Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
lange Jahre keinen Zwischenfall in Rom gegeben. Dieses Arrangement war hinfällig geworden und durch andere Worte ihrer Mutter ersetzt worden. Im Nachhinein schlugen sie über Berenike zusammen.
„Er wird Berenike anbeten und nach meiner Pfeife tanzen.“
Woraufhin Mica erwidert hatte: „Und unser Volk wird erkennen, dass es auf unserem Weg zu einem Frieden keine Umkehr geben kann.“
Nein, sie konnte sich nicht darauf verlassen, dass Ruben den roten Wolf in diesem Duell tötete. Mühelos trieb er ihn in die Enge. Er würde ihn entwaffnen und damit seine Ehre zurückerlangen. Einen Todesstoß würde er nur im äußersten Notfall setzen. Sie musste ihr Geschick selbst in die Hand nehmen und trat in den Feuerkreis. Hitze waberte in ihr Gesicht, eine Rauchwolkenahm ihr für einen Augenblick die Sicht. Die Rudelwölfe murrten, sobald sie sie entdeckten. Das Katana besaß keine Silberklinge, doch ein abgeschlagener Kopf tötete einen Werwolf ebenso gründlich wie Silber. Schon hatte sie die Hand um den Griff in ihrem Rücken gelegt, als sie sich auf den Brief besann. Sie hatte ihr Wort gegeben und schuldete Aurora etwas.
„Hört mich an!“
Die Klingen der Schwerter sangen. Anstatt innezuhalten, gewannen die Duellanten an Geschwindigkeit. Tizzio erlitt einen Schnitt quer über die Brust. Er ging nicht tief, teilte sein Hemd und die roten Haare auf Brustkorb und Bauch. Berenike war nah genug, um auch Rubens Blut wittern zu können. Auch er hatte einen Treffer einstecken müssen, doch da er ein schwarzes Hemd trug, war das Blut auf seinem Oberarm kaum zu sehen.
„Hört mich an!“
Sie zog einen brennenden Ast aus einem Feuerkorb und schleuderte ihn zwischen Tizzios Beine. Der rote Wolf strauchelte. Anstatt diesen Vorteil für sich zu nutzen, zog Ruben sein Schwert zurück. Tizzio hatte die Verschnaufpause dringend nötig. Er keuchte laut.
„Ich habe eine Botschaft von Aurora für euch.“
Ihre Stimme besaß den Hall einer Kirchenglocke. Sie trat zu den Duellanten. Tizzio packte sein Schwert fester und duckte sich leicht. Ruben runzelte die Stirn.
„Du stehst uns im Weg.“
„Ich werde dir gleich aus dem Weg gehen, Garou. Nachdem ich den Brief verlesen habe.“
Das Rudel murrte und brummte.
„Das kannst du, wenn ich mit ihm fertig bin“, sagte Tizzio kurzatmig.
Dieses Großmaul. Sie warf ihm ein abschätziges Lächeln zu. Ihre Mutter hatte Juvenal de Garou erwähnt, das Oberhaupt einer der ältesten Werwolfsippen, den heimlichen Fürsten, den alle fürchteten. Glaubte der rote Wolf wahrhaftig, er könnte gegen einen Krieger bestehen, der von Juvenal im Kriegshandwerk unterrichtet worden war?
„Die Botschaft einer Strega darf nicht warten“, verkündete sie und sah in die Runde.
Die Wölfe sahen sich an, ihr Murmeln wurde lauter. Seit der vergangenen Nacht hatte Aurora eine Schar Bewunderer hinzugewonnen. Alle wollten hören, was ihre Strega ihnen mitzuteilen hatte.
„Weshalb teilt Aurora es uns nicht selbst mit?“, rief einer der Wölfe.
Sie ging darüber hinweg und entfaltete den Brief. „Mein …“ Ach was, die Anrede war unangebracht. Sie konnte sie auslassen. Ohnehin verdiente das Schreiben etwas mehr Nachdruck. Sie ließ den Brief fallen und drückte den Absatz hinein.
„Aurora ist erbost über dieses Duell. Sie sagt sich von euch beiden los und ist fortgegangen. Denn wisset, keine Strega war jemals der Besitz eines anderen und sie wird auch nicht dazu werden. Sie geht ihrer eigenen Wege. Ohne dich, Ruben de Garou. Das soll ich dir sagen. Und nun kannst du diesem Hund den Garaus machen.“
„Wo ist sie?“
Ruben senkte sein Schwert. Seine Aufmerksamkeit auf Berenike gerichtet, gewahrte er nichts anderes, während sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Tizzio wollte die Unachtsamkeit seines Gegners nutzen und angreifen, hinterrücks und tückisch. Berenike reagierte prompt. Das Katana lag in ihrer Hand, als Tizzio sein Schwert zu einem Schlag in Rubens Halsbeuge führte. Ruben, der glaubte, ihr Hieb gelte ihm, wich ihr in einer Drehung aus, die ihn auch von Tizzio fortlenkte. Berenike brach ihren Hieb nicht ab, nur weil keine Gefahr mehr bestand. Die glänzende Klinge war zu wundervoll, um sie nicht zu benutzen. Ein kraftvoller, präziser Schlag, und die scharfe Schneide fuhr durch Tizzios Arm, knapp über dem Handgelenk, durchtrennte, Fleisch, Muskeln und den Knochen und schlug seine Hand ab. Das Rudel schrie auf. Tizzio fiel zu Boden, umfasste die Wunde und stierte auf
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