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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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einzigen Alternativen eines Werwolfs, damit waren sie aufgewachsen. »Juvenal wird sich weigern, und wir beide alleine können einer Übermacht nicht lange standhalten. Zudem fehlt uns noch immer eine Taktik. Solange sie in den Katakomben hocken, kommen wir nicht gegen sie an.«
    »Verdammt, Mann! Ich will nicht länger warten!«
    »Juvenal schlägt Patrouillen vor. Wir spüren sie auf, wenn sie auf die Jagd nach Beute gehen. Durch Einzelkämpfe will er ihre Zahl bis zum nächsten Vollmond verringern. Dann haben wir es leichter, ob nun mit oder ohne Gilian.«
    Cassian erhob sich aus dem Zuber. Wasser schwappte über den Rand und klatschte auf den Teppich. Mit den Händen wischte er es sich von der Haut, in abgehackten, knappen Strichen. Er konnte seinen Zorn vor Ruben nicht verhehlen.
    »Ihr beide bepisst euch vor Angst vor den Namenlosen. Warum seid ihr hier, wenn euch außer Zaudern nichts einfällt? Sie weichen Einzelkämpfen aus, ich habe es erlebt. Wir werden ihrer nicht habhaft werden.«
    Ruben war aufgesprungen und versetzte ihm einen unerwartet harten Stoß, der ihn ausgleiten ließ und zurück in den Zuber schickte. Eine Flutwelle schwappte in den Raum. Es sah ganz danach aus, als wolle Ruben seine geballten Fäuste auch einsetzen. Sein bisher so gelassener, auf ein Wohlleben bar jeder Verantwortung erpichter Bruder zeigte einen Zorn, der das Grün seiner Augen verstärkte, bis es einem Gift ähnelte. Verblüfft blickte Cassian zu ihm auf und vermied es, den Wutausbruch durch einen frontalen Blick zu schüren. Er zog es vor, sich auf Rubens unrasiertes Kinn zu konzentrieren.
    »Du nennst mich einen Feigling? Dann nehme ich mir das Recht heraus, dich ein Arschloch zu nennen. Wem willst du mit deiner Tollkühnheit etwas beweisen, etwa diesem kleinen Mädchen? Sie ist eine Sterbliche von vielen und ohne jede Bedeutung für uns!«
    Die Tür krachte ins Schloss, als wollte sie aus ihren Scharnieren springen. Wunderbar. Nun hatte er nicht nur Juvenal gegen sich aufgebracht, sondern auch Ruben verprellt. Cassian wischte sich das Wasser aus den Augen. Ruben irrte sich. Florine war keine Sterbliche bar jeder Bedeutung. Weder für ihn, noch generell. Ihr Einfluss mochte ihm schaden, ihre Abweisung vergällte ihm die Laune und machte ihn reizbar, alles Hinweise, die sie zu etwas Ungewöhnlichem machten. Allein ihr Duft.
    Es war vorbei. Sie hielt ihn für obszön und fühlte sich beschmutzt. Dabei war sie verrückt nach ihm gewesen. Nicht verrückt genug, um es zu akzeptieren, sagte eine nüchterne Stimme in seinem Kopf. Er stieg aus dem Zuber und warf sich, nass wie er war, auf sein Bett. Seine Gedanken begannen um Mica zu kreisen, der Kern eines viel größeren Problems. Er beanspruchte Florine für sich, und was dies bedeutete, wusste Cassian sehr genau. Kein Mensch konnte sich dem Willen eines Vampirs entziehen. Sie erlagen bereitwillig, ließen sich umgarnen und verführen, ohne dass Gewaltanwendung nötig wurde. In Scharen waren sie einst zum alten Volk gepilgert, um ihnen ihr Blut zu geben. Vampire hatten sich Herden gehalten, die ihnen zuströmten, verlockt vom Sirenengesang ihrer Stimmen und ihrer Versprechen. Für Mica war Florine lediglich eine weitere süße Quelle, an der er sich labte, bis er ihrer überdrüssig wurde. Sie würde ihr Leben in den Armen eines Vampirs lassen. Nichts und niemand kamen dagegen an.
    Da ihr Schicksal besiegelt war, musste er sie vergessen. Zudem musste er mit Juvenal reden, was einen klaren Verstand voraussetzte. Er fühlte sich wie auf einem Pulverfass, dessen Lunte brannte, und er sah nur eine Möglichkeit, seine überreizten Sinne zu besänftigen. Er läutete nach Bertrand, der sofort eintrat, als habe er auf den Ruf seines Herrn gewartet.
    »Sarah soll zu mir kommen.«
    Zwischen den Schenkeln einer Frau vergaß ein Mann leicht den Geschmack einer anderen. Zumindest wollte er es damit versuchen, und die Raffinesse seiner Favoritin hatte bisher nie versagt.

     

6
     
    D
ie Tapisserien hingen in Fetzen von den Wänden. Kein Spiegel war heil geblieben. Scherben mischten sich mit zerborstenen Möbelsplittern am Boden. Die Kronleuchter waren aus ihren Deckenverankerungen gerissen und in abertausend Stücke zersprungen, deren Kristalle in dem Chaos funkelten wie versteinerte Tränen. Florine stand inmitten eines Trümmerfeldes. Keines der vielen Zimmer war der Zerstörung entgangen. Eine Höllengeburt hatte im Haus Chrysantheme gewütet und den Tod ihrer Brut gerächt. Ihre

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