die Enttäuschung wog um vieles schwerer.Kurz überlegte sie, ob sie die Kutsche ausschlagen sollte. Bertrand hielt ihr den Schlag auf und machte eine einladende Armbewegung. Die Geste kam ihr höhnisch vor. Der unerwünschte Überraschungsbesuch wurde dorthin zurückgekarrt, wohin er gehörte.
    Da der Regen schon genug Schaden angerichtet hatte, stieg Florine ein. Sobald die Kutsche auf die Straße einbog, ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Sie galten der kleinen Mireille, ihrer eigenen Kindheit und Cassian de Garou.

     
    Der Einstieg zu den Katakomben lag direkt unter dem Saal des Theaters Gargantua. Die Stimmen der Darsteller, Applaus und das Gelächter des Publikums waren bis in den Keller zu hören. Cassians Rudel führte
Der eingebildete Kranke
von Molière auf, ein bewährtes Stück.
    »Die Gänge sind unübersichtlich. Es gibt zu viele Abzweigungen. Manche sind passierbar, andere so niedrig, dass man auf den Knien hindurch kriechen muss. Letztere können wir außer Acht lassen. Wir sind etwa im Zentrum. Keine Alleingänge, bevor wir uns orientiert haben. Wir bleiben dicht beisammen.«
    Ein metallenes Klicken begleitete Juvenals Erläuterungen. Er lud die Waffen, denn die Namenlosen teilten eine Gemeinsamkeit mit den Werwölfen, sie scheuten Silber wie der Teufel das Weihwasser. Juvenal schützte sich mit dicken Handschuhen vor der direkten Berührung mit den Silberkugeln. Der lederne Schutz erschwerte das Laden der Waffen.
    Düster blickte Cassian in den offenen Einstieg. An der Finsternis störte er sich nicht. Es war eher der Gedanke an schmale Gänge, niedrige Decken und der Geruch nach Moder, vor dem er zurückscheute. Er war ein Wolf und kein Maulwurf. Sein eigener Plan sagte ihm nicht mehr zu.
    »Ein Wolf auf vier Pfoten kommt da unten schneller voran, als ein Mann auf zwei Beinen.«
    Juvenal unterbrach seine Tätigkeit. »Wir brauchen Fackeln, sonst sehen wir nichts. Wir halten uns an deinen Plan, Cassian. Heute Nacht ziehen wir nicht in den Kampf. Du hast es selbst gesagt, wir müssen das Terrain kennen, bevor wir zuschlagen.«
    In den letzten Stunden hatte Cassian vieles gesagt. Nicht alles betraf ihren Abstecher in das unterirdische Paris. Nachdem Florine gegangen war, war eine Auseinandersetzung unvermeidlich gewesen. Vor Wut hatte Juvenal mit den Zähnen geknirscht, hochrot im Gesicht. Ruben blieb es überlassen, die Dinge beim Namen zu nennen. Weshalb hatte Cassian das Mädchen markiert? Warum so gründlich, dass es noch Tage später zu riechen war? Markierungen gab es bei jeder Begegnung mit einer Frau, aber doch nicht so! Vorwürfe und Fragen, auf die Cassian keine Antwort geben konnte. Er hatte einen klaren Besitzanspruch auf Florine angemeldet. Da er selbst keine Ahnung hatte, wie das geschehen konnte, hatte er seinen Bruder durch einen lautstarken Ausbruch mundtot gemacht. Der Groll über die Einmischung nagte weiter an ihm.
    »Wenn uns ein Namenloser entgegen tritt, sind Wölfe schlicht schneller«, gab Ruben zu bedenken.
    »Aber Wölfe können nicht schießen, und es ist zu eng in den Gängen, um einen Feind einzukreisen. Jeder von uns hat zwei Schuss. Gewehr und Pistole sind die beste Wahl. Eine Verwandlung bringt uns in den Katakomben keinen Vorteil. Cassian hat es richtig erkannt.«
    Trotz des seltenen Lobes war Cassian nicht überzeugt. In den engen Gängen

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