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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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geschleudert hatte. Es wühlte und zerrte in seinen Eingeweiden.
    Cassian strebte seinem Zimmer zu. Die verfilzte Hose schlackerte um seine Beine. Er riss den fadenscheinigen Stoff entzwei und warf ihn achtlos von sich. Juvenal blieb ihm auf den Fersen.
    »Dann müssen wir dorthin, um ihn auszumerzen, ehe er zu viel Schaden anrichtet.«
    »Nicht nötig. Ich habe meine Marke hinterlassen. Der Namenlose wird sich nicht aufhalten, will er meine Spur nicht verlieren. Er wird nach Paris kommen.«
    Juvenal verhinderte, dass Cassian ihm die Tür vor der Nase zuschlug. Er stiefelte ihm bis in sein Schlafzimmer nach. Die Kerben, die sich von seiner Nase zu den Mundwinkeln zogen, hatten sich vertieft und unterstrichen die strenge Entschlossenheit seiner Miene.
    »Ist dir jede Vernunft abhanden gekommen? Du führst einen Namenlosen direkt in deinen Hort und setzt dein Rudel einem Angriff aus, in dem Wissen, dass sie ihm ausgeliefert sein werden!«
    »Es musste sein. Florine war bei mir. Ich konnte sie keiner Gefahr aussetzen.«
    Gleichwohl hatte es nichts geholfen. Die Gefahr, die von Mica ausging, war nicht geringer. Er läutete nach Bertrand. Er brauchte ein Bad, um sich den Dreck der Bettlerhose, die Hitze seiner Auseinandersetzung mit dem Vampir und die Kränkung, ein Tier genannt worden zu sein, von der Haut zu spülen.
    »Sie hat das Nest gesehen? Immer wieder dieses Mädchen, verflucht noch mal! Was findest du an ihr?«
    Cassian schnellte zu Juvenal herum. »Noch ein Wort und du kannst in deine verdammten spanischen Berge zurückreisen, Juvenal. Ich bin deine Vorhaltungen leid. Sie wusste nicht, worum es sich handelt. Sie wird keinem davon erzählen.«
    Garantiert würde sie den Mund halten, das Nest, die vergangene Nacht und Cassian aus ihren Gedanken verdrängen. Schließlich gehörte er nicht in ihr Leben, das hatte sie deutlich gemacht. In seinem Brustkorb krampfte es.
    »Bitte! Soll sie zu deinem Verhängnis werden. Stürzt euch alle ins Unglück, mir soll es gleich sein!«, brüllte Juvenal und stiefelte mit donnernden Schritten hinaus.
    Eine Atempause wurde Cassian nicht gewährt. Mit dem Zuber, den Bertrand anschleppte, kam Ruben in sein Zimmer, setzte sich auf einen Hocker, schlug die Beine übereinander und wohnte den Vorbereitungen zu Cassians Bad bei, als läge es in seiner Verantwortung. Zerzaust vom Schlaf fiel sein Haar über seine Schultern, er hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Wellen aus Rot und Schwarz zu kämmen oder gar ein Hemd überzuziehen. Nahezu ebenso so dicht und dunkel wie sein Haar war der Pelz auf seiner Brust. Heißes und kaltes Wasser wurde herbeigeschleppt. Cassian stand im Zuber und ließ sich von Bertrand damit übergießen. Unterdessen gönnte er seinem Bruder weder einen Blick noch ein Wort. Als der Zuber gefüllt war, sank er hinein und schrubbte mit einer Wurzelbürste über seine Haut. Ruben sprach in das harte Schrubben hinein.
    »Juvenal macht sich große Sorgen.«
    »Er wird allmählich alt«, brummte Cassian. »Alte Männer sind verbohrt.«
    »Er ist kein alter Mann. Es geht ihm um uns, und vor allem um Gilian. Er müsste längst hier sein. Seine Unterstützung wird uns fehlen.«
    Gilian würde schon kommen, oder auch nicht. Er war alt und erfahren genug, um auf sich selbst aufzupassen. Zugestoßen war ihm gewiss nichts. Einem Werwolf konnte wenig zustoßen. Höchstens ein gebrochenes Herz. Es war lächerlich, so etwas überhaupt zu denken.
    »Gestern war Juvenal noch einmal in den Katakomben. Als er zurückkehrte, stand er knapp vor einem Schlagfluss. Es sind mehr, als wir bisher ahnten. Er schätzt ihre Anzahl auf etwa ein Dutzend. Ohne Gilian will er keinen Angriff riskieren.«
    Die Bürste platschte ins Wasser. »Was soll das heißen?«
    »Er will auf Gilians Ankunft warten. Du warst mit dir zu sehr beschäftigt und hast es nicht mitbekommen. Er tigert von einem Fenster zum anderen, hält nach Gilian Ausschau und isst kaum etwas. Juvenal hat eine Heidenangst, uns könnte etwas zustoßen. So kenne ich ihn nicht. Es muss an Alba liegen. Ihren Verlust hat er nicht verkraftet und jetzt fürchtet er …«
    »Schwachsinn! Wir sind Krieger. Sollen wir uns etwa mit ihm vor den Kamin hocken und Strümpfe stricken, oder was stellt er sich vor? Die kommende Nacht wird es entscheiden, Ruben. Die Namenlosen brüten. Je länger wir warten, desto mehr werden es. Wir müssen zuschlagen. Entweder wir siegen oder wir sterben.«
    Ruben zuckte die Schultern. Sieg oder Tod waren die

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