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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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nicht davon ab, sie zurückzuholen. Allein schon, da ihre Abwesenheit Magengrimmen auslöste. Er hatte sich noch nie krank gefühlt. Jetzt wusste er, was Krankheit war. Er litt unter einer Magenverstimmung und unter Einsamkeit. In der vergangenen Nacht hätte er beinahe den Mond über der schmuddeligen Herberge angeheult, in der er Unterschlupf gefunden hatte. Er vermisste seine Gefährtin und wollte keine weitere Nacht ohne sie verbringen. Aus Respekt vor den Nonnen hatte Ruben auf den Anbruch des Tages gewartet, bis er Santa Susana aufsuchte. Auf sein Klopfen an der Pforte öffnete sich ein kleines Guckloch. Ein Auge tauchte auf, dunkelbraun und neugierig erfasste es seine elegante Garderobe und ruhte schließlich auf seinem Gesicht.
    „Die Mutter Oberin empfängt heute keine Besuche. Kommt morgen wieder, mein Sohn.“
    Mit diesen dumpfen Worten durch das Holz schlug das Guckloch zu und öffnete sich nicht wieder, obwohl er mit der Faust dagegen schlug. Ungeduldig knurrte er.
    Niemand konnte ihm den Vorwurf machen, er habe es nicht versucht. Seine Schuld war es nicht, dass er gezwungen wurde, die guten Sitten zu vergessen. Er hatte jedes Recht der Wölfe auf seiner Seite, um die Gebote des Klosterlebens zu überschreiten.
    Bis zum Einbruch des Abends hatte er etliche Kreise um Santa Susana gezogen, sich in einer nahe gelegenen Schänke an einem Schweinebraten gestärkt und brach pünktlich mit dem Auftauchen der ersten Sterne am Himmel den Frieden heiligen Bodens, indem er die Klostermauer erkletterte und in einen Kräutergarten sprang. Der Anzug war nicht für Klimmzüge geschaffen, und die Nähte knirschten verräterisch laut in der Nacht. Geduckt huschte Ruben über die Beete, um einige Nebengebäude und gelangte vor das Haupthaus. In einem Türsturz blieb er stehen und witterte. Außer dem Biss der Kälte drang nichts in seine Nase.
    Lautlos pirschte er von einer Tür zur nächsten. Ausnahmslos waren sie verschlossen. Das Haupthaus der Nonnen war wie eine Festung. Sollte er viel Lärm riskieren und eine der Türen einschlagen? Wie weit würde er gelangen, bis sie mit Rohrstöcken herbeieilten und auf ihn einschlugen? Nein, diese Möglichkeit würde er als letzte in Erwägung ziehen. Er zog sich an einem Mauersims nach oben und spitzte durch ein Fenster. Ein Dormitorium. In militärischer Ordnung stand ein Bett neben dem anderen. Vor jedem eine kleine Truhe für die wenigen Habseligkeiten der Nonnen. Er zischte einen leisen Fluch hervor. Hier einzudringen hieße, eine Rebellion panischer Frauen auszulösen, von denen die meisten Männer ohnehin für Unholde hielten. Trotzdem drückte er gegen das Fenster. Verriegelt, was sonst?
    Er sprang zu Boden und gewahrte am Rande seines Sehfeldes eine Bewegung. Gegenüber dem Gebäude, vor dem er stand, fiel die Pforte einer kleinen Kirche zu, ohne dass zu sehen war, wer sie betreten hatte. Eine unermüdliche Braut Christi musste es gewesen sein, die in der Nacht stille Andacht halten wollte. Bestimmt trug sie Schlüssel bei sich. Ein kleiner, geräuschloser Überfall, und er konnte jede verdammte Tür auf diesem Gelände öffnen, ohne Krach zu schlagen. Er lief zur Kirche hinüber und schlüpfte auf leisen Sohlen hinein.

     
    Unzähligen Messen hatte Aurora in der schlichten, schmucklosen Kirche beigewohnt. Während der Nacht hatte sie das kleine Gotteshaus, in das der Winter Einzug gehalten hatte, noch nicht aufgesucht. Das Innere war in Eis getaucht, und sie musste die Altarlichter entzünden, um etwas sehen zu können. Wenig genug war es. Kein Gold, keine Fresken, keine Heiligenstatuen. Nur ein einfacher Altar aus dunklem Stein, über dem ein schweres Holzkreuz hing. Die Figur des Heilands war aus Elfenbein geschnitzt und entlohnte den Mangel an sonstiger Prachtentfaltung. Sein Leib schimmerte wie ein polierter Knochen, und das aufgemalte Blut an Händen, Hüfte und den Füßen leuchtete, als sei es noch feucht. Sie ging vor den Stufen des Altars auf die Knie. Ihr Umhang breitete sich um sie aus wie eine dunkle Blume.
    Seit sich die Tore von Santa Susana hinter ihr geschlossen hatten, sehnte sie sich nach Ruben. Doch wie sollte sie zu ihm zurückkehren? Ihre Dummheit zu bekennen, Reue zu zeigen, reichte gewiss nicht aus, um ihn zu besänftigen. Sein Zorn über ihrVerhalten musste alles überwiegen. Hatte er es nicht selbst gesagt? Ein Werwolf konnte keine Gefährtin an seiner Seite dulden, die sein Vertrauen missbrauchte. Sie war in einem Moment gegangen, da er ihre

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