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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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sie an die Oberfläche, obwohl sie hier unten reichlich Beute finden?«
    Cassian achtete darauf, auf keinen der kleinen Knochen zu treten. Sie gehörten verloren gegangenen, heimatlosen Kindern, nach deren Verbleib niemand fragte. Wer vermisste schon ein Findelkind? Niemand. Ebenso wenig wäre einst Florine vermisst worden. Laut knurrte er auf. Zorn brodelte in ihm und brannte unter seiner Haut. Juvenal sah über die Schulter zurück.
    »Leise!«
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Ruben.
    Sie schlichen durch die Katakomben wie verstörte Katzen. Daran war nichts in Ordnung. Er wollte Ergebnisse sehen, wollte einem Namenlosen an die Kehle gehen, sich einem Kampf stellen und machte Anstalten sich an Ruben vorbeidrängen, um die Führung zu übernehmen.
    »Bleib ruhig«, zischte Ruben.
    Der Geruch, der sie traf, explodierte hinter Cassians Stirn. Für einen Augenblick überzog sich der schlecht beleuchtete Gang mit einem roten Schleier. Juvenal und Ruben, die sich ihm zugewandt hatten, wirbelten herum, die Gewehre im Anschlag. Ein Namenloser bog vor ihnen in den Gang ein und füllte ihn aus. Der Schrei aus seinem aufgerissenen Maul dröhnte tief. Stein knirschte, und von der Decke rieselten Brocken. Unter ihren Füßen vibrierte der Boden. Juvenal sank auf ein Knie, Ruben zielte über ihn hinweg. Sie schossen gleichzeitig, während Cassian seine Waffe nicht zum Einsatz bringen konnte. Donnernde Schüsse und Rauch aus den Musketenläufen füllten den Gang. Aus dem Schrei wurde ein Röhren. Die Bestie schlug um sich und stürzte. Hastig zogen sie ihre Pistolen. Cassian hatte noch keinen Schuss abgeben können, und Ruben ließ ihn im Eifer des Gefechts nicht vorbei. Die Bestie richtete sich kreischend auf.
    »Sie schreit nach den anderen. Rückzug. Sofortiger Rückzug!«, brüllte Juvenal und sprang auf.
    Kein Werwolf trat den Rückzug an, so dicht vor einer hilflosen und schwer verletzten Beute. Ruben zögerte, da er dasselbe dachte. In Cassian zerbarst etwas. Er würde den Namenlosen nicht entkommen lassen, nur weil sein Vater vor einer keilenden Masse aus weißem Fell und pervers rosiger Haut die Nerven verlor. Seine Wandlung setzte ein. Er nahm den Luftdruck nicht wahr, der seine Kleider in Fetzen riss. Nutzlos fielen seine Waffen zu Boden.
    »Cassian, nein!«
    Der Wolf schnappte nach den Händen, die sein Nackenfell packen wollten. Hart schlugen seine Zähne in der Luft aufeinander. Er machte einen Satz, verhedderte sich mit den Hinterläufen in Stoff und heulte wütend auf. Den zweiten Mann, der ihm den Weg versperrte, rannte er kurzerhand nieder. Freie Bahn! Drei lange Sätze verliehen ihm Auftrieb. Sein Gewicht schleuderte den Namenlosen zurück zu Boden. Er grub die Krallen in einen breiten, pelzigen Brustkorb und schlug die Zähne hinein. Eine Kakophonie aus Schreien gellte in seinen Ohren. Ein Fleischbrocken flog durch die Luft. Aus dem gesträubten Fell des Wolfes drückten sich harte Muskeln. Er wandte alle Kraft auf und wühlte sich tiefer in das Fleisch hinein. Er wollte das Herz erreichen und ertrank schier in dem Blut, das hervorsprudelte. Die aufgewühlten Stimmen hinter ihm bedeuteten ihm nichts.
    »Es lebt noch. Schieß endlich, Juvenal!«
    »Ich kann nicht schießen, solange er mitten in der Schusslinie ist! Hol ihn da runter, Ruben!«
    »Cassian!«
    Der Wolf kannte keine Namen. Sein Kiefer schloss sich um eine Rippe. Er zerrte und riss, unfähig abzulassen, blind und taub für alles andere, von seiner Tobsucht und seiner Gier zu Töten beherrscht. Er ignorierte den zweistimmigen Aufschrei, sah die Pranke nicht kommen, die auf ihn niederfuhr. Krallen trafen seine Seite, drangen in sein Fleisch und rissen es entzwei. Der Schmerz ätzte. Seine Pfoten glitten im Blut aus. Dicht an seinem Kopf krachte ein Schuss. Der Wolf rutschte ab und landete zwischen der Wand und dem Kadaver des Namenlosen.
    »Gottverdammt!«
    In die Nase des Wolfs stieg der saure Geruch von Verzweiflung. Er kam näher. Kraftlos fletschte er die Zähne. Der Lärm war versiegt, der Kampf beendet und sein Schmerz besaß weder Anfang noch Ende.
    »Er stirbt. Scheiße, Mann. Er stirbt!«
    »So schnell stirbt er nicht.«
    »Er muss sich zurückverwandeln.«
    Aufgeregte Stimmen und Hände, die sich unter ihn schoben und ihn anhoben. Das gefiel ihm nicht. Ziellos schnellten seine Pfoten durch die Luft.
    »Er ist zu schwer, ich helfe dir, Ruben.«
    »Ich kann ihn alleine tragen. Lass mich. Lass mich!«
    Schwach zappelte er, als er an

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